Essen. . Ein Studium zahlt sich im späteren Berufsleben nicht unbedingt aus: Vor allem Geisteswissenschaftler schneiden nach dem Studium schlechter ab als Handwerker, die nach kürzerer Ausbildung im Beruf Fuß gefasst haben. Das muss nicht das Ende der Karriere sein, weiß der Kölner Bildungsforscher Axel Plünnecke vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW).

Abitur und danach an die Uni oder Mittlere Reife und anschließend eine Ausbildung? Nächste ­Woche startet das neue Schuljahr und tausende Schüler in NRW fragen sich, welchen Weg sie einschlagen sollen, um Karriere zu machen. Das geht auch ohne Abitur, sagt Axel Plünnecke, Bildungsexperte vom­ Institut der Deutschen Wirtschaft (IW): „Wer in den nächsten Jahren einen vernünftigen Realschul­abschluss vorlegt, hat beste Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen und anschließend über Zusatz-Qualifikationen aufzusteigen.“

Seine Studie sowie die Ergebnisse des Deutschen Instituts für ­Wirtschaftsforschung (DIW) und des Hochschulinformationssystems (HIS) belegen, dass sich das ­Studium am Ende nicht immer auszahlt.

Insbesondere Geisteswissenschaftler stehen häufig schlechter da als beispielsweise Versicherungskaufleute und Elektrotechniker ­ohne Abitur. Ein gut ausgebildeter Handwerker verdient mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 42.000 Euro mehr als das am schlechtesten verdienende Viertel der Akademiker (39.000 Euro).

Akademiker-Quote bleibt bescheiden

Dies steht dem entgegen, was Politiker und Wissenschaftler seit Jahren fordern: mehr Menschen zu einem Hochschulabschluss zu bringen. Das Land brauche mehr Akademiker, um im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu bleiben, lautet das Credo nicht erst seit der ersten Pisa-Studie.

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Zwar hat sich die Quote der Hochschulabsolventen eines Jahrgangs von 14 (1995) auf aktuell 29 Prozent erhöht. Im Vergleich mit dem Durchschnitt anderer Industrienationen (39 Prozent) liegt Deutschland dennoch weit hinten.

Facharbeiter werden knapp

Diese Schieflage ist für Ulla ­Burchardt, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Anlass, einen „nationalen Bildungsrat“ zu fordern: „Wir haben zu viele Zuständigkeiten in Bund und ­Ländern.“ Wissenschaftler, Poli­tiker, Elternvertreter und Lehrer sollten zusammen eine nationale Strategie für Bildung entwerfen.

Verbänden und Forschern greift die Fokussierung auf die Produktion von Akademikern ohnehin zu kurz. Insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. „In den kommenden Jahren nimmt die Zahl der in Rente gehenden Facharbeiter zu. Hier fehlt schon jetzt der Nachwuchs“, sagt Axel Plünnecke. Allein im Handwerk sind aktuell bundesweit noch 23 000 Ausbildungsstellen unbesetzt.