Bonn/Klein Grenz.. Die Zeit der bunten Kacheln im Bad und der ockerfarbenen oder grünen Wannen ist längst vorbei. Mit Weiß scheint es auch zu Ende zu gehen. Im Trend liegen stattdessen nun Naturmaterialien. Pflegeleichte, versteht sich. Und ein alter Bekannter zieht auch wieder ein ins Badezimmer.
Naturmaterialien erobern die Badezimmer. "Ein Bad ist ein Raum, in dem man sehr natürlich ist, im wahrsten Sinne nackt. Da umgibt man sich gerne auch mit Materialien, die nicht vorgeben, etwas anderes zu sein, als sie sind", erklärt Jens Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft in Bonn, den Trend.
Sorge wegen Wasserschäden am Material müsse man nicht haben, beruhigt der Experte: "Selbst in den Bereichen, wo wirklich Spritzwasser vorkommt, also rund um Dusche und Waschbecken, kann man zum Beispiel mit Holz arbeiten. Es gibt besonders wasserabweisende Hölzer, andere werden 'vorgebacken', also hoch erhitzt, so dass sich die Poren schließen." Sie seien oft sogar unempfindlicher als andere Materialien, weil sich zum Beispiel Kalk nicht so festsetze.
Renaissance des Waschzubers
Selbst der alte Waschzuber erlebt in Form von hölzernen Waschbecken und Badewannen eine Renaissance. Allerdings warnt der Experte: "Das Problem ist nicht das Wasser, sondern es sind die Seifen und Duschgels." Früher habe man nur mit Wasser und Kernseife gebadet, heute setzten sich mehr Rückstände von Pflegeprodukten auf den Flächen ab: "Dadurch ist der mechanische Pflegeaufwand hoch."
Praktischer seien Kombinationen aus Holz und modernen Badezimmermaterialien, zum Beispiel ein Keramik-Waschbecken auf einem Holzwaschtisch. Auch Sitzbänke oder Regale aus Holz bringen Natur in den Raum. Wer vor einem kompletten Holzboden zurückschrecke, könne zum Beispiel vor der Dusche mit einem Naturkieselboden eine wasserfeste und trotzdem natürliche Variante nutzen, sagt Wischmann.
Stein, zum Beispiel Granit, wird auch für Waschbecken angeboten. Aber auch hier gibt Wischmann zu bedenken: "Keramik hat sich aus guten Gründen so lange gehalten. Auf Granit setzen sich Seife und Schmutz, vor allem auch Kalk, fest, auch hier ist der Pflegeaufwand relativ hoch."
Natur an den Wänden verbessert das Raumklima
Für Naturmaterialien an den Wänden macht sich Innenarchitektin Britta Christina Wolff aus Klein Grenz bei Rostock stark: "Damit kann man Flächen schaffen, die nicht nur natürlicher, sondern sogar praktischer sind als Fliesen." Während Kalkputze im ganzen Bad Anwendung finden könnten, seien Lehmputze für den direkten Spritzwasserbereich ungeeignet, denn das Material weiche auf.
Dafür habe es überall dort, wo es keinen direkten Wasserkontakt gebe, eine praktische Eigenschaft: "Lehm nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie zeitversetzt wieder ab. Das sorgt nicht nur für ein angenehmes Raumklima, sondern hat auch den Vorteil, dass Spiegel nach dem Duschen oder Baden nicht beschlagen." Kalkputze seien durch ihre antifungizide Wirkung gut für Bäder geeignet - Schimmel habe keine Chance.
Besonders gern werde in Bädern der aus Marokko stammende Tadelakt verwendet: "Man kann Badewannen und Waschbecken damit überziehen und er eignet sich wunderbar für runde, organische, fließende Formen." Zudem sei das Material ausgesprochen pflegeleicht: "Die Oberfläche ist bei perfekter Ausführung so glatt, dass sich kein Kalk festsetzen kann." Fugen, an denen Schimmel und Schmutz anhaften könnten, gebe es nicht. Die Fläche müsse je nach Intensität der Beanspruchung nur zwei- bis dreimal im Jahr mit der Olivenkernseife, die auch für die Herstellung verwendet werde, eingepinselt und anschließend abgerieben werden, um glänzend und wasserabweisend zu bleiben, ergänzt Wolff.
Natur und moderne Formensprache schließen sich nicht aus
Diese organische Bauweise sei aber kein Muss, stellt die Expertin klar: "Es stimmt zwar, dass organische Formen mit Naturmaterialien besser möglich sind, aber der Umkehrschluss ist nicht richtig. Man kann auch sehr moderne, schlichte, gradlinige Formen verwirklichen." Sie empfiehlt jedem, der sich für natürliche Materialien interessiert, aber modernes Design bevorzugt, einen Besuch in einem Naturbaustoffhandel: "Dort findet man in der Regel viele Musterflächen und Prospekte, die die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten von urtümlich bis modern aufzeigen."
Der Gang in den Naturbaustoffhandel sei sowieso ein sinnvoller erster Schritt zum neuen Bad: "Der haptische Eindruck ist bei Naturmaterialien wichtiger als bei anderen Baustoffen und sagt mehr als die schönsten Bilder oder Computeranimationen", betont die Innenarchitektin. Außerdem könne der Händler Handwerker und Planer in der Region empfehlen, die mit den Materialien arbeiten. (dapd)