Washington/Cupertino.. Apples neues iPhone 4s, ab 14. Oktober auch in Deutschland im Handel, lässt sich per Sprache bedienen. „Siri“, der Spracherkennungs-Assistent, war die Überraschung beim der ansonsten eher nüchternen Präsentation unter dem neuen Chef Tim Cook.
Der alte Rolling Stones-Kracher „Under My Thumb“ war gerade erst verklungen, da war schon klar, dass alles anders werden würde. Der Neue trägt keinen schwarzen Rollkragenpullover. Der Neue erschlägt mit Zahlen. Über 50 Minuten waren in der der Apple-Zentrale im kalifornischen Cupertino schon vergangenen – und noch kein einziges Wort über den „Star“ des Abends gefallen – das neue iPhone. Das iPhone 5?
Tim Cook, der Nachfolger des wegen Krankheit zurückgetretenen Firmengründers Steve Jobs, nutzte seine Premiere vor den Augen 300 ausgesuchter Gäste zunächst zu einer eindrucksvollen Leistungsbilanz. Vom normalen „Mäck“-Computer der frühen Jahre über die extradünnen MacBooks-Air und iPods bin hin zu iTunes und iPad schlug der 50-Jährige Hobbyradfahrer, lässig in Jeans und blaues Button-Down-Hemd gekleidet, unaufgeregt den Bogen.
Gewaltige Umsatz- und Verkaufszahlen
Bei allen Produkten referierte er kurz und knapp jeweils gewaltige Umsatz- und Verkaufszahlen; meist in dreistelligen Millionen-Chargen. Cooks Info-Puzzle, einmal zusammengesetzt, hatte ein simple Botschaft: Apple-Produkte vernetzen weite Teile der Menschheit. In Schrift, Bild, Klang und Ton. Kurzum: Apple ist Alltag.
Anders als bei Jobs hörte sich das ständige In-Superlativen-Sprechen, das penetrante Meilenstein-Verkünden bei Cook aber fast beiläufig an. Anders als Jobs kann Cook Scheinwerferlicht und Ruhm teilen. Drei Top-Entwickler durften allerlei Software-Anwendungen vorstellen und vertiefen, die der milliardenschwere Weltkonzern sich ausgedacht hat. Oder noch ausdenken wird. Zum Beispiel „iTunes Match“, eine Such-Funktion, die des Kunden (bei Apple erstandene) digitale Musik-Vitrine auch aus dem Netz abrufbar macht. Oder den Online-Speicherdienst iCloud, mit dem das Übertragen von Daten innerhalb des Apple-Geräteparks deutlich einfacher werden soll.
iPhone 4S bei Spielen siebenmal schneller als der Vorgänger
Dann, nach gut einer Stunde, war es endlich soweit und Cooks Top-Mitarbeiter (nicht der Chef!) taten endlich das, was auf der Einladung stand: „Let’s talk iPhone“. Das neue Wunderding – iPhone 4s, Kostenpunkt in den USA zwischen 199 und 399 Dollar – sieht dem amtierenden Modell sehr ähnlich, soll aber etwa bei Spielen siebenmal schneller sein. Die Akku-Laufzeit für den reinen Telefonbetrieb liegt nun bei acht Stunden. Zwei Antennen sollen die Gesprächsqualität verbessern. Die Geschwindigkeit beim Herunterladen von Dateien aus dem Internet erreicht künftig 14.4 Mbps. Die eingebaute Kamera bekommt fünf Linsen, schnellere Prozessoren, einen Sensor mit 8 Megapixeln und kann Videos in HD-Qualität drehen.
Alles nett. Aber wo blieb denn die Überraschung, wo das Innovationszückerchen, das Steve Jobs stets mit „one more thing“ eingeleitet hatte? Nun ja, es heißt diesmal „Siri“. Und sorgt dafür, dass sich Appleianer künftig nicht nur mit der Fingerkuppe die Welt so zurechtwischen können, wie sie sie gerade brauchen. Sie können auch künftig, falls mal keiner anruft, mit ihrem iPhone reden. Nahezu jede Funktion, die jetzt noch eines Stupsers auf die tastenlose Oberfläche bedarf, kann künftig per Stimme erledigt werden.
Ab 14. Oktober im deutschen Handel
„Wie wird das Wetter?“, „Wie heißt der 23. Präsident der USA?“, „Wie lange dauert es noch bis Weihnachten?“ Im Handumdrehen kamen bei der immer wieder von Applaus unterbrochenen Präsentation die richtigen Antworten. Nicht nur das. Der kleine digitale Schlaumeier ist auch sonst überaus hilfsbereit. Wer es satt hat, SMS oder E-Mails zu tippen, wer Notizzettel nicht mehr schreiben, sondern sprechen will, für den ist das neue iPhone auch ein allzuständiges Diktiergerät, das Wortsprache in Nullkommanichts in Schriftsprache umwandelt.
Als Steve Jobs 2007 die erste iPhone-Generation vorstellte, nannte er das kleine, flache Kästchen „ein wegweisendes und magisches Produkt, das jedem anderen Mobiltelefon um buchstäblich fünf Jahre voraus ist“. Es ist erst 2011. Und Apple schickt sich bereits heute an, den Abstand zu vergrößern. Im deutschen Handel ab 14. Oktober. Vorbestellungen werden ab 7. Oktober registriert. (we)