Sehenswürdigkeiten und ihre Doubles: Manche Wahrzeichen finden sich auch dort, wo man sie nicht vermutet – als Kopien
der weltberühmte Eiffelturm steht doch in Paris und nicht in Prag, oder? Viele weltbekannte Sehenswürdigkeiten wurden zum Teil so gut kopiert, dass man fast an eine optische Täuschung glauben möchte.
Versailles in Bayern
Der Spiegelsaal im Schloss Versailles bei Paris gehört zur Crème de la Crème des Barock. Nicht nur Kulturfans können sich am Prunk ergötzen, sondern auch Schulgruppen, Kegelclubs, Familien – jedes Jahr kommen drei Millionen Besucher. Und staunen über den 75 Meter langen Saal, die Bogenfenster und die gegenüber liegenden Spiegel. Die Decke zieren in Stuck gefasste Deckengemälde, die den Sonnenkönig Louis XIV. verherrlichen. Ein einzigartiges Kunstwerk? Von wegen! Schließlich existiert ein weiterer Spiegelsaal, der mit 98 Metern sogar noch größer als das Original ist. Er befindet sich mitten in Bayern, auf der Insel Herrenchiemsee im Chiemsee. Märchenkönig Ludwig II. wollte dort nicht nur den Spiegelsaal, sondern ganz Versailles kopieren – wenngleich das Schloss Herrenchiemsee die Dimension von Versailles dann doch nicht erreichen konnte.
Info: www.herrenchiemsee.de
Freiheitsstatue von Paris
Das Pariser Wahrzeichen, der Eiffelturm, weist gleich eine ganze Reihe von Doppelgängern auf. Der rund 145 Meter hohe Berliner Funkturm etwa erinnert mit seiner Stahlfachwerkkonstruktion daran, ebenso der Aussichtsturm Petrin in Prag. Vor dem „echten” Eiffelturm steht im Übrigen eine Kopie einer anderen Sehenswürdigkeit von Weltrang. Es handelt sich um die Freiheitsstatue – wenngleich in deutlich geschrumpfter Version. Die mit elf Metern etwa vier Mal so kleine Frauenfigur am Ende der Allée des Cygnes wurde Paris 1885 gewidmet. Sie ist nach Westen gerichtet, zum Atlantik und damit zu ihrer „großen Schwester” in New York. Die war ein Geschenk der Franzosen. Eines, das heute noch nachwirkt, denn fast jeder US-Bundesstaat besitzt eine Replik.
Info: www.paris.sehenswuerdigkeiten-online.de
Golden Gate Bridge am Tejo
Original in den USA, Nachahmung in Europa: Für die weltberühmte Golden Gate Bridge am Eingang zur San Francisco Bay gilt das ebenfalls. In ähnlichem Rostrot und ähnlicher Hängebrückenmanier glänzt die Brücke des 25. April in Lissabon, die mit einer Gesamtlänge von 2287 Metern den Fluss Tejo überspannt. Doch wer genauer hinsieht, der erkennt dann doch ein paar Unterschiede. Der auffälligste: Die Pylone der Golden Gate-Brücke werden von Querverstrebungen stabilisiert, bei der ”Ponte 25 de Abril” dagegen sind sie kreuzförmig angebracht.
Info: www.lissabontipp.de
Das Capitol von Havanna
Finde die Unterschiede: Dieses Spiel ließe sich auch in Havanna spielen. Das dortige Capitolio wurde in vieler Hinsicht dem Washingtoner Capitol nachempfunden. Ein Unterschied: Die kubanische Variante ist einen Meter höher. Wie ihr Vorbild aus den USA mit Stilelementen der Renaissance gepflastert, dient sie jedoch heutzutage nicht wie geplant als Regierungssitz, sondern als Kongresszentrum. Außerhalb der Tagungen steht es der Öffentlichkeit zur Besichtigung offen.
Info: www.cubaworld.de
Petersdom in Yamoussoukro
Kirchen sind die meiste Zeit geöffnet, so auch eine der wichtigsten Kirchen der Christenheit: der Petersdom im Vatikan. In punkto Nachbauten waren die Kirchenväter ebenfalls recht offen, schließlich genehmigten sie eine Reihe mehr oder weniger deutlicher Petersdom-Kopien. Eine ist die berühmte St. Paul's Cathedral in London, eine andere befindet sich in Yamoussoukro an der afrikanischen Elfenbeinküste. Die Basilika von Notre-Dame de la Paix ist mit einer Grundfläche von rund 30000 Quadratmetern sogar noch größer als das Original in Rom.
Info: www.westafrika.de/lels-yamassoukro.htm
Das Copy & Paste-Prinzip scheint indessen zeitlos zu sein: Auch im neuen Jahrtausend entstehen Nachbauten weltberühmter Sehenswürdigkeiten, etwa vom Mausoleum Taj Mahal in Indien. Ein Filmemacher ließ erst vor eineinhalb Jahren in Sonargaon in Bangladesch eine beinahe gleich große Replik des berühmten Bauwerks anfertigen. Die Bauzeit betrug etwa fünf Jahre, der Nachbau verschlang rund 58 Millionen US-Dollar, die vor allem für Marmor und Granit aus Italien sowie eine 160 Kilo schwere Kuppel aus Gold anfielen.
Wem das ganze Reisen allerdings zu anstrengend ist, beschränkt sich auf das Londoner Victoria & Albert Museum. Dort können Interessierte all das in Originalgröße bestaunen, wofür sie sonst zahlreiche Städtereisen unternehmen müssten. Michelangelos „David” findet sich ebenso dort wie die Trajanssäule oder der Pórtico de la Gloria aus der Wallfahrtskirche von Santiago de Compostela. Dazu gesellen sich noch Hunderte weitere weltberühmte Meisterwerke. Keine Originale, aber sehr gut gemachte Kopien.
Interessierte Kunstfreunde können sich ebenfalls eine Menge Reisekosten sparen, die nötig wären, um rund 500 bekannte Bilder aufzusuchen. Eine Fahrkarte in das oberbayerische Wasserburg am Inn genügt. In dem weltweit einmaligen Imaginären Museum werden auf vier Etagen Werke von Breughel über Spitzweg, Monet, Picasso bis hin zu Chagall und Hundertwasser gezeigt.
Allerdings handelt es sich auch hier keineswegs um wertvolle Originale, sondern um Gemälde und Zeichnungen, die in einem aufwendigen Verfahren originalgetreu repliziert wurden.