Essen. Damit sich ausländische Studierende in deutschen Wohnheimen besser einleben, gibt es die Wohnheimwörterbücher des Studentenwerkes. Sie wurden in neuen Sprachen aufgelegt. Daraus ist auch zu erfahren, dass deutsche Nachbarn mit dem Besen an die Decke klopfen, wenn die Musik zu laut ist.
Warum brauchen die Bewohner im Studentenheim einen Putzplan? Wie wäscht man am besten Wäsche? Was tun, wenn der Paketdienst da war, man selbst aber nicht? Diese und viele weitere Fragen aus dem deutschen Studentenheim-Alltag klärt das neue Wohnheim-Wörterbuch des Deutschen Studentenwerkes. Die neuesten Auflagen sind in Spanisch, Arabisch, Polnisch und Russisch erschienen - gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. 2010 gab es bereits die erste Ausgabe in Englisch und Chinesisch.
Die Broschüre für ausländische Studierende ist ein Spiegel deutscher Wohnheimkultur - liebevoll illustriert. Alles hat seine Ordnung. So ist Wäsche waschen und trocknen im Badezimmer verboten und das dazugehörige Bild mit roter Farbe durchgestrichen.
Begriffskonstellationen wie Gemeinschaftsbadezimmer, Kühlschrankbenutzung oder Wohnberechtigungsschein werden übersetzt. Der deutsche Angestellte hinter dem Serviceschalter im Rathaus trägt einen blauen Pullunder, darunter ist der Bauchansatz zu sehen. Doch was den Betrachter zum Schmunzeln bringt, hat einen ernsten Hintergrund.
Die meisten Studierenden kommen aus China
Immer mehr ausländische Studierende entscheiden sich für eine Hochschule in Deutschland. Allein in Nordrhein-Westfalen stieg die Zahl der Studierenden ohne deutsche Staatsbürgerschaft von 57.509 im Wintersemester 2001/02 auf 66.832 im Wintersemester 2011/12.
Laut Statistischem Bundesamt studierten 192.853 Menschen mit nicht-deutscher Staatsbürgerschaft im Wintersemester 2011/12 in Deutschland. Davon stammen zum Beispiel 10.401 Menschen aus Russland, 5745 aus Indien, 5601 aus dem Kamerun, 5125 aus Spanien, 4132 aus dem Iran oder 4201 aus Korea. Der größte Teil aber kommt aus China, 23.883 Studierende. Deutschlandweit leben 65.000 ausländische Studierende in einem Wohnheim des Deutschen Studentenwerks. Die große Gefahr ist Isolation.
Damit sich ausländische Studierende nicht abkapseln
Für die ausländischen Studierenden ist die Anpassung oft schwierig. Ein fremdes Land, eine fremde Uni, fremde Leute: "Die erste Nacht in Deutschland ist sehr wichtig", sagt Isabell Kappus vom Deutschen Studentenwerk. Die Studierenden würden irgendwo mit dem Koffer vor einer für sie fremden Tür, der des Wohnheims, stehen. Darum soll neben Tutoren das Wohnheimwörterbuch beim schnellen Einleben helfen.
Andere Länder, andere Sitten - so sagt man. Beim Leben im Wohnheim trifft das zu und fängt schon direkt am Anfang an. Denn einige ausländische Studierende müssen sich in ihren Heimatländern kein Zimmer suchen. "In anderen Ländern werden die Zimmer mit dem Studienplatz vergeben", erklärt Kappus. Auch die Wohnform Studentenheim ist für viele unbekannt. In manchen Ländern würde es Mehrbett-Zimmer in den Wohnanlagen geben, sagt Kappus. Wenn die Studierenden dann hier in einem Einzelzimmer landen, könne dies zur Isolation führen.
Deutsche Nachbarn klopfen mit dem Besen an die Decke
Im Wohnheimwörterbuch gibt es dazu das passende Gegenmittel: Die Rubrik "Feiern". Was ausländische Studierende daraus lernen könnten? Um ein Uhr ist Schluss mit der Party im Wohnheim - aber auf der Mensaparty darf länger gefeiert werden. Und: Deutsche Nachbarn klopfen mit dem Besen gegen die Decke, wenn die Musik zu laut ist.
Mindestens genauso wichtig wie das Feiern, ist das Essen. Auch dazu gibt es Hinweise im Wohnheimwörterbuch. Zum Beispiel, dass dreckiges Geschirr auch wieder gespült werden muss. "Einige ausländische Studierende haben selbst noch nie gekocht, weil es in ihren Heimatländern einen Rundum-Mensa-Betrieb gibt", erklärt Kappus. Je nach Kulturkreis stünden sie schon vor der Frage: "Was stellt man auf den Herd, um sein Essen zu kochen?"
Das es Regeln, wie den Putzplan gebe, sei für Deutsche sehr selbstverständlich, so Kappus. Jedes Land hat seine eigenen Regeln im Alltag. Und an die müssen sich kurz- und langfristige Besucher immer erst einmal gewöhnen. Zum Beispiel daran, dass Studierende eine Schadensmeldung ausfüllen müssen, wenn etwas in der Wohnheim-Wohnung kaputt ist, dass die Deutschen den Müll trennen oder dass der Kühlschrank regelmäßig abgetaut werden sollte, damit er weniger Strom verbraucht.