Bochum. Mit einem Solarauto haben Bochumer Studenten erfolgreich an einem amerikanischen Rennen teilgenommen. Auf der Strecke von Dallas nach Calgary in Kanada belegten sie den dritten Platz. Nur fünf der 20 gestarteten Fahrzeuge erreichten überhaupt das Ziel.

Nahezu lautlos gleitet das futuristische Fahrzeug über den Highway – vorbei an Cadillacs und Corvettes. Vorbei auch an den Tankstellen entlang der knapp 4000-Kilometer-Strecke zwischen Dallas/USA und Calgary/Kanada. Über den Sprit muss sich der Fahrer des Gefährts keine Gedanken machen: Das Solarauto der Fachhochschule Bochum bezieht seine Energie von der Sonne – wenn sie denn scheint. Doch das war während des Wettrennens „American Solar Challenge” nicht immer der Fall. Dennoch erreichten die Studenten aus dem Ruhrgebiet Platz drei.

„Zwar bleibt es an diesem Morgen trocken, aber die Wolkendecke verhindert ein effektives Laden der Batterien. Auch weht ein Gegenwind von etwa 20 km/h. Alles in allem nicht die besten Bedingungen.” (Eintrag im Streckentagebuch, nachzulesen auf hochschule-bochum.de)

Batterie reicht für sechs Stunden

Scheint die Sonne, fährt das Solarauto problemlos. Ist es bewölkt, muss die Batterie einspringen. Für sechs Stunden Fahrt reicht sie aus – wenn sie aufgeladen ist. Vor fünf Jahren startete das Bochumer Team in Australien erstmals bei einen Solarauto-Rennen. Vier Jahre später, 2007, fuhr es bei der Weltmeisterschaft der Solarmobile auf dem fünften Kontinent den vierten Platz ein und erhielt die Auszeichnung für das „schönste Solarauto der Welt”.

Nach „Down Under” wollen die Bochumer auch im kommenden Jahr, das Rennen in Nordamerika wurde im Juli als Vorbereitung eingeschoben. „Die logistischen Vorbereitungen waren aufwändiger als das Auto zu bauen”, sagt Teamchef Armin Nestler. Der 24-jährige Mechatronik-Student schätzt an dem Projekt vor allem das Theorie-Praxis-Verhältnis: Alles, was im Studium erlernt wird, kann beim Solarauto-Projekt angewendet werden. Die Mannschaft bestand aus Elektrotechnikern, Maschinenbauern, Mechatronikern und in diesem Jahr erstmals auch aus Wirtschaftlern. „Zwei Studentinnen haben die gesamte Logistik übernommen: die Abwicklung am Zoll und das Organisieren von Miet-Fahrzeugen und Hotels”, sagt Nestler. Die Einreisebestimmungen hatten es in sich, das Solarauto made in Bochum nahm der US-Zoll genau unter die Lupe.

„Zwei Tage später waren endlich alle Zollformalitäten erledigt. Auch die technischen Komponenten im Gepäck sind durch den Zoll gekommen. Angeschlagen hat der Drogenhund des Grenzschutzes nur bei den Lakritzbonbons.”

Neben den Einreisebestimmungen waren auch die Teilnahmeregeln in den USA speziell: So sahen sie vor, dass jedes Solarauto nur 2000 Solarzellen besitzen darf. Das Bochumer Fahrzeug hatte rund 2040 Stück – es musste umgebaut werden. „Wir haben die amerikanischen Regeln unterschätzt”, sagt Stefan Spychalski, Teamsprecher und Leiter des Medienzentrums an der Hochschule Bochum.

In Dallas beginnt das Rennen schließlich. Das Solarauto, das ohne Fahrer 230 Kilogramm wiegt, fährt in der Spitze 120 Kilometer pro Stunde. Die Durchschnittsgeschwindigkeit während des Rennens beträgt 60 bis 70 Kilometer pro Stunde. Ziel ist das kanadische Calgary.„Mit konstanten 60 km/h durchquert das Team die kanadische Einöde. Die Wolkendecke ist mittlerweile durchbrochen, die Sonne nur vereinzelt abgeschattet.”

15 Mannschaften mussten aufgeben

Neun Tage nach dem Start überqueren die Bochumer als dritte von allen die Ziellinie in Calgary. Von den insgesamt 20 Teams aus aller Welt sehen nur fünf die schwarz-weiße Flagge. 15 Mannschaften mussten wegen der extrem schlechten Wetterverhältnisse aufgeben. Die Bochumer Studenten dagegen feiern ihre bis jetzt höchste Platzierung in einem internationalen Wettbewerb. Was Armin Nestler im Rückblick am meisten fasziniert hat? Der Student muss nicht lange überlegen: „Der Teamgeist.”

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