Gelsenkirchen. Im Streit um die Zukunft des Semestertickets geht der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr auf Studierende zu. Preiserhöhungen aber bleiben.

Das Semesterticket an Rhein und Ruhr soll doch eine Zukunft haben. Der Verwaltungsrat des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) hat am Donnerstag dazu einen neuen Vertragsentwurf beschlossen - und kommt Forderungen von Studierendenorganisationen entgegen.

Von 36 Hochschulen im VRR hatten bis dato erst 16 zugestimmt, dass das Semesterticket auch im kommenden Wintersemesterticket weitergeführt wird. Strittig war vor allem, dass das Semesterticket teurer werden soll. Das jedoch wird sich nicht ändern, teilt der VRR am Donnerstag mit.

Wie geplant soll der Preis ab dem kommenden Wintersemester auf 21,06 Euro pro Monat steigen. Zum in kürze Startenden Sommersemester kostet das Semesterticket 19,06 Euro je Monat. Bis zum Jahr 2020 soll der Preis für das Semesterticket auf dann knapp 26 Euro erhöht werden.

Kostenlose Fahrradmitnahme im gesamten VRR-Gebiet

Auf Anregung von Studentenvertretern soll das Semesterticket ab dem kommenden Wintersemester attraktiver für Studierenden sein: Fahrräder sollen künftig im gesamten Gültigkeitsgebiet des Semestertickets kostenlos in Bus und Bahn mitgenommen werden können. Und dass man mit dem Semesterticket, wie beim Ticket 2000, auch andere Personen mitnehmen kann - abends und an Wochenende, das wurde nun erstmals vom VRR vertraglich zugesichert; bis dato stand es nur in den Beförderungsbedingungen und war ohne Mitsprachemöglichkeit der Hochschulen einseitig kündigbar.

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Für den VRR ist mit diesen Optionen "die Basis geschaffen für den Erhalt des Erfolgsmodells Semesterticket". Aus Sicht des Fahrgastverbands ProBahn NRW ist das Semesterticket im Vergleich mit den Preisen anderer Zeitfahrkarten im VRR besonders preiswert. "Selbst wenn man im Monat nur zweimal damit von einer Stadt in eine andere mit Bus oder Bahn fährt, hat man den Preis gegenüber den Kosten für zwei Einzeltickets bereits wieder 'raus", rechnet Lothar Ebbers vor, Sprecher von ProBahn NRW.

VRR will Preisstufen-System überarbeiten

Hochschulen, die bereits eine Vertragsverlängerung des Semestertickets für das kommende Wintersemester bereits zugestimmt haben, sollen die Verbesserungen ebenfalls erhalten, heißt es beim VRR. Dessen Verwaltungsrat hat am Donnerstag zudem eine weitere Aufwertung angekündigt: Für Studienanfänger wird überlegt, dass sie das Semesterticket künftig bereits einen Monat vor Semesterstart nutzen können: "Bis Ende des Jahres werden wir eine tarifliche Lösung dafür finden", verspricht der VRR-Verwaltungsrat.

Neben dem Beschluss zum Semesterticket hat der VRR-Verwaltungsrat am Donnerstag auch Weichen gestellt, die alle VRR-Fahrkartenkunden betreffen werden. "Wir wollen mehr Gerechtigkeit bei den Preisstufen erreichen", erklärte eine Sprecherin. Das bisherige System aus fünf Preisstufen (A bis E) soll "in den kommenden Jahren" verfeinert werden. "Die bisherigen linearen Preisanpassungen lassen sich so nicht mehr lange weiterführen", hieß es beim VRR. Fahrgastverbände kritisieren seit langem, dass das Preissystem zu statisch ist und zu bizarren Situationen führt. So kostet eine Fahrkarte für eine Regionalzugfahrt vom Hauptbahnhof Oberhausen zum Hauptbahnhof Duisburg genau so viel, wie eine Fahrt von Oberhausen zum Düsseldorfer Hauptbahnhof: In beiden Fällen ist Preisstufe "B" nötig, die Strecke nach Düsseldorf jedoch ist viermal so lang wie die von Oberhausen nach Duisburg.