Stockholm. Ist das der Durchbruch? Schwedischen Forschern sind wichtige Schritte auf dem Weg zu einer Impfung gegen Alzheimer gelungen. Bis zum weltweiten Einsatz sind allerdings weitere Studien notwendig.
"Ich weinte vor Hoffnung, als ich von dem Impfstoff hörte“, sagt Maria Cavalli im schwedischen Radio SR über das im renommierten Fachmagazin „Lancet Neurology“ veröffentlichte Ergebnis schwedischer Alzheimer-Forscher. Cavalli ist gerade dabei, gleich drei ihrer engsten Angehörigen durch die das Gehirn allmählich zerstörende Krankheit Alzheimer zu verlieren.
Laut „Lancet Neurology“ gelang schwedischen Forschern ein Durchbruch: 58 schwedischen Alzheimer-Kranken wurde drei Jahre lang ein Impfstoff verabreicht. Bei 80 Prozent der Probanden konnte das Fortschreiten der Erkrankung mit diesem Impfstoff gestoppt werden. Dies unabhängig davon, ob sie zu Beginn der Testreihe im frühen oder mittleren Stadium der Erkrankung standen. Professor Bengt Winblad vom renommierten Karolinska-Institut bei Stockholm leitete die Studie.
„Wir spritzen den Patienten kleine Mengen Beta-Amyloid. Daraufhin produzierten diese über ihre Plasmazellen selbst Antikörper gegen diesen die Krankheit verursachenden Stoff. Die Antikörper gehen ins Gehirn, und lösen die Verklumpungen des schädlichen Stoffes auf“, sagt Forschungsleiter Bengt Winblad.
Heilende Antikörper
Ernste Nebenwirkungen traten dabei nicht auf. Bemerksenswert ist auch, dass selbst Patienten, die schon in der mittleren Alzheimer-Erkrankungsphase sind, geholfen werden kann. „Obwohl unsere Probanden schon ältere Menschen sind und bereits Alzheimer haben, entwickeln sie die heilenden Antikörper gegen Alzheimer“, sagte Winblad.
Derzeit arbeiten die Schweden in einer internationalen Forschungsgruppe, die bereits eine Studie an 350 Menschen aus zehn Ländern eingeleitet hat. Neben Schweden nehmen Holländer, Deutsche und Dänen, die an Alzheimer leiden, daran teil.
Dass eine erste Pilotstudie nach drei Jahren so gute Ergebnisse liefert, halten die schwedischen Forscher für vielversprechend. Alzheimer könne, wenn alles gutgehe, in Zukunft auf diese Weise erfolgreich behandelt werden, heißt es.
Wann genau der Impfstoff sämtliche Testphasen bis zur kommerziellen Produktion und flächendeckenden Behandlung weltweit erreichen könnte, dazu wollten sich die Wissenschaftler nicht äußern. „Das ist nicht voraussehbar“, sagte Forschungsleiter Winblad betont zurückhaltend. „Es muss noch viel Arbeit geleistet werden. Auch wenn wir ahnen, dass der Impfstoff funktioniert, ist der wissenschaftliche Zusammenhang noch nicht ordentlich belegt.“ Aber der Schritt zu einer effektiven Behandlung von Alzheimer werde „größer sein als alle bisherigen“. Im kommenden Jahr werde mit einer internationalen Studie begonnen.
Behandlung mit Medikamenten
Die Dramatik der Alzheimer-Erkrankung besteht darin, dass es noch keine therapeutische Möglichkeit gibt, den Krankheitsverlauf zu stoppen. Für die Behandlung stehen momentan nur Medikamente zur Verfügung, die den Krankheitsprozess verlangsamen.
Dr. Mai Panchal von der Deutschen Alzheimer Forschungs-Initiative: „Die neuesten Ergebnisse sind vielversprechend.“ Entscheidend seien nun die nächsten Schritte. In denen müsse geklärt werden, ob es tatsachlich zu keinen Nebenwirkungen komme und ob die Wirksamkeit der Therapie tatsächlich belegt werden könne.