Berlin. Experten haben herausgefunden, dass Menschen mit Herzerkrankungen nicht unbedingt auf Geschlechtsverkehr verzichten müssen. Tatsächlich sind weniger als ein Prozent aller Infarkte und aller Fälle von plötzlichem Herztod ursächlich auf die Belastung des Herz-Kreislaufsystems durch Sex zurückzuführen.
Herzkranke müssen nicht grundsätzlich auf Sex verzichten. Darauf weist der Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK) unter Berufung auf eine aktuelle Stellungnahme des Amerikanischen Herz-Verbandes hin, für die Experten verschiedener Disziplinen die Leitlinien und Studiendaten großer Fachgesellschaften zusammengetragen haben.
"Sexuelle Aktivität kann zwar insbesondere während des Orgasmus zu einem Anstieg der Herzfrequenz und des Blutdrucks führen, allerdings nur kurzfristig für wenige Sekunden. Außerdem wird dabei selten ein Puls von 130 pro Minute und ein systolischer Blutdruck von 170 mmHg überschritten", sagt der BNK-Vorsitzende Norbert Smetak.
Tatsächlich sind weniger als ein Prozent aller Herzinfarkte und aller Fälle von plötzlichem Herztod ursächlich auf die Belastung des Herz-Kreislaufsystems durch Sex zurückzuführen. Außerdem werden nachweislich weniger als fünf Prozent aller Angina-pectoris-Anfälle durch die sogenannte "Angina d'amour" verursacht, die während des Geschlechtsaktes oder auch erst einige Stunden danach auftreten kann.
Belastungstest durchführen
Smetak empfiehlt Betroffenen, sich nach der Erstdiagnose einer kardiovaskulären Erkrankung gründlich untersuchen zu lassen. "Wenn sich dabei ein geringes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen herausstellt, bestehen gegen sexuelle Aktivitäten keinerlei Vorbehalte", erklärt er. "Ist das Risiko des Patienten hingegen nicht bekannt, sollte ein körperlicher Belastungstest durchgeführt werden."
Dem Ergebnis entsprechend ist Sex entweder unproblematisch, oder der Betroffene sollte solange auf Sex verzichten, "bis die medikamentöse Behandlung optimal auf ihn eingestellt ist und sich seine kardiovaskuläre Erkrankung stabilisiert hat". (dapd)