Berlin. Immer mehr technische Helfer im Haushalt haben einen Nachteil: Man braucht auch immer mehr Steckdosen. Doch dieses Problem lässt sich mit Leisten und Verlängerungskabeln nicht lösen - denn das ist brandgefährlich.

Zwei Fernseher, Computer, unzählige Haushaltsgeräte brauchen Strom. Aber gerade im Altbau gibt es häufig zu wenig Steckdosen. Pro Raum sind es vielleicht ein oder zwei - und die sind noch an der falschen Stelle. Mehrfachsteckdosen und Verlängerungskabel sind vermeintliche Lösungen. Aber: "Solche Provisorien sind oft gefährlich", warnt Michael Koswig von der Stiftung Warentest in Berlin. Denn sie überlasten leicht.

Die Folge ist, dass die Sicherungen regelmäßig herausspringen. Geschieht das nicht, obwohl Kabel und Steckerleisten überhitzen, können Schwelbrände ausbrechen. Bewohner sollten daher die Belastungsgrenzen von Steckdosenleisten einhalten, erläutert Koswig. Die Information sollte aufgedruckt sein. Außerdem sollten die Leisten laut der HEA-Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung in Berlin ein dickes Anschlusskabel haben. Das VDE-Prüfsiegel vom Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik kennzeichnet auf ihre Sicherheit geprüfte Artikel.

Der Stromverbrauch der angeschlossenen Geräte addiert sich

Wer glaubt, das Problem mit mehreren hintereinandergestöpselten Leisten lösen zu können, liegt falsch. Der Stromverbrauch der angeschlossenen Geräte addiert sich und dieser Belastung muss auf jeden Fall eine einzelne Leiste standhalten - nämlich die, in der alle anderen stecken. Solch eine Notlösung sollte daher kein Dauerzustand sein: Die Elektroinstallationen in Haus und Wohnung werden am besten nachträglich erweitert, rät Michael Conradi von der HEA-Fachgemeinschaft.

Das geht auch ohne die Wände aufzureißen. Es gibt Sockelleisten, in denen Kabelkanäle versteckt und teils auch Steckdosen integriert sind. Ähnliche Kanäle können auch einfach an die Wand kommen, Profis sprechen von einer Aufputzinstallation.

Der FI-Schalter ist der wirksamste Schutz gegen Stromschläge

Jeder neu installierte Stromkreis mit Steckdosen muss einen FI-Schutzschalter haben, erläutert die Aktion Das sichere Haus (DSH) in Hamburg. Dieser Schutzschalter, auch RCD ("Residual Current Device") genannt, sei der mit Abstand wirksamste Schutz gegen einen tödlichen Stromschlag. Eine Sicherung schütze lediglich Geräte und Leitungen vor Überlastung.

FI-Schutzschalter überwachen die Stärke der Ströme, die zum elektrischen Gerät und von ihm zurückfließen. Diese Ströme haben normalerweise die gleiche Stärke. Tritt auch nur eine minimale Differenz auf, schaltet der Schutzschalter sofort den Stromfluss ab. Ein solcher Unterschied entsteht zum Beispiel, wenn durch den menschlichen Körper oder eine beschädigte Kabelisolierung Strom fließt.

Mieter haben kein Anrecht auf Modernisierung der Elektroinstallationen

Wenn eine komplette Lösung mit Sicherungskasten nicht möglich ist, können einzelne FI-Steckdosen - etwa im Bad - nachgerüstet werden, erläutert die Stiftung Warentest. Sind mehrere Steckdosen nebeneinander angeordnet, lassen sich diese durch eine gemeinsame FI-Installation schützen.

"Mieter haben kein Anrecht auf eine Modernisierung ihrer Elektroinstallation auf den neuesten Stand", sagt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund in Berlin. Allerdings müssten auch in einer nicht modernisierten Altbauwohnung die elektrischen Anlagen zumindest technisch sicher sein. Und die Installation müsse einem Mindeststandard genügen, der ein zeitgemäßes Wohnen ermögliche. Konkret heißt das: Ein größeres Haushaltsgerät wie die Waschmaschine und weitere übliche Elektrogeräte wie Staubsauger können gleichzeitig laufen, ohne dass die Sicherung herausspringt.

Ältere Elektrik sollte vom Vermieter regelmäßig überprüft werden

"Stellt der Mieter Unregelmäßigkeiten oder Fehler bei der Nutzung fest, soll er dies dem Vermieter melden", rät Conradi. Ein Elektrofachbetrieb sollte die Ursache klären und eine Instandsetzung veranlassen. Aus Sicht des HEA-Experten muss auch ein Vermieter auf eine sichere elektrische Anlage Wert legen. Insbesondere ältere Elektrik sollte er regelmäßig überprüfen, um typische Gefahrenquellen wie defekte Schalter zu erkennen. Oder eben die Geräte an der Steckdosen überlasten ständig die Sicherung. (dpa/tmn)