München/Berlin. Funklautsprecher beschallen ohne lästige Kabel das ganze Haus. Sogar anspruchsvolle Audio-Liebhaber kommen dabei auf ihre Kosten. Vor dem Kauf müssen sich Verbraucher aber für eins von vier Systemen entscheiden, die unterschiedliche Vor- und Nachteile haben.
Im Heimkino sind Kabel kein gern gesehener Gast mehr. Viel flexibler und schöner ist es, wenn sich Flachbildfernseher, Blu-ray-Player oder Settop-Box drahtlos Futter aus dem Internet oder dem Computer holen. Auch Lautsprecher, die per WLAN Musik vom Smartphone oder der Anlage beziehen, werden immer beliebter. Im vergangenen Jahr wurden laut der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) 1,1 Millionen sogenannte Dockingstationen in Deutschland verkauft, zu denen auch die kabellosen Boxen gehören. Das waren 30 Prozent mehr als im Vorjahr.
Doch können die WLAN-Lautsprecher überhaupt eine klassische HiFi-Anlage ersetzen? Andreas Frank, Redakteur der Zeitschrift «Connected Home», hat daran keine Zweifel: «Es gibt mittlerweile klangstarke WLAN-Lautsprecher, die anspruchsvolle Fans zufriedenstellen.» Zu diesem Ergebnis kommt auch die Stiftung Warentest, die für ihre Zeitschrift «test» (Ausgabe 1/2014) vier kabellose Audiosysteme überprüft hat. Verbraucher haben die Wahl zwischen den Eigenentwicklungen der Boxenbauer Sonos und Teufel, Airplay für Apple-Geräte und dem Universalstandard DLNA.
Bauweise der Boxen entscheidend
Einfluss auf die Qualität hat aber weniger der Übertragungsstandard, sondern eher die Bauweise der Boxen. Wichtig sind dabei die Tugenden, die auch gute traditionelle Lautsprecher auszeichnen, also etwa das Membran-Material, das Gehäusevolumen und der integrierte Verstärker. Durch die Kombination von zwei Boxen können Hörer auch über WLAN echten Stereo-Sound genießen.
Die Entscheidung für ein System ist dabei in der Regel eine Entscheidung fürs Leben: Sonos toleriert in seinem Netzwerk zum Beispiel keine Geräte anderer Hersteller, Teufel schon - nach Angaben der Warentester klappt das allerdings nur eingeschränkt. Ihre Geschlossenheit macht die Systeme aber auch stärker: «Zeitgleich in mehreren Räumen dieselbe oder verschiedene Musik hören - das gelingt nur mit den drahtlosen Audiosystemen von Sonos und Teufel», so die Tester.
Preislich bewegt man sich hier allerdings oberhalb der 600-Euro-Marke, DLNA-Lautsprecher sind oft deutlich günstiger. Probleme mit der Zusammenarbeit von Geräten verschiedener Hersteller kann es aber selbst dort geben. Mit Airplay lassen sich Boxen und Zuspieler aus verschiedenen Häusern meistens problemlos verwenden, unterstützt wird der Apple-Standard aber längst nicht immer und oft nur von etwas teureren Geräten.
Auch für technisch weniger Versierte geeignet
200 Euro sollte man für ordentlichen Klang in WLAN-Lautsprecher mindestens investieren, rät Andreas Frank. Sonst ist der Sound meist recht dünn und unnatürlich. Einrichtung und Bedienung sind mittlerweile bei den meisten Geräten sehr einfach und stellen auch technisch weniger Versierte vor keine unüberwindbare Herausforderung. «WLAN-Lautsprecher sind immer aktive Lautsprecher, das heißt, sie haben einen eingebauten Verstärker», erklärt Frank. Gute passive Boxen lassen sich aber ebenfalls mit gestreamter Musik versorgen. Am einfachsten geht das mit einem Netzwerk-Musikplayer an der Stereoanlage oder einem AV-Receiver mit WLAN.
Im Normalfall sollte es bei der Funkübertragung zu keinen Störungen kommen. Problematisch kann es höchstens in einer Mietwohnung werden, wenn sich mehrere drahtlose Netzwerke gegenseitig beeinflussen. Ein neuerer WLAN-Router, der auch das meist weniger verstopfte 5-Gigahertz-Frequenzband unterstützt, kann in diesem Fall Abhilfe schaffen. Sollte die Verbindungsqualität zum Lautsprecher auch damit unbefriedigend sein, steht der Router möglicherweise zu weit entfernt. Zu große Distanzen lassen sich ohne großen Aufwand mit einem Repeater überbrücken.
Redakteur Andreas Frank weist darauf hin, dass viele WLAN-Lautsprecher neben dem Netzwerkzugang auch einen analogen Audioeingang besitzen. Daran lassen sich der Fernseher oder die alte Stereoanlage anschließen. Außerdem muss die Musik nicht nur vom Computer, dem Smartphone oder dem Netzwerkspeicher kommen, auch Streaming-Dienste wie Spotify sind eine möglich Quelle. Bei Sonos stellt ein integrierter Player selbst eine Verbindung zu dem Onlinedienst her. Andere WLAN-Lautsprecher brauchen ein Smartphone oder Tablet, um auf die Streaming-Anbieter zuzugreifen. (dpa)