Essen. Impfungen gelten als guter Schutz gegen Infektionskrankheiten. Nach der Einführung der Masern-Impfung sank die Zahl der Erkrankten drastisch. Während der letzten Jahre verzeichnen die städtischen Gesundheitsämter jedoch einen Anstieg von Neuinfizierten.
Viele Infektionskrankheiten, wie Kinderlähmung und Pocken konnten durch Impfungen eingedämmt werden. Auch gegen Masern wird seit Jahrzehnten erfolgreich geimpft, doch seit einigen Jahren häufen sich die Neuinfektionen, wie das Robert-Koch-Institut berichtet. 2006 gab es demnach in Nordrhein-Westfalen 1750 Neuinfizierte und rund 90 Prozent der Erkrankten waren ungeimpft. Besonders häufig erkrankten Menschen zwischen 10 und 19 Jahren und dass ist bei weitem nicht ungefährlich, denn „in diesem Alter kommt es oft zu Komplikationen“, sagt Dr. Georg Vogt, Leiter der Abteilung Gesundheitshilfe des Duisburger Gesundheitsamtes.
Warum lassen Eltern ihre Kinder nicht impfen?
„Meist vergessen Eltern den Termin aus verschiedenen Gründen“, sagt Vogt. Darauf habe die Stadt reagiert und lässt Eltern schon ab der Aufnahme in den Kindergarten von den Erzieherinnen und Erziehern beraten. Auch bei der Einschuluntersuchung zum 6. Geburtstag würden die Impfausweise kontrolliert und auf ausstehende Impfungen hingewiesen. Wer will, kann sich bei der Untersuchung sofort kostenlos nachimpfen lassen.
„Aber es gibt auch immer wieder Impfgegner, die ihre Kinder bewusst nicht impfen lassen“, sagt Vogt. „Diese Eltern können wir auch durch unsere Aufklärungskampagnen nicht erreichen.“
Der Anteil der Impfgegner scheint mit zwei bis fünf Prozent zunächst gering. Aber selbst ein einziger Infizierter kann andere Menschen durch Ansteckung in Gefahr bringen.
Impfungen lösen keine Allergien aus
Das Robert-Koch-Institut (RKI) untersucht die Gründe von Impfkritikern in einer breit angelegten Studie. Ein häufiges Argument sei demnach, dass Kinderkrankheiten etwas ganz normales seien und sogar das Immunsystem stärken. „Die Erkrankungen stärken das Immunsystem nicht besser als eine Impfung“, sagt die Kinderärztin Dr. Ursel Lindlbauer. „Führen aber häufig zu Komplikationen.“ Ähnlich sieht das auch Vogt vom Gesundheitsamt: „Der Nutzen einer Impfung überwiegt ganz klar das Risiko. Deshalb rate ich immer zur Impfung.“
Eine weitere Befürchtung vieler Kritiker sei, dass Impfungen Allergien auslösen können. Dem widerspricht Lindlbauer: „In der ehemaligen DDR waren 99 Prozent der Kinder geimpft und es wurde keine erhöhtes Allergie-Aufkommen verzeichnet Impfungen können also keine Ursache für Allergien sein.“
Auch wenn viele Infektionskrankheiten, wie Diphtherie oder Polio, in Deutschland schon ausgerottet sind, muss weiter dagegen geimpft werden. „Denn eine Infektionskrankheit kann beim heutigen Reiseverhalten schnell wieder eingeschleppt werden und sich rasch ausbreiten", sagt Vogt.
Masernpartys sind Körperverletzung
Es gibt Eltern, die ihre Kinder nicht gegen eine Maserninfektion impfen lassen wollen, sondern ihren Nachwuchs bewusst einer Infektion aus setzen. In Deutschland werden sogenannte Masernpartys immer mehr zum Gesprächsthema. Gesundheitsämter und Ärzte schlagen Alarm, denn eine bewusste Infizierung mit dem Virus sei Körperverletzung und deshalb verboten. „Das ist auch gut so, denn wenn man Kinder bewusst mit Masern infiziert, ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein Kind ernsthafte Folgen, davonträgt“, sagt Vogt.