Essen. Macht ein Lottogewinn einen Menschen automatisch glücklich? Das ist eine der Fragen, die die Positive Psychologie zu beantworten sucht. Diese Forschungsrichtung versucht u.a., Glück zu vermessen. Und kommt zu dem Ergebnis: Ein wenig Talent zum Glücklichsein kann auch Lottogewinnern nicht schaden.
Geld allein macht
nicht glücklich, sagt der Volksmund. Wobei dieses „allein“ Zweierlei bedeuten
kann: Nur Geld macht nicht glücklich oder Geld macht erst in der Gemeinschaft
froh. Dies gilt auch für einen erhofften Lottogewinn. Der plötzliche Reichtum
sorgt nicht bei jedem für das gleiche Glück. Warum ist das so? „Froh zu sein,
bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König“, lernen wir schon als Kind in
einem Lied. Und doch ist der eine mit sehr viel weniger glücklich und zufrieden
als der andere.
Der amerikanische
Psychologe Martin Seligman, Begründer der so genannten Positiven Psychologie,
versucht mit seinen Mitstreitern nicht nur die Ursachen für diese Unterschiede
zu erforschen, sondern gleich das Glück zu vermessen. Im Gegensatz zur normalen
Psychologie beschäftigen sich Seligman und einige weitere Wissenschaftler nicht
mit der Frage, wie sich Unglücklichsein vermindern lässt,
sondern vielmehr mit der Frage, wie sich das Glücklichsein verstärken lässt.
Denn, davon sind die Forscher überzeugt, Glück oder besser gesagt „Wohlbefinden“,
wie es von Seligman genannt wird, trägt jeder in sich. Allein: Jeder nimmt es
unterschiedlich wahr.
Obwohl dieser Zweig
der Psychologie erst in den 90er Jahren begründet wurde, ist der Gedanke
dahinter übrigens nicht mehr ganz so jugendlich. Schon 1948 schrieb der
amerikanische Motivationstrainer und Begründer des „Positiven Denkens“, Dale
Carnegie: „Etwa 90 Prozent aller Dinge in unserem Leben sind in Ordnung, nur
etwa zehn Prozent sind es nicht. Wenn wir glücklich sein wollen, brauchen wir uns
nur auf diese 90 Prozent zu konzentrieren und die zehn, die nicht in Ordnung
sind, nicht zu beachten. Wenn wir aber verbittert und ängstlich sind und ein
Magengeschwür bekommen wollen, müssen wir es genau umgekehrt machen und nur die
zehn Prozent sehen, die nicht so sind, wie wir es uns wünschen.“
Was macht uns eigentlich glücklich?
Während sich die
Psychologie in der Vergangenheit hauptsächlich mit Therapie und Heilung von
psychischen Problemen beschäftigte und versuchte zu klären, was uns unglücklich
macht, stellt die Positive Psychologie nun also die Frage, was uns glücklich
macht oder wie wir glücklich werden. Denn oft hat sich gezeigt, dass sich durch
den Wegfall von Unglück nicht automatisch Glück einstellte. Das heißt, dass
Glück bzw. subjektives Wohlbefinden aktiv angestrebt werden müssen.
Ziel der Positiven
Psychologie ist die Erhaltung von Lebensfreude, Achtsamkeit, Kreativität,
Neugierde und Selbstvertrauen. In diesen Kategorien vermessen die Vertreter der
Positiven Psychologie auch den Glücksquotienten eines Einzelnen. Dabei gehen
sie allerdings zugleich davon aus, dass ein Gutteil des Glücks oder
Wohlbefindens vererblich ist.
Auch ein Lottogewinn macht nicht automatisch glücklich
Auch über den Einfluss eines Lottogewinns wird in
der Positiven Psychologie geforscht, und sogar für den plötzlichen Geldsegen
scheint zu gelten: Er macht nicht automatisch glücklich für immer. Wer sich
aber die Fähigkeit bewahrt, sich wie in unserem Kinderlied auch über wenig zu
freuen, die Freude zugleich mit anderen teilt und sich auch der Worte Carnegies
erinnert, der wird mit einem Lottogewinn seinen persönlichen Glücksquotienten
sicherlich auch nachhaltig um einige Punkte steigern können.
Übrigens: der
US-amerikanischer Schauspieler, Komiker und Sänger Danny Kaye ist Urheber des
Zitats „Geld allein macht nicht glücklich.“ Seine Interpretation des „allein“
meint jedoch keineswegs immaterielle Werte oder Geselligkeit, denn das
vollständige Zitat Danny Kayes lautet „Geld allein macht nicht glücklich. Es
gehören auch noch Aktien, Gold und Grundstücke dazu.“