Dieses Wochenende eröffnet in Düsseldorf die weltgrößte Fachmesse für Wassersport – mit 1550 Ausstellern in 17 Messehallen
Alte braune Holzhäuser spiegeln sich im glatten Wasser, ein Graureiher zieht mit lässigem Flügelschlag seine Bahn und lässt sich auf einer Terrasse am See nieder. Kleine Wellen platschen ans Schiff und bringen mit dem frisch gefangenen Mahl vom Fischer nebenan eine geruhsame Stimmung an Bord. Das ist Booturlaub an der Müritz, einem der beliebtesten Ziele der deutschen Wassertouristen.
Aber beileibe nicht das Einzige – mehr als 350 Anbieter öffnen am 23. Januar in Düsseldorf ihren Stand auf der „Boot”. Wassertourismus und Wassersport rundum – vom Fliegenfischen über Tauchreisen und Bootcharter bis zum Kauf einer Yacht – bietet diese weltgrößte Messe bis zum 31. Januar in 17 Hallen.
Rund sechs Millionen Deutsche frönen laut Deutschem Tourismusverband (DTV) der Freizeit auf dem Wasser, ob unter Segeln oder Motor.
Die meisten allerdings nicht auf eigenen Planken, sie chartern (mieten) ein Boot. Für sie bieten Experten erstmals auf der „Boot” eine kostenlose Charterberatung an: Ob die beliebtesten Buchten und Häfen an der Adria oder auf den Balearen oder Besonderheiten beim Segeln in der Karibik, ob Kuba oder die schönsten Liegeplätze an der Ostsee – die Segler und Motorbootexperten geben Tipps und wissen auch um die besten Restaurants (Halle 13, Stand E 10-D 04). „Wir machen Routenvorschläge, zeigen auf Seekarten und in Handbüchern, wo besondere Vorsicht geboten ist, oder wo schöne Buchten liegen”, sagt etwa Mareike Guhr, die als Skipperin etliche der schönsten Charterreviere bereiste.
Nach einer Umfrage der Verbände hat die Charterbranche 2009 kaum unter der Wirtschaftskrise gelitten. Bei Motorbootfahrern begehrt sind Reviere wie die Müritz, der größte deutsche Binnensee, und die benachbarten Gewässer. Teuer muss so ein Urlaub nicht sein: Auf einer elf Meter langen Motoryacht können vier Erwachsene bequem leben und kochen, für zwei Wochen geht das für 1000 Euro pro Kopf (ohne Anreise).
Für die Reise mit der Motoryacht oder dem Hausboot ist auf den meisten brandenburgischen und mecklenburgischen Seen nicht mal ein Boots-Führerschein nötig. Auch auf den friesischen Seen und dem Ijsselmeer in den Niederlanden fragt niemand nach einem Schein.
An dritter Stelle der Beliebtheitsskala stehen die französischen Kanäle: Ob in Burgund eine Reise mit Wein und vielen Schleusen oder auf dem südfranzösischen Canal du Midi – es geht immer um die Entdek-kung der Langsamkeit.
Nach dem Hausbooturlaub in Irland stehen als neues Ziel für Charterer die masurischen Seen in Polen auf der Karte. Segler zieht es vor allem nach Kroatien oder Dalmatien, die Küste mit ihren 1175 Inseln steht wieder auf Platz eins der Ziele.
Das Starkwindrevier in der griechischen Ägäis ist in der Gunst etwas abgefallen, die steigenden Preise an Land lassen auch die Balearen – trotz der preiswerten Flüge – etwas zurückfallen. Bürokratische Hemmnisse an der Ostsee machen dem DTV und dem Bundesverband Wassersportwirtschaft Sorgen: Größere Yachten müssen mit Funk ausgerüstet sein, Skipper also umfangreiche Funkprüfungen absolviert haben. „Das behindert die Vercharterer im europäischen Markt, denn die Kunden wandern in andere Länder ab”, klagt DTV-Präsident Reinhard Meyer.