München (dapd). Der neunte Buchstabe des Alphabets steht in der Elektrophysik für die Stromstärke. Damit passt das "i" ideal zu allem, was mit Elektrizität zu tun hat. Eben diesen Stellenwert räumt BMW dem kleinen Schriftzeichen nun auch ein: Als Sub-Marke unter dem Namen "BMW i" bündelt der Münchner Konzern künftig alle Aktivitäten, die irgendetwas mit Elektromobilität zu tun haben - von Apps bis Autos. Auf diese allerdings müssen Interessenten noch eine Weile warten.
Die i-Zukunft hat ihren Preis: "Die Sub-Marke samt Fahrzeugen wird BMW in den nächsten Jahren wohl eine Milliarde Euro kosten", kalkuliert der Branchenkenner und Leiter des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg, Ferdinand Dudenhöffer.
BMW-Vorstand Ian Robertson und Entwicklungsvorstand Klaus Draeger haben konkrete Pläne, mit welchen Fahrzeugen man in einigen Jahren unterwegs ist: 2013 kommt der i3 auf den Markt, ein kompakter Viersitzer, und kurze Zeit darauf der Sportwagen i8. Während letzterer von dem Prototypen Vision Efficent Dynamics mit Plug-in-Hybrid-Technologie abgeleitet ist, kennt das Publikum das Elektro-Stadtauto unter dem Namen der Studie "Megacity Vehicle". "Beide Modelle zeichnen sich durch extremen Leichtbau aus - dank einer Fahrgastzelle aus CFK und cleveres Packaging", betont Draeger.
Eine Grundkonstruktion aus Aluminium beherbergt den Antriebsstrang. Darauf aufgesetzt ist ein von viel Glas geprägtes Passagierabteil aus extrem leichtem, kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff, wie er bisher nur aus dem Rennsport bekannt ist. "Gegenüber einem Elektrofahrzeug mit herkömmlicher Architektur kompensieren wir das Mehrgewicht der Batterie von etwa 300 Kilo auf diese Weise nahezu vollständig", verspricht Draeger und vermeldet stolz, dass markentypische Werte wie eine große Reichweite - "nicht unter 150 Kilometern" und ordentliche Fahrleistungen - "160 Stundenkilometer müssen auf jeden Fall gegeben sein" - umgesetzt werden können.
Zwtl: Leipzig wird zum i-Zentrum
Wie die beiden Modelle tatsächlich aussehen werden, ist hingegen noch ein großes Geheimnis. Sicher ist bereits, dass sie das BMW-Logo in einer abgewandelten Form tragen werden. Ein dreidimensionaler Ring im Blau des Propellers umrahmt das bisher bekannte, nun aber leicht schräg gestellte Markenemblem an Front und Heck. Zusätzliche Erkennungszeichen der E-Produkte sind die ebenfalls blau umrahmte Niere am Kühlergrill - auch wenn sie nun nur noch schmückendes Beiwerk ist und keine Kühlungsfunktion mehr besitzt -, große Räder und U-förmige Heckleuchten.
Beschlossen ist, dass beide Modelle in Leipzig gebaut werden. 800 neue Arbeitsplätze gehen damit einher. 400 Millionen Euro will BMW allein in neue Gebäude und umweltfreundliche Anlagen investieren. Der Standort soll so zum Kompetenzzentrum für emissionsfreie Elektroautomobile werden.
Langfristig will BMW einen ganzen Strauß an Mobilitätsdienstleistungen anbieten. Dazu gehören intelligente Navigationssysteme ebenso wie Premium-Carsharing und die sogenannte "intermodale Routenplanung", eine Streckenbestimmung mit unterschiedlichsten Verkehrsmitteln.
Ein zunehmendes Umweltbewusstsein der Kunden macht nach Meinung von BMW-Vorstand Robertson ein Umdenken der Automobilhersteller ebenso notwendig wie die in den kommenden Jahren steigende Anzahl von Städten, die nach dem Vorbild von London nur noch mit Einschränkungen befahrbar sein werden. Zudem registrieren Trendforscher, dass sich das Bedürfnis nach Mobilität stark verändert. "Insbesondere Großstädter wechseln schon heute ihr Transportmittel je nachdem, wie sie am schnellsten und einfachsten zu ihrem Ziel kommen", sagt Robertson. Den künftigen Umgang mit Mobilität vergleicht er mit der heutigen Handy-Nutzung: egal, ob Tarif, Modell oder Funktionen - alles muss so individuell und schnell veränderbar wie möglich sein.
dapd