Hannover. Da Lebererkrankungen oft unbemerkt verlaufen, ist es wichtig, dass sie frühzeitig entdeckt werden. Der Deutsche Lebertag möchte das Bewusstsein für die Krankheit schärfen. Deutliche Hinweise sind Blutungen in Speiseröhre oder Wasser im Bauch. Transplantationen kommen aber nicht für jeden in Frage.
Lebererkrankungen verlaufen oft unbemerkt. Eine besonders dramatische Form ist Leberkrebs. Wird er frühzeitig entdeckt, lässt er sich aber oft heilen. Der Deutsche Lebertag am 20. November soll das Bewusstsein für Lebererkrankungen schärfen.
Wie es zu der Infektion kam, weiß André Trilisch* nicht mehr. Irgendwann in den 1980er Jahren muss er sich bei einem Krankenhausaufenthalt mit Hepatitis C infiziert haben. 20 Jahre lang zerfraß diese Krankheit seine Leber - er merkte nichts. Dann ging es ganz schnell: Aszites, Leberzirrhose, Leberkrebs. "Das hängt alles miteinander zusammen", sagt Trilisch. Er hatte Glück: Der Krebs wurde rechtzeitig erkannt.
André Trilisch ist einer von 8000 Menschen, die jedes Jahr in Deutschland an Leberkrebs erkranken. Zwei Drittel der Neuerkrankten sind Männer. Ein Großteil von ihnen hat sich Jahre vorher mit Hepatitis B oder C infiziert, ein anderer Teil hat sich die Leber durch Alkoholmissbrauch zerstört. Zunehmend ist auch eine Fettleber, ausgelöst durch Übergewicht, eine Ursache für Leberkrebs. "Heilung ist möglich, wenn man den Krebs sehr frühzeitig entdeckt", erklärt Prof. Arndt Vogel von der Medizinischen Hochschule Hannover.
Tumor wächst in zerstörter Leber
Viele Patienten mit chronischen Lebererkrankungen entwickeln zunächst eine Leberzirrhose. In der zerstörten Leber wächst dann der erste Tumor. Bemerkbar macht der sich zunächst nicht. Körperliche Schwäche gehört zu den ersten Symptomen. Deutliche Hinweise sind dann Blutungen in der Speiseröhre oder Wasser im Bauch, von Medizinern Aszites genannt.
Bei Trilisch wurde der Krebs in der Leber bei einer Ultraschalluntersuchungen entdeckt. Die Tumore herauszuoperieren, war wegen seiner Leberzirrhose nicht möglich. "Eine Operation kommt in der Regel nur bei Patienten infrage, die eine gute Leberfunktion haben", sagt Prof. Nisar Peter Malek von der Universitätsklinik Tübingen. Das seien rund fünf Prozent der Erkrankten. "Allerdings kommt der Tumor bei mehr als der Hälfte der operierten Patienten wieder", fügt Vogel hinzu.
Transplantation kommt nicht für jeden infrage
Trilisch wurde schließlich mit einer selektiven internen Radiotherapie (SIRT) behandelt. Dabei werden winzige radioaktive Kugeln in das Tumorgewebe eingebracht. Sie greifen die Tumore von innen heraus an, ohne die Leber weiter zu gefährden. Doch die Gefahr, dass sich in der zerstörten Leber neue Tumore bilden, bleibt. "Wenn die Leberfunktion schon eingeschränkt ist und Leberkrebs vorliegt, dann sind das Patienten für eine Transplantation", erklärt Malek.
Eine Lebertransplantation kommt allerdings nur für rund 15 Prozent der Krebskranken infrage. Bei wem weder eine Transplantation noch eine Operation oder ein anderes lokales Therapieverfahren möglich ist, kann sich einer Chemotherapie unterziehen. An weiteren Therapien wird geforscht.
"Die Ärzte sind zufrieden mit mir"
Gut ein Jahr nach der Diagnose Leberkrebs klingelte nachts um drei bei Trilisch das Telefon: der ersehnte Anruf für die Transplantation. Zehn Tage später wurde er mit einer neuen Leber aus dem Krankenhaus entlassen. Heute arbeitet er wieder, geht regelmäßig zur Kontrolle. "Die Ärzte sind zufrieden mit mir", sagt Trilisch.
So gefährlich Leberkrebs auch ist, so leicht lässt sich das Risiko einer Erkrankung verringern. Wer wenig Alkohol trinkt, ist schon einmal weniger gefährdet. Wer viel in Entwicklungsländern unterwegs ist, sollte sich auf Hepatitis testen lassen. Und der gefährlichen Fettleber beugt vor, wer sich gesund ernährt und ausreichend bewegt.
* Name auf Wunsch des Betroffenen geändert. (dpa)