Backnang (dapd). Viele Supermärkte und Drogerien bieten heute weiche Kontaktlinsen an. Sie sind günstiger als beim Optiker oder Augenarzt und wandern bequem und nebenbei in den Einkaufskorb wie Tee, Brot und Duschgel. Doch Augenärzte raten davon ab: "Kontaktlinsen sind Medizinprodukte und keine Ware, die vom Grabbeltisch kommen sollte", sagt Gerald Böhme, Facharzt für Augenheilkunde aus Backnang und Leiter des Ressorts Kontaktlinsen beim Berufsverband der Augenärzte Deutschlands.
"Wer sich für das Tragen von Kontaktlinsen entscheidet, sollte immer einen Arzt aufsuchen", sagt er. Nur der könne feststellen, ob das Auge überhaupt gesund sei, und über etwaige Wechselwirkungen mit Medikamenten informieren. Er kann dabei auch den Sitz der Kontaktlinse präzise anpassen.
"Wer Kontaktlinsen im Supermarkt kauft, riskiert Schäden am Auge", warnt Böhme: "Meines Wissens gibt es im Supermarkt oder in der Drogerie keine Kontaktlinsen mit individueller Passform und hoher Sauerstoffdurchlässigkeit." Denn günstige Kontaktlinsen seien aus günstigem Material hergestellt. Außerdem sei die Form dieser Supermarktlinsen meist immer gleich, die Augen der Träger seien aber alle verschieden. "Naheliegend, dass ein und dieselbe Kontaktlinse nicht auf jedes Auge passen kann", sagt Böhme.
Die Stärke der Kontaktlinsen entspreche zudem nicht unbedingt der Brillenstärke und die Kontaktlinse werde auf Verdacht gekauft. "Das Problem ist, dass es bei weichen Kontaktlinsen keine Eingewöhnungsphase wie bei formstabilen Linsen gibt", sagt Böhme. "Die weichen Linsen sind leicht einzusetzen und irgendwie scheinen sie immer zu passen." Das vermittle vielen Fehlsichtigen fälschlicherweise das Gefühl, dass sie gar keinen Arzt aufsuchen müssten.
dapd