Krummhörn. 100 Aktivisten haben sich gegen ein rund 82 Millionen Euro teures Tourismusprojekt bei Greetsiel gewehrt. Nach zwei Jahren gab es nun einen Bürgerentscheid, bei dem knapp 62 Prozent gegen die Pläne dort Ferienwohnungen, ein Hotel und ein Schwimmbad zu bauen gestimmt haben.
Das umstrittene Tourismusprojekt "Greetland" im Fischerdorf Greetsiel wird nicht gebaut. Die Bürger der ostfriesischen Gemeinde Krummhörn haben am Sonntag mit deutlicher Mehrheit gegen den 82 Millionen Euro teuren Wohn- und Freizeitpark gestimmt. Gemeinde und Politik kündigten an, das Ergebnis zu akzeptieren.
"Das ist ein klares Votum und ein eindeutiger Auftrag aus der Bürgerschaft an den Rat", sagte Gemeindebürgermeister Johann Saathoff (SPD) in Pewsum. Bei der Bürgerbefragung votierten 61,9 Prozent der Wähler mit "Nein", wie Saathoff nach Auswertung der Stimmen aus 19 Wahllokalen verkündete. 45,6 Prozent der 10.400 Wahlberechtigten gingen zur Abstimmung. Damit wurde die zuvor im Gemeinderat für ein bindendes Ergebnis vereinbarte Mindestbeteiligung von 35 Prozent deutlich übertroffen.
Eine Millionen Touristen
Ein Investor aus Sachsen wollte "Greetland" direkt vor den Toren Greetsiels bauen. Auf 85.000 Quadratmetern sollten Ferienwohnungen, ein Vier-Sterne-Hotel mit Restaurant und Schwimmbad sowie eine Wasserburg als architektonisches Highlight entstehen. Der Ort wird von mehr als einer Million Touristen pro Jahr besucht und ist derzeit geprägt von einer Idylle aus Windmühlen, historischen Giebelhäusern und Krabbenkuttern.
100 Aktivisten
"Jetzt heißt es erstmal Wunden lecken", sagte Greetsiels Ortsvorsteher und SPD-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat, Alfred Jacobsen, direkt nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Er und Saathoff waren Befürworter von "Greetland". "Das Projekt ist gestorben. Wir werden uns an das Abstimmungsergebnis halten", fügte er an. "Die Bürger haben sich dafür entschieden, Altes zu bewahren, und dagegen, Neues zu erschaffen", sagte Saathoff. Das sei zu respektieren.
Jubel und große Freude herrschte dagegen im Lager der Bürgerinitiative "Stopp Greetland". Zweieinhalb Jahre lang hatten die rund 100 Aktivisten gegen das Projekt gekämpft und sich für nachhaltigen und sanften Tourismus ausgesprochen. Sie sammelten mehr als 15.000 Unterschriften von Unterstützern. "Wir triumphieren nicht, aber wir freuen uns einfach", sagte der Sprecher der Bürgerinitiative, Petrus Boomgaarden, in Greetsiel der Nachrichtenagentur dapd. Am Abend sollte in einem örtlichen Café groß gefeiert werden. dapd