Für Dr. Peter Harding, Chefarzt der Viszeralchirurgie am Dinslakener St. Vinzenz-Hospital, steht der Patient im Mittelpunkt und mit ihm die bestmögliche Versorgung.
Den Patienten in den Mittelpunkt stellen, ihm die beste Behandlung angedeihen zu lassen, ihn schonend zu operieren und ihm eine gute und schnelle Heilung zu ermöglichen, das ist für Dr. Peter Harding, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am St. Vinzenz Krankenhaus in Dinslaken, eine Selbstverständlichkeit.
Für ihn ist daher eine fachübergreifende Zusammenarbeit das Ziel. In seinem Haus finden sich dafür ideale Voraussetzungen, weiß er. „Mein Patient, dein Patient — diese Zeiten sind vorbei, die Sichtweise antiquiert“, so der 52-jährige. „Die Patienten müssen für uns Ärzte im Mittelpunkt stehen und von allen Fachabteilungen gemeinsam behandelt werden.“
So sei der Chefarzt der Inneren Klinik, Gastroenterologe Dr. Jörg Weiland, unentbehrlich für die Viszeralchirurgie. Gemeinsam behandeln sie Patienten mit viszeralmedizinischen Krankheitsbildern auf einer Station. Ein Zentrum für Viszeralmedizin ist in Planung. Auch den Chefgynäkologen Dr. Bernhard Uhl hat er von seiner Idee begeistert. Zusammen werden sie ein Beckenbodenzentrum aufbauen.
Eingespannt im Team der interdisziplinären Zusammenarbeit ist auch der Chefarzt der Geriatrie, Dr. Martin Jäger, denn „die Patienten werden immer älter, da ist es gut, eine Abteilung im Hause zu haben, die meine älteren Patienten mitbetreut“. Bereits eingeführt ist am St. Vinzenz Krankenhaus das Tumorboard, die Tumorkonferenz. Sie biete einen Ansatz der Behandlungsplanung bei bösartigen Erkrankungen, bei dem die verschiedenen medizinischen Experten die Behandlungsmöglichkeiten des Patienten prüfen und diskutieren, so Dr. Harding. „Leitliniengerechtes, interdisziplinäres Arbeiten, das ist die Zukunft der Krankenhäuser“, ist sich der Chefarzt sicher.
Hernienchirurgie und Koloproktologie als Schwerpunkte
Sein eigener Part dabei ist die Viszeralchirurgie (lat. Viscerum = Eingeweide) und die spezielle Viszeralchirurgie. Seine Schwerpunkte sind die minimal-invasive Chirurgie, die endokrine Chirurgie (Schilddrüse, Nebenniere), die Hernienchirurgie (Bauchdeckenbrüche) und die Koloproktologie. „Viele konventionellen Operationen sind heute durch minimal-invasive ersetzt“, erklärt der Mediziner. „Für Patienten bedeutet dies weniger Schmerzen, schnellere Rehabilitation, weniger Narben.“
Vor über 20 Jahren erstmals in Deutschland angewandt, habe sich dieses Operationsverfahren inzwischen etabliert. Auch die Indikationen für eine minimal-invasive OP wurden immer weiter ausgedehnt. „Selbst beim Dickdarmkrebs ist diese Methode mit gleicher Radikalität und erheblichen Vorteilen für den Patienten anwendbar“, so Harding. Doch Vorsicht, als Arzt sollte man eine kritische Sicht über den Nutzen walten lassen.
Das Vorurteil, ein Arzt sehe heutzutage mehr auf den Bildschirm als auf den Patienten, lässt er dabei nicht gelten. „Dem Operateur bietet sich durch die eingesetzte Kamera ein wesentlich besseres Bild als beim Bauchschnitt“, erklärt er. Jeder noch so kleine Winkel sei sichtbar, die Auflösung der Bilder in exzellenter und modernster HD-Technologie. „Wir verfügen hier am Vinzenz-Hospital über die neueste Technik auf diesem Gebiet.“ Und sogar ganz ohne Narben sei eine Operation möglich, mit der im Vinzenz-Hospital angewendeten Notes-Technik (Natural-orifice-transluminal-endoscopic-surgery = Endoskopische Operation durch natürliche Körperöffnungen), bei der z.B. transvaginal operiert wird. Hierbei handelt es sich um einen seit langer Zeit etablierten Zugang der Gynäkologen. Diese OP-Verfahren werden somit auch teilweise gemeinsam mit ihnen durchgeführt.
