Düsseldorf/Münster. In NRW gibt es jetzt repräsentative Daten zur Ausbreitung gefährlicher Virus-Mutanten. RKI: Anteil britischer Variante bundesweit bei 22 Prozent.

Laut einer Studie der Uniklinik Münster verbreiten sich die als ansteckender geltenden Corona-Mutanten in den Ballungsräumen in NRW deutlich stärker als auf dem Land. Auch die Grenzregion zu den Niederlanden sei weniger betroffen, teilte das NRW-Gesundheitsministerium am Mittwoch über das Ergebnis mit.

Für die Studie wurden zum Stichtag 27. Januar insgesamt 933 Proben in drei Großlaboren und in Zusammenarbeit mit dem Uniklinikum Düsseldorf ausgewertet, die laut Ministerium weitestgehend als repräsentativ für die 53 Kreise des Landes gelten. Nicht alle Kreise konnten allerdings die gewünschte Anzahl von 5 bis 6 Proben pro 100.000 Einwohner liefern.

In 73 Proben wurde die britische Variante B.1.1.7 entdeckt, in fünf die Mutante aus Südafrika. Die Variante aus Südamerika ist nicht vertreten. Insgesamt fanden die Forscher bei 9 Prozent der in NRW positiv getesteten Proben eine als ansteckender geltende Virus-Mutante.

RKI: Britische Virusmutation steigt auf 22 Prozent Anteil bundesweit

Das Robert Koch-Institut (RKI) geht nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) inzwischen von einem deutlich höheren Anteil der Virusmutationen aus. Bundesweit soll nach Zahlen aus der ersten Februar-Hälfte allein der Anteil der britischen Virusmutation auf mehr als 22 Prozent gestiegen sein.

Vor allem die Mutante B.1.1.7, die nach konservativen Schätzungen 35 Prozent ansteckender ist, bereitet den Virologen Sorgen. Auch für andere Varianten wie die südafrikanische wird eine höhere Übertragbarkeit angenommen, genaue Daten dazu gibt es aber noch nicht.

Studie entdeckt 60 verschiedene Virusvarianten

Insgesamt seien 60 verschiedene Virusvarianten in den Proben entdeckt worden, teilte das Universitätsklinikum Münster (UKM) mit. Die meisten von ihnen seien nur geringfügig verändert, erläuterte Prof. Alexander Mellmann, Leiter der Studie. „Die Varianten, die wir gefunden haben, weisen teils nur eine Punktmutation auf, die britische Variante ist im Vergleich zum ursprünglichen Virus aus Wuhan in China an bis zu 17 Stellen im Genom verändert.“

Das Land NRW fördert die Studie mit dem Titel „Molekulare Surveillance von SARS-CoV-2-Varianten in NRW“ mit 200.000 Euro. Ziel ist es, Ergebnisse zur tatsächlichen Verbreitung von Virusmutationen in NRW zu erhalten, erläuterte Mellmann: „Nur so können wir frühzeitig eine Verbreitung besorgniserregender Varianten erkennen und gezielt Gegenmaßnahmen ergreifen. Dass das entscheidend ist, können wir beispielsweise in Nordirland oder Portugal, sehen, wo die VOCs sehr schnell zu einem rasanten Anstieg der Fallzahlen geführt haben.“

Südafrikanische Virusvariante: Bisher 130 Verdachts- und acht bestätigte Fälle in NRW

Zur Entwicklung der Ausbreitung von Corona-Mutanten gab es am Mittwoch keine aktuellen Daten. Zum Stand 12. Februar waren laut NRW-Gesundheitsministerium insgesamt rund 100 bestätigte Fälle der Variante B.1.1.7 nach Nachweis durch Ganzgenomsequenzierung bekannt. „Bekannt sind uns zudem weitere knapp 1100 Verdachtsfälle dieser Variante, hierbei handelt es sich um labordiagnostische Hinweise auf Basis variantenspezifischer PCR. Die Hinweise zu diesen Fällen stammen aus 41 Gesundheitsämtern“, teilte eine Sprecherin auf Nachfrage am Mittwoch mit.

Für die südafrikanische Corona-Variante B.1.351 waren zuletzt laut Ministerium rund acht bestätigte Fälle durch Ganzgenomsequenzierung bekannt. Zudem gab es für diese Variante weitere rund 130 Verdachtsfälle. Die Hinweise zu diesen Fällen stammten aus 13 der insgesamt 53 Gesundheitsämter in NRW, teilte das Ministerium mit.

(dpa/Red.)

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