Essen. La Dolce Vita auf hoher See - mit rund 3000 Passagieren umrundet die Costa Magica den italienischen Stiefel. Besonderen Wert legt der Ozeanriese auf kulinarischen Luxus, bis zu sieben Gänge können Freunde der mediterranen Küche wählen. Auch die edlen Weine sind genau auf das Klientel abgestimmt.
Gern wären wir mal wieder durch Venedig flaniert. Da die großen Kreuzfahrtschiffe der brüchigen Lagunenstadt jedoch nicht gut tun, wurde kurzfristig nach Triest umdisponiert.
Dort weht zwar ein eisiger Wind, doch der Espresso-Liebhaber fühlt sich in der Hafenstadt an der slowenischen Grenze pudelwohl. Im Traditions-Kaffeehaus Urbanis mit seinen vor kurzem frei gelegten Deckenfresken schmeckt „il caffè“ nämlich ganz besonders gut.
Vis-à-vis der Piazza Unità hat bereits die Costa Magica angelegt, um in Kürze mit knapp 3000 Passagieren den Stiefel zu umrunden. La Dolce Vita auf hoher See mit Landausflügen in Bari und Neapel, auf Korfu und auf Malta – eine genussvolle Vorstellung.
Nicht allein auf der Erkundungstour
Die Idee, den ersten Tag auf dem Ozeanriesen mit einer Erkundungstour zu beginnen, hatten meine Kreuzfahrt erfahrene Begleitung und ich nicht exklusiv. Die modernen Fitnessgeräte im Spa-Bereich werden bereits gut genutzt, die Saunaplätze mit Meeresblick sind schon vergeben, auf der gelb markierten Joggingrunde drehen die ersten ihre Runden.
Frei sind die sprudelnden Jakuzzi im offenen Lido Positano – was bei acht Grad Lufttemperatur und einer steifen Brise allerdings niemanden wirklich wundert.
Seeluft macht hungrig, und so sind wir gespannt auf das, was uns kulinarisch geboten wird. Als All-Inclusive-Gäste haben wir die Wahl zwischen drei weißen und drei roten Weinen. „Nehmen sie heute den Cabernet Sauvignon, morgen den Chianti und übermorgen den Nero d’Avola“, schlägt der Kellner im Portofino-Restaurant vor und lächelt. Zum Entree wählen wir allerdings einen qualitativ durchaus ansprechenden Pinot Grigio.
Drei, fünf oder sieben Gänge? Kein Problem
Freunde der mediterranen Küche kommen bei Costa auf ihre Kosten. Aus drei Vorspeisen, einer Suppe, zwei Pasta-Gerichten, vier Hauptspeisen, einem Salat, Käse sowie diversen Desserts kann sich der Gast sein individuelles Menü zusammenstellen. Ob drei, fünf oder gar sieben Gänge, ist seine individuelle Entscheidung. Gnocchi mit Tomatensauce, gebackener Seeteufel oder geröstete Lammkeule gibt’s im Übrigen nur an diesem Abend. Am nächsten stehen andere Gerichte auf der Karte.
„Die Menüs planen wir etwa ein halbes Jahr vorher“, erklärt Mark Mäling. Der 38-jährige F&B-Direktor stammt aus Detmold, lebt allerdings seit sechs Jahren mit seiner russischen Frau auf der Philippinen-Insel Boracay. Seit 13 Jahren verbringt er einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Lebens auf hoher See, stolze siebenmal hat er schon die Welt umrundet, dabei 140 verschiedene Destinationen kennengelernt.
Vor einem Jahr wechselte Mäling zu Costa, wo er für den Bereich „Essen und Trinken“ verantwortlich ist. Im Gegensatz zu seinen Kollegen in den Restaurants an Land muss der Offizier Kalkulationen für bis zu 3500 hungrige und durstige Kehlen aufstellen und kann nicht mal eben nachkaufen, wenn etwas fehlt. „Hier gehen täglich 15.000 Portionen raus, wir backen vier Mal am Tag eigenes Brot“, sagt der Hüne bei unserer Besichtigungstour durch die Großküche, in der gerade die Vorbereitungen für das Gala-Dinner laufen, das an einem Abend einer jeden Kreuzfahrt stattfindet. Bündnerfleisch mit Ziegenkäse-Mousse, Ochsenschwanz-Consommé mit Gemüse und gegrillter Thunfisch mit Rösti und Mediterranea-Sauce stehen unter anderem auf der Karte.
Edle Tropfen auf die Gäste abgestimmt
Die Dimensionen, mit denen Mäling umzugehen hat, erschließen sich endgültig beim Blick in die Kühl- und Frachträume im Bauch des Schiffes. Wie im Lager eines Discounters stehen dort Paletten mit Konserven, riesige Kartoffelsäcke und gestapelte Getränkekartons. „Wir haben in Triest 200 Tonnen geladen“, erzählt Mark Mäling und nennt weitere Zahlen: „Morgens beim Frühstück werden 1200 Joghurts und 2500 Eier benötigt, jede Woche werden 16.000 Flaschen Mineralwasser, 10.000 Flaschen Bier, 1000 Kilo Käse und 100 Kilo Knoblauch verbraucht.“
Eingelagert sind auch edle Tropfen. „Die Weine sind beispielsweise immer auf die Klientel an Bord abgestimmt“, erklärt Mark Mäling, „momentan eben auf Italiener und Deutsche“. Tignanello und Sassicaia, Moet & Chandon und Veuve Cliquot – im Klimaschrank des Spezialitätenrestaurants auf Deck elf entdecken wir viele große Namen. Wir genießen die Aussicht, als die Costa Magica durch die Meerenge von Messina gelotst wird. An dieser Stelle ist Sizilien nur drei Kilometer entfernt von Kalabrien. Wer im Club Vicenza einen Tisch bucht, der muss lediglich 25 Euro zuzahlen und kann sich ein exquisites Menü individuell zusammenstellen. Ob drei oder sechs Gänge, hängt vom Appetit ab.
"Vergleichbar mit einem Sternerestaurant"
„Wir fahren hier eine ganz andere Produktlinie, vergleichbar mit einem Sternerestaurant“, sagt Marc Mäling und lässt sich zum Hauptgang „Surf & Turf“ – ein 300 Gramm schweres Rinderfilet mit Riesengarnele – und einen Blauburgunder aus Südtirol schmecken. „Wir verkaufen einen Zeitabschnitt, wollen den Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich gestalten“, sagt der 38-Jährige.
Wir beschließen unseren Abschiedsabend in der Capo Colonna Piano Bar, bestellen einen Caipirinha und einen Grappa, lauschen dem Gesang des italienischen Duo Jelli. Hier geht es etwas beschaulicher zu als im Italia Magica Atrium mit vier gläsernen Aufzügen in der Mitte des Schiffs. Von hier aus zerstreuen sich 2600 Gäste am nächsten Morgen in Savona in alle Himmelsrichtungen. Ein paar Stunden später verlässt die Costa Magica schon wieder ihren Heimathafen und nimmt mit knapp 3000 neuen Passagieren Kurs auf die Karibik.