Essen/Istanbul.. Nach dem Terroranschlag in Istanbul rät das Auswärtige Amt zu Vorsicht. Reiseunternehmen bieten Stornierungen an und fürchten Umsatzeinbußen.

Zehn tote Deutsche in Istanbul, zahlreiche Verletzte. Nach dem Terroranschlag meldeten türkische Medien am Mittwoch, dass mindestens drei mutmaßliche IS-Kämpfer in Antalya festgenommen worden sind – in einer der Touristenhochburgen an der Türkischen Riviera! Ob die Festnahmen im Zusammenhang mit dem Attentat in Istanbul stehen, blieb zwar zunächst unklar. Dennoch ist da ein ungutes Gefühl, werden doch anscheinend dort Terroristen aufgegriffen, wo Jahr für Jahr Millionen Deutsche am Strand liegen. Ist die Türkei überhaupt noch sicher?

Das Auswärtige Amt wird in seiner Formulierung deutlich. Es warnt Reisende dringend davor, sich in Istanbul und anderen Großstädten in Menschenansammlungen auf öffentlichen Plätzen und vor touristischen Attraktionen aufzuhalten. „Weiterhin wird empfohlen, die Anwesenheit an belebten Plätzen im innerstädtischen Bereich und in Verkehrsmitteln des öffentlichen Personennah- und Fernverkehrs auf das erforderliche Maß einzuschränken“, schreibt das Amt auf seiner Internetseite. Zudem sei landesweit mit politischen Spannungen, gewaltsamen Auseinandersetzungen und terroristischen Anschlägen zu rechnen.

Sorgen bei Reiseunternehmen

Reiseveranstalter bieten dennoch weiterhin Städtetrips in die Bosporus-Metropole an. „Wer bereits eine Reise nach Istanbul mit Anreise bis zum 15. Februar gebucht hat, kann diese aber kostenfrei stornieren“, sagt Frankpeter Schneider vom Duisburger Unternehmen Schauinsland-Reisen.

Vier Urlaubsgäste des Reiseveranstalters sind derzeit in Istanbul. „Wir haben nach dem Selbstmordanschlag umgehend versucht, unsere Gäste zu kontaktieren. Allen geht es glücklicherweise gut“, berichtet Schneider und betont, dass Vorfälle dieser Art immer zu großer Beunruhigung bei Reiseanbietern führen.

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Auch bei Europas größtem Reiseveranstalter Tui. Das Unternehmen aus Hannover sieht in dem Terroranschlag eine Gefahr für das beliebte Reiseziel Türkei. „Eigentlich ist jetzt die Zeit, in der Familien ihren Sommerurlaub in der Türkei buchen. Nun werden wohl viele erst einmal abwarten“, sagte Konzernchef Fritz Joussen gestern in Düsseldorf. Es gleiche einem Blick in eine Glaskugel, voraussagen zu wollen, was mit dem Reiseziel Türkei in diesem Sommer passieren werde. „Wir müssen mit der Unsicherheit leben und Alternativen anbieten.“

Tunesien leide nach dem Terroranschlag auf ein Touristenhotel mit 38 Toten im Juni 2015 bis heute massiv unter den Folgen. Auch Ägypten spüre noch immer die Auswirkungen des möglicherweise von der Terrormiliz Islamischer Staat verursachten Flugzeugabsturzes mit 224 Toten im Oktober 2015 auf den Tourismus.

Die Türkei ist nach Spanien und Italien das drittbeliebteste Urlaubsland der Deutschen. Laut Deutschem Reise-Verband (DRV) reisten 2015 rund 5,5 Millionen Deutsche in das Land – das ist die insgesamt größte touristische Gruppe. Bleiben also gerade die Touristen aus Deutschland aus, hat das wirtschaftliche Folgen. „Der Tourismus ist eine der großen Einnahmequellen“, sagt Professor Haci Halil Uslucan, der Leiter des Zentrums für Türkeistudien in Essen. „Wenn die Unsicherheiten in der Türkei länger anhalten, kann das die Wirtschaft empfindlich treffen.“ Im vergangenen Jahr brachte der Tourismus der Türkei Einnahmen von rund 34,3 Milliarden US-Dollar.

Sechs Bundesligisten in Belek

Nicht nur Urlauber fahren gerne in das Mittelmeerland, auch Profisportler schätzen das milde Klima und die ausgezeichneten Trainingsbedingungen im Winter. In Belek an der Riviera bereiten sich derzeit mehrere Fußballbundesligisten auf die Rückrunde vor. Der Ort liegt keine 50 Kilometer von Antalya entfernt, wo gestern die drei mutmaßlichen russischen IS-Kämpfer festgenommen worden seien.

Für Aufregung sorgte diese Meldung beim Zweitligisten Fortuna Düsseldorf, der am 18. Januar sein Trainingslager in Belek startet, aber nicht. „Natürlich werden wir die Entwicklungen beobachten, aber Grund zur Beunruhigung gibt es für uns momentan nicht“, sagte Kai Niemann, der Pressesprecher der Fortuna. „Der VfB Stuttgart ist gerade in dem Hotel, das wir nächste Woche beziehen. Unserer Ansicht nach ist Belek nicht gefährlicht“, ist sich Niemann sicher.