Essen. Das Facebook-Konto zu löschen ist für viele Menschen absolut unvorstellbar. Trotz Datenklau und NSA-Abhörskandal posten viele weiterhin ihr Privatleben im Sozialen Netzwerk. Marian Laske hat sein Facebook-Konto deaktiviert und an sich selbst beobachtet, was das für Auswirkungen hat.
Einfach mal machen, habe ich mir vor einer Woche gedacht. Schließlich habe ich mich sowieso nur noch auf Facebook gelangweilt, trotzdem jeden Tag ein bis zwei Stunden in der Neuigkeiten-Leiste vergeudet und mich dabei ertappt, wie ich mein Profil verschönert habe. Obwohl mir das ja eigentlich alles nicht so wichtig ist. Und dann wird noch gefühlt jede Woche über einen neuen Daten-Skandal des größten Sozialen Netzwerks berichtet.
Also habe ich das gemacht, was die Tage danach von meinen Freunden mit den Worten „Quatsch“, „Wirklich“ „Und jetzt?“ kommentiert wurde. Ich habe mich von Facebook abgemeldet. Jawoll…
Alle Daten bleiben erstmal gespeichert
Und dann? Saß ich da. Und habe mich nach zehn Minuten erstmal wieder angemeldet. Ich brauchte nämlich noch die Handynummer eines ehemaligen Uni-Kollegen. Und wo sollte ich ihm sonst schreiben, außer bei Facebook? Der Clou – Facebook friert bei einer stinknormalen Deaktivierung das Konto nur ein. Alle Daten bleiben gespeichert: Bilder, Freunde, „Gefällt mir – Angaben“. Nach zehn Minuten war also alles wieder wie vorher und ich ein stolzer Teil der Facebook-Welt mit fast 400 Freunden. Nur kurz, denn dann klickte ich wieder auf „Deaktiviere dein Konto“. Jetzt aber wirklich.
Natürlich muss ich hier dazu schreiben, dass es Möglichkeiten gibt, sein Konto für immer ins Daten-Nirvana zu schicken. Es ist kompliziert, aber es geht. Und vermutlich hat mir diese theoretische Sicherheit, direkt wieder einsteigen zu können, den Ausstieg erleichtert. Erstmal nur testen.
Ein netter Zeitvertreib
Genau das mache ich jetzt seit einer Woche. Anstatt, dass ich abends zwei Stunden mit irgendwelchen Statusmeldungen und Bildern von verrückten Orten vergeude, klappe ich nun meinen Laptop auf und frage mich: was mache ich jetzt? Denn Facebook ist ja neben vielen sinnlosen Bekanntmachungen über das verrückte Party-Wochenende, das lausige Wetter und den damit verbundenen Gesundheitszustand durchaus nützlich. Zeitungen und Magazine weisen auf nette Geschichten hin, man erhält den ein oder anderen Musiktipp und manchmal macht es ja auch Spaß sich durch irgendwelche Urlaubsfotos zu klicken. Ein netter Zeitvertreib eben.
Aber Facebook ist mehr als nur ein Zeitvertreib – es gehört zum Leben. Jedenfalls meiner Generation. Ich bin 26 und Freunde fragen mich: „Kommst du auch am Samstag?“ „Was ist denn da“, frage ich dann jetzt. „Ja, die Party.“ „Welche Party“ „Von …, hat er doch auf Facebook geschrieben.“ „Ich bin doch nicht mehr bei Facebook.“ „Wirklich?“
FacebookDann lieber Fernsehen
Ja, wirklich. Es gibt zahlreiche solcher Beispiele. Auch mein neuer Redaktionsleiter hat zu mir gesagt: „Unsere Redaktion ist auch auf Facebook. Kannst du dir mal anschauen.“
Und nun? Ja, Facebook ist eine Daten-Krake. Ja, Facebook will nur Geld verdienen. Ja, man vergeudet Zeit auf Facebook. Aber auch ja, es ist manchmal praktisch. Mittlerweile klappe ich meinen Laptop meistens – nachdem ich mühsam die einzelnen Nachrichtenportale überflogen habe - schon nach zwanzig Minuten wieder zu. Und gucke Fernsehen. Hmm…