Für viele Menschen ist es selbstverständlich, ihren Alltag online zu organisieren. Auch im Bereich sozialer Dienstleistungen wird online gesucht.

Längst ist es für viele Menschen selbstverständlich, ihren Alltag online zu organisieren. Urlaubsreisen werden im Internet gebucht, die Reiseverbindung mit dem Smartphone gecheckt und mit Freunden per WhatsApp kommuniziert. Aber auch im Bereich sozialer Dienstleistungen wird längst online gesucht, wenn es zum Beispiel um Haushaltshilfen für die alt gewordenen Eltern geht.

Die digitale Entwicklung betrifft auch die Angebote und Hilfen der Caritas. Soziale Arbeit braucht (auch) digitale Zugänge, Tools und Möglichkeiten, um umfassend nah bei den Menschen zu sein. Es geht um ganz konkrete Fragen: Wie können digitale Möglichkeiten in der Alten- und Behindertenhilfe, in Krankenhäusern, Kindertagesstätten und in der Beratung die Arbeit unterstützen? Welche Anforderungen stellt der digitale Wandel an die Kompetenzen von Erzieherinnen oder Pflegekräften? Wie werden künftig Rat- und Hilfesuchende erreicht, wenn die Angebote von Hilfe-Plattformen immer selbstverständlicher genutzt werden? Was heißt das für das Selbstverständnis der sozialen Arbeit, die davon lebt, dass sich Menschen begegnen?

Sozial braucht digital

Im Jahr 2019 lädt die Caritas-Kampagne dazu ein, sich mit den Auswirkungen der digitalen Transformation in der sozialen Arbeit auseinanderzusetzen. „Soziale Arbeit braucht digitale Zugänge, Tools und Möglichkeiten, um umfassend nah bei den Menschen zu sein“, betont Caritas-Präsident Peter Neher mit Blick auf die Caritas-Kampagne 2019. „Sozial braucht digital“. Doch noch immer liege das politische Augenmerk fast ausschließlich auf der Digitalisierung der Wirtschaft und der Wissenschaft.

Beispiele zeigen, wie die Digitalisierung die Arbeit bereichern kann:

  • In einem Kölner Altenzentrum werden Virtual-Reality-Brillen verwendet, damit ein Rundgang durch den Kölner Dom auch dann möglich ist, wenn der Ausflug körperlich nicht mehr machbar ist.
  • In einer Einrichtung der Caritas im Erzbistum München und Freising wird ein Pflegeroboter in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) getestet, der die Arbeit der Pflegekräfte unterstützen soll.

Bei aller Zustimmung und Experimentierfreude. Der digitale Wandel stößt auch auf Skepsis und Vorbehalte. Für die Caritas heißt das, noch mehr Anstrengungen unternehmen zu müssen, Fachkräfte zu qualifizieren. Zudem muss in die Lehrpläne sozialer Berufe und Studiengänge die Entwicklung digitaler Kompetenzen Aufnahme finden. Wichtig ist zudem, auch Hilfesuchende digital zu befähigen.

Wie die analoge und digitale Welt ineinandergreifen zeigt eindrücklich die Online-Beratung der Caritas. Seit 2006 finden Ratsuchende hier Unterstützung in 15 Hilfefeldern: von der Beratung für schwangere Frauen bis zu Beratungen für überschuldete Menschen oder suizidgefährdete Jugendliche. Online-Beratung verbindet die schnelle Hilfe im Netz mit der Möglichkeit, weitergehende Fragen in der Beratungsstelle vor Ort besprechen zu können.

Aktuell wird die Online-Beratung konzeptionell, technisch und organisatorisch auf neue Füße gestellt. Es wird eine digitale Beratungsplattform mit hohen Sicherheitsstandards aufgebaut, die den Ratsuchenden einen selbstbestimmten und fließenden Wechsel zwischen Mail, Chat, Sprachnachricht, Telefon und persönlichem Gespräch ermöglicht.

Digital braucht sozial

„Digitale Teilhabe ist zu einer Voraussetzung für soziale Teilhabe geworden. Es wird noch wichtiger werden, dass Menschen digitale Kompetenzen erwerben“, so Peter Neher. Dies betrifft Schulen genauso wie lebenslanges Lernen. Da Weiterbildung häufig am Arbeitsplatz stattfindet, wird es auch eine Aufgabe sein, langzeitarbeitslose, niedrig qualifizierte und ältere Menschen weiterzubilden.

Doch noch immer liegt das politische Augenmerk fast ausschließlich auf der Digitalisierung der Wirtschaft und der Wissenschaft. Die Entwicklung einer digitalen Gesellschaft, die dem Menschen dient, erfordert aber einen weiteren Blick. So lässt sich die Teilhabe sozial benachteiligter Menschen nur verwirklichen, wenn es gelingt, die digitalen Entwicklungen im sozialen Bereich mitzudenken und reflektiert in die Praxis umzusetzen.

Die digitale Transformation weckt nicht nur Optimismus, sondern auch Sorgen. Beide Perspektiven haben ihre Berechtigung. Wer aber bei den Risiken stehen bleibt, ohne über Lösungen nachzudenken, blendet die Chancen der Digitalisierung aus. Die Kampagne „Sozial braucht digital“ will beides tun: Die Chancen – gerade im sozialen Bereich – deutlich machen und dabei die Risiken in den Blick nehmen und Lösungen anbieten. Denn die digitale Entwicklung braucht auch die soziale Komponente. Darauf will die Kampagne des Deutschen Caritasverbandes aufmerksam machen und dazu einladen, gemeinsam über die Gestaltung der Digitalisierung ins Gespräch zu kommen und Lösungen zu entwickeln.

Wie in den Vorjahren unterstützt die von WestLotto angebotene Lotterie GlücksSpirale die Umsetzung und Entwicklung der Kampagne der Caritas.

Projekt-Beispiele zur Kampagne finden Sie unter www.sozialbrauchtdigital.de.

>>> Infokasten: Gut für dich. Gut für NRW.

Als gesellschaftlicher Träger im Bereich Wohlfahrt profitiert die Caritas vom Lotto-Prinzip. Rund 40 Prozent der Spieleinsätze der Tipper bei WestLotto gehen an das Land Nordrhein-Westfalen, das daraus wiederum das Gemeinwohl fördert. Mehr rund 650 Millionen Euro sind auf diesem Weg allein im vergangenen Jahr 2018 zusammengekommen.