Lüdinghausen. Damit Erste Hilfe im Notfall reibungslos funktioniert, muss schon vorher im Hintergrund eine ganze Menge passieren. Wie das Deutsche Rote Kreuz funktioniert – ein Blick hinter die Kulissen und ein Gespräch mit einem DRK-Rettungsdienstleiter.
Mit großem „Tatütata“ ausrücken, Verletzte bergen und auf dem schnellsten Weg im Krankenhaus abliefern – so stellen wir uns den Rettungsdienst vor. Damit das im Notfall tatsächlich auch so funktioniert, muss schon vorher im Hintergrund eine ganze Menge passieren. Davon haben wir uns in der Lehrrettungswache Lüdinghausen überzeugt. Sie ist eine von insgesamt sieben DRK-Rettungswachen im Kreis Coesfeld, die rund um die Uhr bereit sind, Menschen zu helfen und ins Krankenhaus zu bringen. In ganz Deutschland gibt es rund 1400 DRK-Rettungswachen des DRK.
Der Leiter des Rettungsdienstes, Michael Hofmann, empfängt uns in Lüdinghausen mit den Rettungsassistenten, die gerade Dienst in der Wache haben. Zwei Rettungsfahrzeuge befinden sich auf dem Gelände der Wache, Rettungswagen und Notarztwagen treffen sich häufig erst am Einsatzort. Man spricht hier von einem„Rendezvous-System“.
Hilfe nach spätestens zwölf Minuten
Während der Begrüßung auf dem Hof der Rettungswache nieselt es. Es ist nass und rutschig. Viel Laub liegt auf Wegen und Straßen – gefährliches Wetter für Unfälle also. Jederzeit kann jetzt das Signal zum Einsatz kommen. Und dann muss es innerhalb von nur 90 Sekunden losgehen, so besagt die Vorschrift. Wenn jemand im Kreis Coesfeld die Notfallrufnummer 112 wählt, koordiniert eine Zentralleitstelle den Einsatz zur nächstgelegenen Rettungswache.
Spätestens nach zwölf Minuten soll Erste Hilfe geleistet werden. Den Rettungsassistenten ist der unterschwellige Druck nicht anzumerken. Gelassen erledigen sie ihr Tagesgeschäft– jederzeit bereit, sofort zustarten.
Interview mit Michael Hofmann
Herr Hofmann, wie fühlt es sich an, immer auf Abruf zu sein?
Michael Hofmann: Man gewöhnt sich daran. Zum Glück kommt es nicht oft vor, dass man wegen eines Großeinsatzes aus dem Tiefschlaf gerissen wird.
Wie viele Einsätze treten denn so auf?
Hofmann: Vergangenes Jahr waren es rund 1400, also etwa drei bis vier täglich.
Mit wie viel Kräften müssen Sie das Pensum bewältigen?
Hofmann: Im Kreis Coesfeld betreibt das Rote Kreuz sieben Rettungswachen, in denen etwa 100 hauptamtliche Rettungskräfte arbeiten. Außerdem bilden wir junge Leute zu Rettungsassistenten und Notfallsanitätern aus. Das Ganze können wir aber in dem Umfang nur dank vieler ehrenamtlicher Unterstützer leisten, die sich zusätzlich bereithalten.
Mit welchen Notfällen werden Sie konfrontiert?
Hofmann: Die meisten Einsätze betreffen akute gesundheitliche Notsituationen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Verkehrsunfälle sind die Ausnahme.
An welchem größeren Einsatz waren Sie beteiligt?
Hofmann: In NRW gibt es ein System der überörtlichen Hilfe. In diesem Rahmen waren wir vor zwei Jahren nach der Massenkarambolage auf der A31 im Einsatz.
Wie belastend kann die Arbeit sein?
Hofmann: Der psychischen Überbelastung treten wir aktiv entgegen. Alle Einsätze werden nachbesprochen und so gut es geht aufgearbeitet, damit sich nichts negativ festsetzt. Zusätzlich sind Notfallseelsorger für die Helfer stets erreichbar.
Sie wissen nie genau, was auf Sie zukommt?
Hofmann: Die Arbeitsbelastung ist ganz unterschiedlich. Mal verläuft der Tag ruhig, mal kommt ein Einsatz nach dem anderen. Wir sind aber gut vorbereitet und auf alles eingestellt. Man erlebt trotzdem noch Überraschungen. Negative, aber natürlich auch positive, etwa, wenn bei der überstürzten Geburt eines Kindes alles gut gegangen ist.
Weitere Informationen unter www.drk-coesfeld.de