Hannover.. Corona macht das Wandern noch beliebter. Es gibt im Wanderland Niedersachsen viel zu entdecken - und nur noch ein paar klitzekleine Auflagen.
Das Wandern ist nicht nur des Müllers Lust. Es ist im komplizierten Coronasommer 2020 auch in Niedersachsen eine einfache Möglichkeit, schöne Urlaubstage zu erleben. Social Distancing, Abstand zu anderen Menschen - genau das erlebt, wer in freier Natur zu Fuß unterwegs ist. „Die Nachfrage nach Wanderkarten hat enorm zugenommen“, sagte Ulrich Gövert, Vorsitzender des Wanderverbandes Niedersachsen.
Trotzdem lässt sich der Corona-Pandemie auch beim Wandern nicht ganz entfliehen. Das Fernwandern, die „klassische Wochenwanderung“ von Quartier zu Quartier werde in diesem Sommer schwieriger, erwartet Gövert. Und da meint er nicht nur die Wanderer auf Schusters Rappen, sondern auch Rad- oder Kanuwanderer entlang der Weser. Hotels und Pensionen dürfen zwar wieder alle Betten belegen, doch nun macht die hohe Nachfrage die Suche nach Unterkünften schwierig.
Ostfriesland, Harz oder Lüneburger Heide
Zwar ist Niedersachsen kein klassisches Fernwanderland wie etwa Baden-Württemberg, aber attraktive Angebote gibt es überall. Über die Deiche in Ostfriesland verläuft der Störtebeker-Weg, der Geestweg führt von Emden nach Bremen. Der Heidschnuckenweg erkundet auf 223 Kilometern die Lüneburger Heide.
Im Harz geht es rauf und runter auf dem Hexenstieg, dem Grenzweg oder dem Baudensteig. „Man sollte im Vorfeld sein Quartier haben“ - gerade in einem vielbesuchten Wanderrevier wie dem Harz, empfiehlt Geschäftsführerin Annett Drache vom Harzklub in Clausthal-Zellerfeld.
Um sicher zu gehen, kann man die Buchung von mehreren Unterkünften hintereinander den Profis überlassen. „Gerade die Pauschalangebote sind die einfachere Variante im Moment“, sagt Geschäftsführerin Irina Hartig vom Touristikzentrum der Solling-Vogler-Region in Holzminden. Dort werden unter anderem Touren auf dem Ith-Hils-Weg (80 km) und dem Weserbergland-Weg (220 km) angeboten. Auch Hartig sieht eine wachsende Nachfrage: „Man merkt schon, dass die Leute raus möchten.“ Vom Wildcampen raten die Experten ab. In Deutschland ist es verboten.
Tageswanderungen oder Fernwandern
Die Alternative zum Fernwandern sind Tageswanderungen mit Anreise von zuhause oder einem festen Quartier aus. „Wir haben viele attraktive Rundwege ausgewiesen“, sagt Harzklub-Vertreterin Drache.
Auf Tages- und Halbtagestouren setzen auch die 24 „Nordpfade“ durch Flusstäler, Wälder und Moore im Landkreis Rotenburg. Im Mai seien sieben Mal mehr Broschüren angefordert worden als im Vorjahresmonat, sagt Geschäftsführer Udo Fischer vom Touristikverband Rotenburg. „Die Leute wollen in die Natur, nicht in die Stadt. Alle genießen das bei den starken Einschränkungen, die wir haben.“ Die Wanderpfade seien gut besucht, er sehe auch viele Gäste aus dem nahen Bremen.
Wandergruppen müssen auf Abstand achten
So wie die Hotellerie nach der Zwangspause erst wieder in Gang kommt, hat auch die Gastronomie noch mit Corona-Beschränkungen zu tun. „Die Wirte freuen sich natürlich über jeden Gast. In der Regel bekommt man einen Platz“, sagt Hartig. Doch Wanderer sollten sich vorher erkundigen, ob das ersehnte Lokal am Weg auch tatsächlich geöffnet habe. Umso wichtiger ist diesem Sommer der eigene Vorrat an Proviant und Wasser. „Rucksackverpflegung ist angesagt“, sagt der Wanderverbandsvorsitzende Gövert.
Nicht alle Wanderer wollen allein sein, vielen geht es auch um Geselligkeit. Gövert schwärmt vom „tollen Kameradschaftserlebnis“. Wandergruppen dürfen laut Rechtsverordnung des Landesregierung mit beliebig vielen Personen unterwegs sein. Genau wie Sportgruppen bräuchten sie aber einen Organisator, sagte ein Sprecher des Sozialministeriums in Hannover. Der Verantwortliche müsse darauf achten, dass alle Wanderer nicht anderthalb, sondern zwei Meter Mindestabstand einhalten. (dpa)