Essen. Bei Youtube konfrontiert „Disslike“ Promis mit bissigen Kommentaren aus dem Netz. Gregor Gysi und Jan Böhmermann amüsierten sich schon vor laufender Kamera. Andere Promis scheuen sich noch, vor allem Politiker. Dabei wäre ein möglicher Lieblingskandiat AfD-Chef Bernd Lucke.
Moderator Jan Böhmermann, das Hip-Hop-Trio 257ers, Jürgen von der Lippe, Gregor Gysi oder Steffen Henssler - sie alle kennen das Problem: Hass-Kommentare im Internet. Ein Klick und das Promi-Ego ist angekratzt.
Die 257ers sind „ein Abklatsch von K.I.Z“. Jan Böhmermann, der „unlustige Untermensch“, sei „noch unlustiger als Oliver Pocher“. Und Jürgen von der Lippe „mache bei den jungen Dingern gerne den witzigen Onkel“.
Der Youtube-Kanal Hyperbole TV und sein Format „Disslike“ konfrontieren Prominente mit diesen negativen Kommentaren aus dem Netz. Wer vor der Kamera des "Disslike"-Teams Platz nimmt, muss spöttische Bemerkungen über die eigenen Moderationskünste oder auch das schauspielerische Talent vorlesen. Und darf auch selber austeilen. Das kann sehr lustig sein. Denn meist gehen die Promis locker mit den viralen Anfeindungen um und amüsieren sich über die kreative Kritik.
Jürgen von der Lippe bei "Disslike"
Die Macher hinter „Disslike“ sitzen in der Redaktion von Hyperbole TV. Das Videonetzwerk ist ein Teil des Forschungsprojekts „Grundversorgung 2.0 ” der Leuphana-Universtität Lüneburg. Gefördert wird es durch die EU und das Land Niedersachsen. Die Redaktionsmitglieder entwickeln Formate, die sie für gesellschaftlich relevant und interessant für die Jugend halten. Unterstützt werden sie von der Berliner Agentur Styleheads.
Kommentare von Youtube, Tumblr oder Facebook
Alisa Ehlert ist für die Auswahl der Kommentare über die Promis zuständig. Die findet sie bei Youtube, Tumblr, Facebook oder Twitter und in Internetforen. „Es gibt Leute, die viel Energie in die Kommentare investieren. Wir wollten dem Zuschauer diese Kommentarpoesie nicht vorenthalten.“
Für die Suche braucht Alisa Ehlert meist vier bis sechs Stunden. „Wir suchen nach Kommentaren mit Unterhaltungswert. Es werden aber keine rassistischen oder sexistischen Kommentare verwendet.“ Auch die möglichen Schwachpunkte des Künstlers seien wichtig, da versuche sie gezielt mit den ausgewählten Kommentaren nachzubohren.
Inspiriert wurde das Format von Jimmy Kimmel
Inspiriert wurde das deutsche Format „Disslike“ vom amerikanischen Moderator Jimmy Kimmel, der in seiner Show „Jimmy Kimmel live“ US-Schauspieler, Sportler oder Musiker gemeine Twitter-Kommentare vorlesen und kommentieren lässt. Das nennt sich dann „Celebrities Read Mean Tweets“.
Gestartet ist „Disslike“ als Rap-Format. „Im Rap gibt es eine Kultur des Battlens“, so Alisa Ehlert. Deswegen waren Rapper wie Farid Bang schnell bereit mitzumachen. Später wurden auch Nicht-Rapper eingeladen, sich „Disslike“ zu stellen. Da sei die Akquise aber schwierig, denn die Promis hätten nicht immer „eine große Klappe“. Besonders schwer sei es, Politiker für das Format zu begeistern. Obwohl Alisa Ehlert es großartig finden würde, wenn AfD-Chef Bernd Lucke mal mitmachen würde. Denn der wäre ein potentieller Lieblingskandidat.