Essen. . Die Studentenschwemme an den Universitäten und Fachhochschulen Nordrhein-Westfalens sorgt nicht nur für Enge im Hörsaal. In manchen Städten gibt es auch nicht genug Wohnraum für die Erstsemester. Im Ruhrgebiet ist das allerdings kein Problem.

Die Universitäten werden von Erstsemestern geflutet, die Hörsäle laufen über und teilweise in Kinos verlegt. Und nicht nur dort gibt es Platznot - auch auf dem Wohnungsmarkt wird es eng. Aber nicht in allen Städten.

Während in Hannover die Studenten ins Altenheim ziehen und es sich die Erstsemester in Jena in Wohnwagen auf Campingplätzen gemütlich machen, ist die Not im Ruhrgebiet wohl nicht so groß. Das liegt laut des Bochumer Studentenwerks „Akademisches Förderungswerk“ (AKAFÖ) auch an guter Vorbereitung. „Wir haben zwar eine Warteliste, diese wird aber wie in jedem Jahr abgearbeitet und wir sind guter Dinge, dass wir allen Wünschen gerecht werden können. Zudem arbeiten wir in Bochum mit privaten und kirchlichen Wohnungsfirmen und Wohnheimanbietern zusammen“, sagt Ralf Weber vom AKAFÖ. Allein in Bochum und Gelsenkirchen gibt es in 19 Wohnheimen circa 4200 Plätze. Die Situation im Ruhrgebiet sei aber laut Weber insgesamt entspannter, weil die Studenten zwischen den Städten pendeln könnten.
Aber auch der derzeitige Wohnungsleerstand im Ruhrpott trägt dazu bei: Laut einer Studie des Eduard Pestel Institut für Systemforschung e. V. wird es bis zum 2025 in bestimmten Städten und Kreisen NRWs einen Überhang von 70 000 Wohnungen geben. „In diesem Umfang wird Wohnraum nicht mehr vom Markt aufgenommen werden“, heißt es in der Studie. Betroffen sein davon vor allem das Ruhrgebiet, Solingen und Wuppertal, aber auch der Märkische Kreis und der Kreis Lippe. Viel Platz für Studenten.

Zur Not campen

Ein wenig anders stellt sich die Situation in Düsseldorf dar - auch, weil dort die Mieten wesentlich höher sind als in den Ruhrgebietsstädten. Der Allgemeine Studierendenausschuss AStA der Fachhochschule Düsseldorf gibt den Zimmersuchenden teils zunächst abwegig klingende Tipps. So empfiehlt der FH-AStA, sich als Notlösung auf dem Campingplatz Lörick-Rheinaue niederzulassen. So verzweifelt scheint aber selbst in Düsseldorf keiner zu sein: Campingplatzbetreiber Jürgen Kürten hat bisher keine Anfragen von Studenten bekommen.

Notschlafplätze

Der FH-AStA hat aber auch eigene Notschlafplätze für wenige Euro im Angebot. Diese können ebenso die Erstsemester der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf nutzen. Auch hier hat der AStA das Problem im Blick. „Personen, die beispielsweise ins Ruhrgebiet oder die umliegenden Städte ziehen, sind keine Seltenheit“, erzählt Robin Pütz vom Uni-AStA. Manch ein Student fahre stundenlang, um rechtzeitig im Hörsaal zu sitzen. „Die hohen Mietpreise in Düsseldorf tun ihr Übriges, um vielen Studierenden die Möglichkeit zu nehmen, an ihrem Studienort zu leben“. Unter dem Zeitverlust litten sowohl Studium als auch das soziales Leben der Betroffenen.

Studentenwerk hat vorgesorgt

Das Studentenwerk Düsseldorf sieht das anders. Mitte Oktober sein sogar noch einige wenige Wohnheimsplätze frei gewesen. Außerdem sind neue Wohnheime gebaut worden und in Planung. Mit Hilfe des Konjunkturpakets II wurden gerade zu Semesterbeginn 440 neue Einzelapartments bezugsfertig. Damit werde laut des Studentenwerks die Anzahl der Wohnheimsplätze in den nächsten Jahren von 3400 auf rund 4000 Wohnplätze steigen. Allerdings sind davon längst nicht alle direkt in Düsseldorf.

Im Sauerland kein Platzproblem

An der Fachhochschule Südwestfalen gibt es auch kein wirkliches Wohnungsproblem. Nur in Meschede gäbe es laut der Hochschule nicht genug kleine Wohnungen. „Hier versucht die Siedlungs- und Baugenossenschaft mit der Einrichtung von Wohngemeinschaften gegenzusteuern, das heißt, große Wohnungen werden entsprechend umgestaltet“, erklärt FH-Pressesprecherin Birgit Geile-Hänßel.

Wohnungsnot in Kleve

Die noch recht junge Hochschule Rhein-Waal in Kleve hingegen sucht händeringend nach Wohnraum für seine Studenten. „Einige unserer Studenten wohnen in Hotels und Ferienwohnungen, aber das kann nur eine Übergangslösung sein“, erklärt die Hochschul-Präsidentin Prof. Dr. Marie-Louise Klotz. Die Hochschule habe extra jemanden eingestellt, der sich um Wohnungen für die Studenten bemüht. Hier sei das Entgegenkommen der Vermieter gefragt, vor allem auch an ausländische Studierende und Wohngemeinschaften zu vermieten. Zusätzlich Druck mache die holländische Konkurrenz: Viele Studenten aus den Niederlanden ziehen nach Deutschland über die Grenze, um Miete zu sparen. Dabei kosten manche Zimmer in Kleve schon so viel wie in Köln, wie ein Blick in die Wohnungsanzeigen verrät. Derzeit sind noch bis zu 100 Studenten auf der Suche und es könnten noch mehr werden. Interessierte Vermieter, die studentischen Wohnraum in Kleve, Emmerich und Kamp-Lintfort zu bieten haben, sollen sich bei Petra Hübers (Tel.: 02821/80673-511, wohnung@hochschule-rhein-waal.de) melden.

Siegen: Schlafen im Fitness-Raum

In Siegen gibt es keine Jugendherberge oder ähnliches. Deswegen wurden, um dem Studentenansturm gerecht zu werden, Notschlafplätze im Fitness-Raum eines Studentenwohnheims eingerichtet. „In diesen Notquartieren befinden sich aktuell sieben Studierende. Insgesamt wurde das Notquartier bisher von 15 Studierenden in Anspruch genommen“, sagt Detlef Rujanski, Geschäftsführer des Studentenwerks Siegen. 30 äußerst spartanische Schlafplätze wurden dort eingerichtet. Besonders schwierig sei die Situation auch hier für ausländische Studierende, die kurzfristig in Siegen angekommen sind.