Dresden. Die Nähe zum Wohnort oder die Empfehlungen von Ärzten und Bekannten: Die Entscheidung für ein Krankenhaus fällt oft aus dem Bauch heraus. Sinnvoller ist es aber, anhand harter Fakten die passende Klinik auszuwählen. Dabei fällt es nicht immer leicht, diese zu bewerten. Hier erhalten Sie Tipps.
Nette Schwestern, schlechtes Essen, schöner Blick in den Park: Wer sich bei anderen nach einem Krankenhausaufenthalt erkundigt, erfährt oft viel über das Drumherum. Ob die medizinische Behandlung gut war, ist nicht so einfach herauszufinden. Und doch lohnt es sich gerade bei planbaren Eingriffen wie dem Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks, sich darüber Gedanken zu machen. Denn nicht jede Klinik bietet die Qualität, die wünschenswert wäre.
"Bei der Wahl eines Krankenhauses nehmen mehr als 90 Prozent der Patienten das nächstgelegene, nur wenige entscheiden sich wegen der Qualität für eine Klinik", sagt der Gesundheits-wissenschaftler Prof. Joachim Kugler von der Medizinischen Fakultät der TU Dresden. Es seien eher jüngere Leute, die sich an der Qualität orientieren - und diejenigen, die bereit zu längeren Recherchen sind.
Orientierung an den harten Fakten
Da Krankenhäuser nicht wie Autos regelmäßig durch den TÜV müssen und es für sie auch keine Bewertungen wie bei den Produkttests der Stiftung Warentest gibt, sind andere Kriterien gefragt. "Orientieren Sie sich an den harten Fakten", rät Prof. Hartmut Siebert vom Aktionsbündnis Patientensicherheit. "Es gibt nicht die beste Klinik, sondern immer nur die beste für eine bestimmte Krankheit."
Patienten sollten sich nach folgenden Dingen erkundigen: Welche Eingriffe bietet das Krankenhaus an? Welche Alternativen gibt es? Würde die angepeilte Klinik diese auch vornehmen? Wie häufig kommt es zu Komplikationen bei einem bestimmten Eingriff? Wie wird damit umgegangen? Gibt es Angaben zur Todesrate? Wie steht es um die Verfügbarkeit von Fachpersonal? Was tut die Klinik für die Hygiene?
Der Qualitätsbericht informiert
Antworten auf diese Fragen finden sich im Qualitätsbericht, den jede deutsche Klinik jährlich erstellen muss. "Darin informieren Krankenhäuser nach bundesweit gleichen Vorgaben über die Ausstattung des Hauses und die Zahl der Behandlungen", erklärt Claudia Widmaier vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV). "Veröffentlicht werden sie von den Landesverbänden der Krankenkassen beziehungsweise den Verbänden der Ersatzkassen, die hierzu jeweils eigene Internetportale eingerichtet haben."
Doch die Lektüre der Berichte ist meist schwere Kost: "Die Berichte sind nicht besonders patientenfreundlich aufbereitet", räumt Bernd Metzinger, Geschäftsführer bei der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) ein. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) von Kassen, Kliniken und Ärzteschaft arbeite derzeit an einer besseren Verständlichkeit der Berichte. Wer sich schon jetzt daran wagt, dem rät Kugler, sich auf Kapitel C und D zu konzentrieren: In C nennen die Kliniken Zahlen, in D geht es um das Qualitätsmanagement.
Zertifizierungen können Hinweise auf Qualität liefern
Siebert empfiehlt bei der Lektüre des Berichts außerdem, darauf zu achten, wie sich das Krankenhaus selbst darstellt. Ist die Sprache sachlich oder sehr werblich? Ist die Klinik freiwillig zum Beispiel nach DIN EN ISO, KTQ oder für spezifische Behandlungen zertifiziert? "Zertifizierungen können Hinweise auf das Bemühen um Qualität und Patientensicherheit sein", erläutert er. Diese Einschätzung teilt Kugler: Ein Zertifikat bedeute, dass jemand Fremdes das Krankenhaus angesehen habe und die Klinik ihr Innenleben zeigen musste. "Wenn ein Krankenhaus keine Zertifizierung hat, würde ich skeptisch werden", sagt er daher.
Eine andere Möglichkeit ist, über die Datenbanken, die auf den Portalen der Kassen ebenfalls angeboten werden, gezielt nach Informationen zu suchen. Diese erlauben laut Widmaier unter anderem die Recherche nach einzelnen Indikationen. Doch darin liegt Kugler zufolge auch ein Problem: Seit zehn Jahren ist der Katalog der in den Qualitätsberichten verzeichneten Indikationen kaum erweitert worden. Das heißt, nicht jeder Patient findet für seine Erkrankung und seinen bevorstehenden Eingriff die gewünschten Daten. Hinzu kommt, dass die Informationen mit einigem zeitlichem Abstand veröffentlicht werden: "Im Mai 2014 erfährt die Öffentlichkeit erst, ob ein Krankenhaus im Jahr 2012 gut oder schlecht abgeschnitten hat", erklärt der Forscher.
Patienten sollten sich laut Siebert erkundigen, ob es einen Patientenfürsprecher oder Ombudsmann gibt, der Beschwerden entgegennimmt. "Das ist ein Anzeichen, dass sich das Krankenhaus um die Interessen der Patienten kümmert." Vor der Entscheidung für eine Klinik hält er es schließlich auch für sinnvoll, das Haus selbst in Augenschein zu nehmen. Er empfiehlt, unter anderem darauf zu achten, ob es im Eingangsbereich und vor jedem Zimmer Spender mit Handdesinfektionsmittel gibt. (dpa)