Der Hernienchirurgie, dazu gehören Leisten-, Bauchdecken- und postoperative Narbenbrüche, misst Harding eine große Bedeutung zu. Ein Leiden, das viele unterschiedliche Patienten betrifft, somit auch differenziert auf den Patienten zugeschnitten operiert werden sollte. Vor allem Männer trifft der Leistenbruch, oft sogar mehrmals. „Heute können wir durch spezielle, insbesondere minimal invasive Operationsverfahren das Auftreten erneuter Aufbrüche drastisch senken.“ Wurden früher Leistenbrüche meist rekonstruiert, wird heute ein Kunstnetz eingeführt. Das in seiner Duisburger Zeit eingeführte Hernienzentrum hat er bereits in Dinslaken etabliert.
Tabuthemen der Koloproktologie
Ein weiterer Schwerpunkt des Chefarztes ist die Koloproktologie. Sie umfasst die komplette Bandbreite der Darmerkrankungen von den Entzündungen bis hin zum bösartigen Tumor. Auch hier stehen die minimal-invasiven OP’s in ihrer Radikalität den konventionellen Methoden in nichts nach. Die Behandlung eines Dick- oder Mastdarmtumors erfolgt ohne Ausnahmen immer gemeinsam durch ein fachgruppenübergreifendes Team nach internationalen Leitlinien.
Peter Harding beschäftigt sich auch mit den Tabuthemen der Koloproktologie – den Hämorrhoiden, den Entzündungen des Afters, den Fisteln. „Hier sitzt die Angst des Patienten vor einer Operation noch tief. Früher waren die Folgen sehr schmerzhaft. Das Thema wurde als erniedrigend empfunden“, gibt der Chefarzt zu. Doch diese Zeit sei längst vorbei. Aufklärung der Patienten, Begleitung während einer mitunter längeren Behandlungszeit, neue OP-Verfahren mit teilweise schmerzfreiem, postoperativem Intervall führen zum Aufbruch der Tabuzone und Akzeptanz der Patienten.
Beckenbodenzentrum ist geplant
Das geplante Beckenbodenzentrum fällt ebenfalls in diesen Bereich. Denn, so Harding, auch ein Mastdarm könne sich senken. Dies sei vielen nicht bekannt. Dabei kann der Betroffene oftmals den Stuhl nicht halten. Inkontinenzpatienten, die Stuhl verlieren, seien jedoch schwer zu operieren. Hier gelte es, zuerst die konventionellen Therapien auszuschöpfen. Erst wenn alles nicht mehr hilft, sei nach differenzierter Diagnostik über eine OP nachzudenken.
Eine Möglichkeit ist die Sakrale Neurostimulation. Ein kleiner Schrittmacher, ähnlich dem des Herzens, wird operativ implantiert. Er stimuliert mit schwachen elektrischen Impulsen die Nerven, die den Schließmuskel steuern. Genauso kann eine Beckenbodensenkung zu massiven Darmentleerungsstörungen führen. Die „Verstopfung“ ist durch mechanische Störungen der Senkung zu erklären. Nach gründlicher Untersuchung und Klärung der Ursache kann dann erfolgreich, meist minimal-intensiv, operiert werden.
Mit seinen eher ungewöhnlichen Vorlieben in der breiten Palette der Viszeralchirurgie, beweist Chefarzt Dr. Peter Harding auch sein Gespür für Menschen, die oftmals mit ihren Leiden nicht ernst genommen werden. Bei ihm steht halt der Patient immer im Mittelpunkt.