Stuttgart.

Reisende unterschätzen häufig das Risiko einer Tollwut-Infektion. Das kann tödliche Folgen haben: In vielen Regionen der Welt ist die Krankheit bei Tieren nach wie vor weit verbreitet, nicht selten wird sie durch einen Biss auf den Menschen übertragen. Mediziner raten gerade Asien- und Afrika-Reisenden, vor dem Urlaub über eine Impfung nachzudenken.

"Wenn es um Tollwut geht, darf man kein Risiko eingehen. Man spielt sonst mit einer Krankheit, die sich nicht behandeln lässt, wenn sie einmal ausgebrochen ist", sagt Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin (CRM) in Stuttgart, der eigenen Angaben zufolge schon Menschen an der Tollwut hat sterben sehen. "Das ist eine furchtbare Infektion, in deren Verlauf die Kranken teilweise auch wirklich nach anderen Menschen schnappen." In Indien, wo es jährlich 30.000 bis 50.000 Tollwut-Fälle gebe, würden Erkrankte in vielen Fällen einfach nur ans Bett gefesselt und anschließend sich selbst überlassen, da sie so am wenigsten Ressourcen verbrauchten. "Zu retten sind sie ohnehin nicht", sagt Jelinek.

Gute Impfstoffe sind teuer

Auch wenn das Problem in Indien am größten ist - verbreitet ist die Krankheit nach CRM-Angaben in weiten Teilen der Erde. "Es gibt praktisch kein Land auf der Welt, in dem keine Tollwut vorkommt. In den USA zum Beispiel ist sie gar nicht so selten", sagt Jelinek, der USA-Reisenden trotzdem nicht zu einer vorbeugenden Impfung rät: "Der wichtige Aspekt neben der Häufigkeit der Erkrankung ist, ob vor Ort ausreichend Impfstoff in guter Qualität zur Verfügung steht." Eine Tollwut-Impfung sei in den meisten Fällen auch noch nach der Infektion erfolgreich, wenn sie schnell vorgenommen werde.

"Das Problem ist einfach, dass gute Impfstoffe sehr teuer sind, oft mehrere tausend Euro. Daher gibt es gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern nur Impfstoffe von minderer Qualität oder gar keine, teilweise sogar Fälschungen", sagt Tomas Jelinek. Zu erwägen sei eine vorbeugende Impfung vor allem vor Reisen nach Afrika und Asien, aber auch andere Länder kämen infrage - eine Übersicht hat das Centrum für Reisemedizin auf seiner Internetseite zusammengetragen.

Erreicht werde ein vollständiger Schutz durch drei Impfungen im Abstand mehrerer Wochen, sagt Jelinek. Geht ein Hund mit auf Reisen, sollte man darauf achten, dass der für ihn auch in Deutschland vorgeschriebene Impfschutz noch aktuell ist.

Tollwut-Viren greifen Gehirn an

Wer in einer Region, in der Tollwut existiert, von einem Tier gebissen oder gekratzt wird, müsse die Wunde versorgen - und dann unverzüglich handeln, rät Jelinek. Es sei schwer zu erkennen, ob ein Tier Tollwut hat. Deshalb sollte man aus Sicherheitsgründen lieber davon ausgehen.

Tollwut-Viren greifen das Gehirn an. Sie kämen pro Tag maximal einen Zentimeter im Körper voran, erläutert Jelinek. "Je nachdem, wo man gebissen wurde, kann man sich ausrechnen, wie viel Zeit im schlechtesten Fall bleibt", sagt der Experte. "Sobald die Erreger im Gehirn sind, ist alles zu spät." Seien hochwertige Impfstoffe wie das sogenannte Hyperimmunglobulin oder Zellkulturimpfstoffe verfügbar, rät Jelinek zu einer Behandlung vor Ort. "Ansonsten muss man versuchen, so schnell wie möglich zurück nach Deutschland zu kommen und nicht auf minderwertige Impfstoffe vertrauen." Wer bereits geimpft sei, komme an diesem Rennen gegen die Zeit vorbei - sollte sich aber nach dem Urlaub zur Sicherheit eine Auffrischungsimpfung holen.

Reise-Weisheiten

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Tomas Jelinek rät zudem, vor dem Urlaub den Tetanus-Schutz zu überprüfen. Denn durch einen Hundebiss oder Katzen-Kratzer können auch Tetanus-Bakterien übertragen werden. (dapd)