Düsseldorf (dapd). Immer wieder ermahnen Eltern abends ihre Kinder, doch endlich das Licht auszumachen und einzuschlafen. Doch wenn das Buch gerade so spannend ist, kommt der Nachwuchs der Bitte oft nur indirekt nach. Das Licht wird zwar ausgemacht, aber unter der Decke wird mit Taschenlampe oder Handybeleuchtung heimlich weitergelesen.
"Viele Eltern befürchten, dass dadurch die Augen des Kindes Schaden nehmen", weiß Georg Eckert vom Verband der Augenärzte in Düsseldorf. Doch der Experte gibt Entwarnung: Der Volksglaube "Schlechtes Licht macht auch schlechte Augen" sei nur ein Ammenmärchen. "Medizinisch gibt es dafür keinen Beleg", sagt Eckert.
Wer liest oder am Computer arbeitet, braucht gutes Licht: Dieser Ratschlag ist allgemein bekannt. Und auch durchaus sinnvoll, sagt der Experte: "Es ist einfach anstrengender, im Halbdunkel zu lesen." Alles ist undeutlicher, die Buchstaben verschwimmen vor dem Auge. Kopfschmerzen oder Müdigkeit könnten die Folge nächtlicher Leseaktionen sein, eine Schädigung der Augengesundheit jedoch nicht.
"Bei hellem Licht verengt sich die Pupille und kleinere Sehfehler fallen weniger auf", erklärt der Augenarzt. Besonders ältere Menschen achteten deshalb beim Lesen automatisch auf helles Licht. Eckert vergleicht das Auge mit einem Fotoapparat: "Bei hohem Lichteinfall wird die Blende optisch enger gestellt, was die Tiefenschärfe des Bildes verbessert." Im Gegenzug mache eine weite Blende bei dunklem Umfeld das Bild automatisch eher unscharf. Gleiches passiere beim Lesen im Dunklen, erklärt Eckert: "Durch die geweitete Pupille machen sich versteckte Sehfehler eher bemerkbar, ganz unabhängig davon, ob ich lese oder nicht."
dapd