Essen.. Die Open-Air-Saison auf vier Rädern beginnt mit der Wahl des „Cabrio des Jahres“ Anfang März auf dem Genfer Automobil-Salon. 1,8 Millionen offene Autos sind auf deutschen Straßen unterwegs. Wir geben Tipps zum Gebrauchtkauf.

Der Traum vom Fahren: An einem warmen Frühsommerabend über die Landstraßen zu flanieren, links ein plätscherndes Flüsschen, rechts eine duftende Wiese und überall im Auto scheint die Sonne, denn im automobilen Paradies sind alle Personenkraftwagen Cabrios.

In der Realität ist jedes 25. Auto eins, bei dem das Dach auf Wunsch verschwindet. Das Kraftfahrt-Bundesamt vermeldet knapp zwei Millionen Pkw mit offenem Aufbau zwischen dem Behördensitz in Flensburg und Passau. Und ihr Anteil nimmt langsam, aber stetig zu. Das Cabrio wandelt sich vom Single-Mobil zum Lebensabschnittsauto für die Zeit vor und nach der Familiengründung.

Cabrios sind (bis auf exotische Ausnahmen wie das Pärchen Porsche Boxster und Cayman) teurer als die geschlossenen Versionen, schwerer, dadurch etwas durstiger – und viel wertbeständiger. Dies spiegelt ihre Begehrtheit. Es liegt auch an den geringeren Kilometerleistungen und ihres Status als gepflegte Zweitwagen.

Mehr als beim Gebrauchsauto spielt bei der Wahl eines gebrauchten Cabrios für die kommende Open-Air-Saison der persönliche Geschmack die Hauptrolle. Im Hinterkopf sollte man nur zwei Dinge halten: Bei offenem Dach ist der Genuss am ungefilterten Fahrtwind vom Punto Cabrio bis zum Mercedes SL derselbe. Und das nach oben offene Vergnügen hat wenig bis gar nichts mit der PS-Zahl unter der Haube zu tun.

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Ein Cabrio ist prinzipbedingt so instabil und verwindungsfreudig wie ein Schuhkarton ohne Deckel, weshalb sich sportlich bewegte Cabrios schneller in Klapperdosen verwandeln. Grundsätzlich verschleißt der Innenraum in der Sonne und im Fahrtwind stärker. Beim Gebrauchtkauf gilt ein besonderes Augenmerk dem Verdeck und seiner Mechanik. Bei den aufwendigen Klappdachcabrios können Reparaturen teuer werden.

Alfa Spider

Der Keil ist ein Hammer mit einem tollen Frontantriebsfahrwerk, aber auch einem kohlegruben-schwarzen Armaturenbrett. Die Vierzylindermotoren sind gut, zum Beispiel die 165-Version für 7500 Euro. Dann hat der zeitlose Romeo von 2004 rund 85 000 Kilometer lang den Beau gespielt.

Mazda MX-5

Der meistgebaute offene Wagen der Welt ist eine Empfehlung, auch beim TÜV. Es sind auch genügend Mazda-Roadster verfügbar, auf der Internetbörse Mobile.de ständig zwischen 400 und 500 Stück deutschlandweit. Was gibt es für 7500 Euro (Händlerverkaufspreis laut Schwacke-Liste, Privat-Preis zehn bis 15 Prozent darunter)? Einen 140 PS starken 1,9-Liter von 2004 mit einer Laufleistung von 84 000 Kilometern.

Golf Cabrio

Lange Zeit als Erdbeerkörbchen (wegen des Überrollbügels) verschrien, ist der Golf auch ohne Dach ein Klassiker, allerdings auch der Langeweile. Dass es ihn als einen der ersten Offenen auch mit Dieselmotor gab, spricht für sich. Es gibt ein reichhaltiges wie günstiges Angebot von Golf III und IV ohne Dach, die allerdings alle älter als elf Jahre sind und bei Mobile.de bis 6000 Euro kosten. Die Technik des Golf IV findet sich im ersten Beetle Cabrio. Hier gibt es für 7500 Euro erste Exemplare von 2004 mit dem 75-PS-Basismotor und gut 100 000 Kilometer auf der Tachouhr.

Ford Focus CCSaab 9-3

Zeitweise brachte Saab das Kunststück fertig, mehr Cabrios als Limousinen des ab 2003 gebauten Vectra-Bruders zu verkaufen. Der 9-3 ist eins der zuverlässigsten Fahrzeuge seiner Zeit, daneben ungemein praktisch und zeitlos elegant. Für 7500 Euro muss man vor allem: lange suchen. Und dann findet man nur 9-3 Cabrios der ersten Generation, die viel mit dem alten Saab 900 Cabrio, aber nichts mit dem Vectra zu tun haben.

Mercedes SLK

Cabrios mit Stern gehen zumeist direkt vom teuren Traumwagen in den Klassikerstatus über, ohne einmal günstig zu werden. Beim SLK ist dies anders. Hier gibt es ein Angebot gepflegter älterer Exemplare. Soll ein SLK mit dem traumhaften Kompressormotor unter 10 000 Euro kosten, dann ist er bei Mobile.de deutlich über zehn Jahre und 100 000 Kilometer „alt“.

AutoschauDavon raten wir ab

Alte Rover-Modelle inklusive des MG F. Die Ersatzteillage ist so schlecht wie die Verarbeitung. US-Fahrzeuge wie der PT Cruiser und der LeBaron von Chrysler sind etwas für Leute, die keine Angst vor Bastelarbeiten haben. Der schöne wie zeitlose Fiat Barchetta nervt mit seiner regelmäßig ausfallenden Nockenwellensteuerung. Grundsätzlich sollten Tuningmaßnahmen den Käufer skeptisch machen.