Dresden/Leipzig. Kostenloses Insiderwissen gibt es für Rucksack-Touristen nun im Internet zu finden. Informatikstudent Nico Lange gründete das Portal "backpacking.de", nachdem der Weltenbummler in einem ostindischen Küstenstädtchen strandete, das alles andere als Urlaubs-Gefühle aufkommen ließ.

Die Idee für einen online abrufbaren Wegweiser für Weltenbummler kam Nico Lange auf einer seiner Rucksackreisen durch Asien. Nach aufwendiger Anfahrt entpuppte sich das ostindische Küstenstädtchen Puri als herbe Enttäuschung. «Im Reiseführer wurde es als Feierort und Geheimtipp empfohlen. Die Stadt war aber nichts Besonderes und völlig ausgestorben», erinnert sich der 31-Jährige aus Radebeul, der damals fünf Tage auf den nächsten Zug warten musste. Mit einem ständig aktualisierbaren Internetführer wäre ihm das nicht passiert, sagte sich der Informatikstudent und gründete mit fünf Kommilitonen das Online-Portal «backpacking.de».

Das nicht kommerzielle Format ist speziell für individuell reisende Rucksacktouristen ausgerichtet und stößt damit in eine deutsche Marktlücke. Der anspruchsvolle Abenteurer erfährt dort etwa, dass der Besucher des nordostindischen Wallfahrtsorts Varanasi tunlichst nicht die rituellen Leichenverbrennungen am Fluss Ganges fotografieren sollte oder wie man in Moskau zwei Tage lang mit 100 Euro überlebt.

Das kostenlose Insiderwissen stammt aus der weit gereisten Rucksack-Gemeinde selbst. «Das Format hat den Vorteil, dass alle Informationen von unseren Nutzern aktuell gehalten werden. Wenn also ein Hotel schließt oder ein Reiseziel sich nicht lohnt, kann das jeder, der möchte, sofort eintragen«, erklärt Lange, der als Projektleiter bei einem IT-Unternehmen arbeitet.

Sehenswürdigkeiten und persönliche Reiseberichte

Die Einträge über Städte und Sehenswürdigkeiten sind außerdem verknüpft mit einem Portal für persönliche Reiseberichte der Seitenbesucher. 136 «entdeckte» Länder sowie Informationen zu 251 Städten und 372 Sehenswürdigkeiten gibt es seit dem Start der Seite vor einem Jahr. «Jeden Tag kommen fünf oder sechs Reiseberichte dazu», sagt Lange. Grundlegende Länderinformationen lässt Lange dagegen von professionellen Reisejournalisten schreiben, die er aus eigener Tasche bezahlt.

«Es gibt nicht so viele zentrale Anlaufstellen für Backpacker in und aus Deutschland im Internet», betont der Leipziger IT-Spezialist Stefan Schmeisser, der die Vorläuferversion von «backpacking.de» gründete. 2003 stellte er mit zwei Kommilitonen die Seite «rastlos.com» ins Netz. Deren Länderinformationen für Rucksackreisende produziert der derzeit in Japan lebende 32-Jährige zusammen mit seinen Kollegen selbst. Außerdem gibt es Verweise auf persönliche Reiseportale der Nutzer-Gemeinde.

Viele Portale sind international ausgerichtet

Schmeisser zufolge beschränkte sich das Online-Angebot bislang auf Teilportale mit Tipps zu Unterkünften oder Fortbewegungsmöglichkeiten. Auch Michael Lottes, Betreiber eines Dresdner Backpacker-Hostels, verweist darauf, dass die meisten Portale für Rucksacktouristen international und nicht auf Deutschland ausgerichtet sind.

«Unser Ziel ist, dass die Seite einmal die erste Adresse für Backpacker wird», sagt «backpacking.de»-Gründer Lange. Es sei noch eine kleine, aber wachsende Zielgruppe. (ddp)