Berlin. Wer sein Haus dämmt, kann die Heizkosten deutlich senken. Doch trotz staatlicher Förderung ist die Modernisierung oft ein Zuschussgeschäft. Rechnen lohnt sich. Wir erklären, worauf Hauseigentümer achten müssen.
Ob Strom, Gas oder Heizöl – beim Blick auf die Energiepreise wird Verbrauchern angst und bange. So kosten 100 Liter Heizöl inzwischen schon 95 Euro, vor zwei Jahren waren es noch 30 Euro weniger. Für Hauseigentümer stellt sich damit dringlicher denn je die Frage, ob sie in Energiesparmaßnahmen investieren sollen, um dem Anstieg der Energiepreise Herr zu werden.
Es ist jedoch umstritten, ob sich umweltfreundliche Sanierungen auch rechnen. Während Politik und viele Fachleute gebetsmühlenartig auf das Einsparpotenzial verweisen, kommt das IW Köln in einer Studie für den Eigentümerverband „Haus & Grund“ zu einem anderen Ergebnis: Selbst unter optimalen Bedingungen und mit allen staatlichen Zuschüssen bleibe jede dritte Sanierung unwirtschaftlich, die Kosten für die Investition überstiegen oft die Ersparnisse.
Nicht ohne Energieberater
Nur unter zwei Bedingungen lohne sich eine energetische Gebäudesanierung überhaupt, heißt es weiter. Das Haus müsse sich – erstens – in einem „relativ schlechten“ energetischen Zustand befinden, also sehr alt sein, und – zweitens – müssten bei der Sanierung alle Fördermittel der KfW fließen. Verbraucherschützer weisen noch auf einen anderen Aspekt hin: Weil nur wenige Eigentümer bei der Sanierung einen kundigen Energieberater zu Hilfe nähmen, stelle sich bei rund der Hälfte aller Sanierungen nicht der erhoffte Spareffekt ein.
Man sieht: Eine Sanierung will gut überlegt und solide durchgerechnet sein. Und sie kommt meist nur dann in Frage, „wenn ohnehin eine größere Sanierung ansteht“, wie die Stiftung Warentest bemerkt. Zunächst: Insbesondere aufwändige Gebäudesanierungen sollten nicht ohne einen Energieberater ins Werk gesetzt werden. Schließlich kostet eine umfassende Wärmeschutzsanierung eines Einfamilienhauses zwischen 20.000 und 40.000 Euro. Die KfW übernimmt die Hälfte der Beratungskosten, der Zuschuss beträgt bis zu 4000 Euro. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) stellt im Netz (www.energie-effzienz-experten.de) eine Datenbank mit bislang 2500 Energieberatern bereit, die eine Qualifikation nachweisen müssen – eine erste gute Anlaufstelle.
Es gibt Kredite mit 30 Jahren Laufzeit
Zweitens: Eine gründliche Befassung mit den Förderangeboten der KfW (und anderen Fördertöpfen wie der Bafa) ist für sanierungswillige Hauseigentümer essenziell. Die größten Fördertöpfe stellt die KfW bereit. 2011 gab die öffentliche Bankengruppe 6,5 Milliarden Euro für Zuschüsse und zinsgünstige Förderdarlehen aus. 280.000 Gebäude wurden so saniert. Im Mittelpunkt steht das so genannte KfW-Effizienzhaus. Die Förderung gibt es für Neubauten und für Altbauten, für die vor 1995 ein Bauantrag gestellt wurde. Verbraucht ein Gebäude nach der Sanierung höchstens 55 Prozent der Energie eines vergleichbaren Neubaus, spricht man vom „Effizienzhaus 50“.
Dafür gibt es die höchste Förderung: Einen Kredit (maximal 75.000 Euro) zu derzeit 1,0 Prozent mit bis zu 30 Jahren Laufzeit. Hinzu kommt bei Komplettsanierungen zu einem „Effizienzhaus“ noch ein Tilgungszuschuss, der die Sanierung besonders attraktiv macht. „Wer 75.000 Euro aufnimmt, um sein Haus zum Effizienzhaus 55 zu sanieren, muss dank des Tilgungszuschusses im Laufe von zehn Jahren inklusive Zinsen nur 69.370 Euro zurückzahlen“, rechnet die Stiftung Warentest vor. Weniger streng sind die energetischen Anforderungen an die Effizienzhäuser „70“, „85“ „100“, „115“ oder an denkmalgeschützte Gebäude. Allerdings sinkt dann auch sukzessive der Tilgungszuschuss.
Unschlagbar günstige Zinsen
Die Zinsen sind derzeit indes unschlagbar günstig. Alle Kredite für alle Laufzeiten bietet die KfW derzeit für 1,0 Prozent an, erläutert eine KfW-Sprecherin. Die Anträge müssen vor Baubeginn gestellt werden. Alternativ kann man sich an der Stelle eines Darlehens auch einen Zuschuss auszahlen lassen. Diesen zahlt die KfW direkt aus. Anders geht das bei Krediten. Diese werden über Geschäftsbanken an die Verbraucher „durchgeleitet“. Das geht aber nicht so reibungslos wie es klingt. „Hier gibt es Probleme“, sagt Jörg Sahr von Stiftung Warentest. Denn längst nicht alle Banken reichen KfW-Kredite aus – oder sie knüpfen die Darlehen an einen Immobilienkredit oder eine Mindestsumme von 20.000 bis 50.000 Euro.
„Hier gibt es Probleme“
Vor allem bei kleineren Sanierungsvorhaben über 5000 oder 10.000 Euro stellen sich viele Institute taub. Deshalb haben vor allem Eigentümer ein Problem, die kein vollständiges „Effizienzhaus“ errichten wollen, sondern Stück für Stück sanieren und nur eine neue Heizung, neue Fenster oder eine bessere Dämmung über die KfW finanzieren möchten. Für die Banken lohnt sich das nicht – und sie haben die Freiheit, den Kreditwunsch abzulehnen, erläutert eine KfW-Sprecherin. Wer eine kleinere „Einzelmaßnahme“ der KfW für wenige Tausend Euro in Anspruch nehmen will, muss sich deshalb zunächst auf die Suche nach einer Bank machen, die das Vorhaben finanziert. Und das ist nicht einfach, wie leidgeprüfte Bauherren zu berichten wissen. Einziger Ausweg ist manchmal die Hausbank, bei der schon ein Immobilienkredit abgeschlossen wurde.
Aber es geht auch anders. Die Stiftung Warentest hat in einer Umfrage eine Reihe von Instituten ermittelt, die auch kleinere Summen mit KfW-Krediten finanzieren. So verlangen etwa die DKB, mehrere regionale Sparda-Banken, die Signal Iduna und manche Sparkassen keine Mindestsumme. Die Comdirect Bank, DTW, Haus und Geld verlangen eine moderate Mindestsumme von 5000 Euro. Ab 10.000 Euro Kreditsumme steigen auch creditweb sowie mehrere Volks- und Sparkassen ein. Allein: Eine persönliche Betreuung in einer Filiale wird dafür meist nicht geboten, fast alle Angebote werden nur über Internet und Telefon abgewickelt.