Hamburg. Wer sich von lieb gewordenen Dingen nicht trennen kann oder seine Wohnung nicht als Lagerraum nutzen möchte, findet außerhalb Platz zum Unterstellen. Beim sogenannten Selfstorage können Kunden Lagerflächen mieten. Mietzeiten und Größe der Räume sind vor allem variabel.
In einem Haushalt sammelt sich viel an im Laufe der Jahre: Bücher, Schallplatten, Aktenordner, Spielzeugkartons, Skiausrüstung, Rodelschlitten, Fahrradutensilien und etliches mehr. Was nicht täglich gebraucht wird, landet oft in Keller oder Abstellkammer. Bis diese aus den Nähten platzen.
Nach Angaben von Wolfgang Koehnk, Vorstandsvorsitzender des Verbands deutscher Selfstorage Unternehmen, gibt es in etwa 100 Selbstlagerzentren: "Sie sind in der Regel an größeren Straßen zu finden, denn sie sollen für die Kunden gut erreichbar sein." Nicht nur Privatleute, auch viele gewerbliche Kunden nutzen Koehnk zufolge diesen Service, zum Beispiel ebay-Verkäufer oder mobile Handwerker, die für Aufträge in verschiedenen Regionen Lagerraum benötigen.
Der Unterschied zu herkömmlichen Einlagerungsmöglichkeiten liegt in der Flexibilität. "Anders als bei der Anmietung einer Garage oder eines normalen Lagerraumes kommen Kunden bei Selfstorage kurzfristig aus ihren Mietverträgen heraus", betont Wolfgang Koehnk.
Diskretion ist das Geschäftsprinzip
Wer sich längerfristig binde, habe aber Preisvorteile. Eines der größten Unternehmen am Markt bietet zum Beispiel eine Mindestlaufzeit von vier Wochen und eine Kündigungsfrist von zwei Wochen an. Ein sechs Quadratmeter großer Lagerraum kostet bei demselben Unternehmen 70 Euro für vier Wochen.
Nicht nur die Mietzeiten sind variabel, auch die Größe der Räume. Die Boxen sind zwischen einem und 30 Quadratmetern groß. Sie haben mit althergebrachten Lagerräumen in Kellern oder Fabriketagen nichts mehr zu tun. Es sind moderne, belüftete und alarmgesicherte Abteile. Deshalb lagerten dort zum Teil auch wertvolle Gegenstände wie Sportausrüstungen, Bekleidung, schöne Bücher oder Werkzeuge, sagt Koehnk. Für Weinliebhaber gebe es klimatisierte Wein-Storages, in dem Sammler ihre edlen Tröpfchen fachgerecht lagern können.
"Was die Kunden einlagern, bleibt ihr Geheimnis", sagt Wolfgang Koehnk. Es gebe keine Inventarlisten oder Kontrollen des Inhalts. Diskretion wird großgeschrieben. Alle Mietboxen sind vor den Blicken von außen geschützt. Die Kunden können sie täglich zwischen 6 und 22 Uhr ohne Begleitung aufsuchen.
Flure, Treppenhäuser und Außenanlagen sind videoüberwacht und der Zugang zu den Abteilen ist durch mehrere PIN-Codes gesichert. "Die Erfahrung zeigt, dass die Mietboxen auch in schwierigen Lebenslagen nützliche Helfer sein können", berichtet Koehnk. Nach einer Scheidung bieten sie beispielsweise Platz für den überschüssigen Hausrat. Oft komme es auch vor, dass Mieter sie nutzen, deren neues Eigenheim nicht rechtzeitig zum geplanten Umzugstermin fertig wurde.
Bei Möbeleinlagerungen lohnen sich Speditionen
Ist die alte Mietwohnung schon gekündigt, kann eine Mietbox verhindern, dass die Möbel auf der Straße stehen. Sie muss gar nicht einmal groß sein. Die Ausstattung einer durchschnittlichen 80-Quadratmeter-Wohnung hat nach Einschätzung von Koehnk in einem etwa acht Quadratmeter großen Lagerabteil Platz. "Der Kunde muss sich nicht festlegen, wie lange er die Möbel einlagert. Sobald das neue Eigenheim bezugsfertig ist, kann er den Vertrag beenden und seine Möbel abholen."
Selfstorage, das etwa seit zehn Jahren in Deutschland angeboten wird, ersetzt aber die klassische Einlagerung von Möbeln und Hausrat nicht. "Während die Mietlager im Grunde eine Verlagerung des Kellers nach außerhalb sind, ist die Möbeleinlagerung eine Dienstleistung von professionellen Spediteuren", sagt Christian Henkel, Sprecher des Bundesverbands Möbelspedition und Logistik (AMÖ).
Sie kommt meist dann zum Tragen, wenn Kunden ihre Möbel über längere Zeit fachgerecht unterbringen wollen, zum Beispiel bei mehrjährigen Auslandsaufenthalten. Anders als beim Selfstorage, das eine reine Vermietung ist, holt der Spediteur in der Regel das Lagergut ab und übernimmt es in seine Obhut. Als Nachweis wird eine Inventarliste erstellt. Zutritt zu den Lagerräumen hat der Kunde normalerweise nicht. Aber er bekommt die Gewähr, dass sein Eigentum während seiner Abwesenheit in guten Händen ist, denn der Spediteur haftet für eventuelle Schäden.
Beim Selfstorage ist es genau umgekehrt. Da darf allein der Mieter in seinen Raum und zu seinen Sachen. Er haftet aber auch allein für sein Eigentum. "Beide Varianten haben ihre Berechtigung", sagt Christian Henkel. "Denn sie wenden sich an verschiedene Zielgruppen." (dapd)