Washington/Boston. Ihre Küche war ein Drogen-Labor, ihr Sohn ihr Partner: Eine 74-jährige Professorin soll in den USA einen schwunghaften Meth-Handel betrieben haben, so die Polizei. Die Parallelen zu der TV-Reality-Saga “Breaking Bad“ sind überraschend: In der Serie stellt ein Chemie-Lehrer Meth her. Ob die Professorin die Serie kennt, ist allerdings nicht sicher.

Niemand weiß bislang, ob Irina Kristy in ihrem Leben schon einmal "Breaking Bad" gesehen oder davon gehört hat. Aber einiges spricht dafür. In der preisgekrönten TV-Reality-Mittelschicht-Saga gerät der Chemie-Lehrer Walter White, hinreißend verkörpert von Bryan Cranston, nach einer Krebs-Diagnose auf die schiefe Bahn: Er produziert, um Familie und Behandlungskosten bestreiten zu können, das Rauschgift Methamphetamin; kurz "Meth", und macht sich als dem Tod geweihter Dealer auf tragisch-komische Weise mit der Unterwelt gemein.

Die 74-jährige Mathematik-Professorin, die seit 20 Jahren an den Universitäten von Boston und Suffolk unterrichtet, ist jetzt bei der gleichen Tätigkeit erwischt worden. Allerdings im wirklichen Leben. Gemeinsam mit ihrem Sohn Grigori (29) soll sie, so sagen Polizei und Staatsanwaltschaft, in ihrer Wohnung in Somerville/Massachusetts einen schwunghaften Meth-Handel betrieben haben. Die Küche, beschreiben Fahnder ihre Entdeckungen, sei so "voll gepackt mit Chemikalien und Drogen-Utensilien gewesen, dass die Müsli-Packung nur noch im Eisfach Platz fand". Die Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe. Oder schweigen.

Studenten sind überrascht

Frau Kristy, die 1985 mit ihrem Mann vor dem russischen Geheimdienst KGB in die USA flüchtete, wurde bis zur Gerichtsverhandlung am 21. Dezember vom Dienst suspendiert. Ihre Studenten zeigten sich in Interviews entsetzt. „Damit hat nun wirklich niemand gerechnet“, sagte Katie Meyers. Im Professoren-Kollegium fragen sich manche, ob über das Suchtpotenzial mancher US-Fernsehserien neu nachgedacht werden muss.