Trier. Am Wochenende sind bereits über eine halbe Million Pilger nach Trier gereist, um sich den “Heiligen Rock“ anzusehen. Die Reliquie soll der Legende nach die letzte Tunika Jesu Christi sein. Kirchenkritiker demonstrierten am Samstag mit einer Kunstaktion.

Knapp 30.000 Pilger sind am Wochenende zur "Heilig-Rock-Wallfahrt" nach Trier gekommen. Alleine am Samstag seien 17.000 Gläubige angereist, sagte ein Sprecher des Bistums am Sonntag. Die Wallfahrt wurde am Freitag mit einem Gottesdienst im Dom eröffnet.

Noch bis zum 13. Mai wird dort die vermeintlich letzte Tunika Jesu, der Heilige Rock, gezeigt. Die wichtigste Reliquie des Bistums ist erstmals seit 16 Jahren wieder öffentlich zu sehen. "Wir sind sehr zufrieden, die Stimmung in Trier ist gut", sagte der Bistumssprecher. Die Stadt habe die Pilgerströme gut bewältigt, alles funktioniere reibungslos.

Messe in drei Sprachen

Am Samstag kam die größte Gruppe aus dem benachbarten Luxemburg: Mehr als 1.600 Menschen aus dem Großherzogtum feierten zunächst eine Messe unter freiem Himmel im Palastgarten, die vom luxemburgischen Erzbischof Jean-Claude Hollerich in drei Sprachen zelebriert wurde. Der Heilige Rock ermutige die Pilger, Gott zu begegnen und mit einem frohen Herzen zurück nach Luxemburg zu kehren, sagte Hollerich.

An der Messe nahm auch Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker teil. Der Nachrichtenagentur dapd sagte Juncker, er empfinde das Motto der Wallfahrt "Und führe zusammen, was getrennt ist", als Auftrag. Ihn beeindrucke die Gemeinschaft der Gläubigen, die bei derartigen Ereignissen besonders spürbar werde. "Ich habe das Gefühl, den Menschen geht es jetzt besser als vorher", betonte der Premierminister nach dem Gottesdienst.

Erstmals durch Kaiser Maximilian I. gezeigt.

Der Legende nach brachte die Heilige Helena, Mutter des römischen Kaisers Konstantin, die Reliquie von einer Reise ins Heilige Land mit nach Trier. Über Jahrhunderte im Dom eingemauert, wurde der Heilige Rock auf Betreiben von Kaiser Maximilian I., der 1512 in der Moselstadt einen Reichstag abhielt, erstmals öffentlich gezeigt. Im 20. Jahrhundert wurde das Gewand nur dreimal ausgestellt: 1933, 1959 und zuletzt 1996.

Für Aufsehen sorgte am Samstag eine kirchenkritische Kunstaktion: Mit einem sogenannten "Walk Act" demonstrierten die Aktionskünstler Wolfram P. Kastner und Linus Heilig für eine konsequente Trennung von Staat und Kirche. Als Papst Pius XII. und Hitler verkleidet spazierten sie durch die Innenstadt und erinnerten an das 1933 zwischen der NS-Diktatur und dem Vatikan geschlossene Reichskonkordat. Vor dem Dom nahm die Polizei die beiden Protagonisten mit zur Wache, um die Personalien festzustellen. (dapd)