Essen/Düsseldorf. Die Sommerferien in NRW gehen zu Ende, die Corona-Inzidenz steigt. Wie der Schulstart am 18. August aus Sicht von Ministerin Gebauer laufen soll.
Trotz weiter steigender Corona-Zahlen hält NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) an der bisherigen Planung für den Schulstart am 18. August fest. Alle Schulen im Land sollen mit Präsenzunterricht beginnen, eine Ausnahme bildet nur eine kleine Anzahl von Schulen, in denen das Hochwasser im Juli schwere Schäden hinterlassen hat. In einer Pressekonferenz stellte die NRW-Schulministerin zwei Wochen vor Schulstart die Pläne für das neue Schuljahr vor.
Generell solle der Start ins neue Schuljahr mit "größtmöglicher Normalität" erfolgen, betonte Schulministerin Yvonne Gebauer. Die Abläufe seien deshalb weitgehend dieselben wie in der letzten Phase vor Beginn der Ferien.
Schulstart in NRW: Weiter Maskenpflicht und regelmäßige Corona-Tests
Die Maskenpflicht im Schulgebäude und im Unterricht gelte weiterhin, kündigte die NRW-Schulministerin an. Auch die zwei verpflichtenden Corona-Tests pro Woche bleiben bis zu den Herbstferien bestehen, an den Grundschulen soll es weiterhin Lolli-Tests geben. Hier wurde die Testlogistik, die beim Start des Programms an einigen Schulen für Probleme gesorgt hatte, optimiert, kündigte die Schulministerin an.
Vollständig geimpfte oder genesene Schüler und Lehrer werden von den obligatorischen Corona-Tests ausgenommen. Es werde aber aus Datenschutzgründen keine Statistik über die bereits immunisierten Kinder und Erwachsenen geführt. "In dem Moment, in dem ich offen sage, dass ich nachweislich geimpft oder genesen bin, muss ich nicht mehr getestet werden", erklärte Gebauer. Die Maskenpflicht im Schulgebäude gilt unabhängig vom Impfstatus für alle Personen in der Schule.
Corona-Impfungen: Mobile Impfteams an Berufskollegs
Eine Corona-Impfung ist jedoch keine Voraussetzung, um am Präsenzunterricht teilzunehmen. Eine Impfpflicht werde es in NRW weder für Schüler, noch für Lehrer oder andere am Schulleben Beteiligte geben, unterstrich Gebauer. Es bleibe bei den Impfangeboten auf Grundlage der Ständigen Impfkommission. Zwar seien Corona-Schutzimpfungen das wirksamste Instrument zur Bekämpfung der Pandemie, allerdings sei das je nach Altersgruppe differenziert zu betrachten. "Jede Impfung bleibt eine ganz persönliche Entscheidung."
Den Schülerinnen und Schülern an den Berufskollegs will das Land ein Impfangebot machen. Mobile Impfteams sollen deshalb zu den Schulen kommen.
Die Schulministerin rechnet für das neue Schuljahr trotz der angestrebten Normalität mit einer „besonderen Situation“, weil durch Reiserückkehr die inzwischen dominierende Delta-Variante des Coronavirus weiterverbreitet werden könne. Auf diese Lage müssten sich die Schulen vorbereiten. Deshalb will das Land auch die finanzielle Förderung der Anschaffung von mobilen Luftfiltern für die Klassenräume ausbauen. Im neuen Schuljahr seien dafür 90 Millionen statt bisher 50 Millionen Euro vorgesehen. Die Luftfilter könnten aber die bestehenden Hygienemaßnahmen nicht ersetzen, betonte Gebauer.
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Corona und Schule in NRW: Schulfahrten sind wieder erlaubt
Die Einschulungsfeiern in den Grundschulen können wie bereits angekündigt stattfinden. Auch hier gelte Maskenpflicht, bei Erstklässlern und denen, die die i-Dötzchen begleiteten, seien Coronatests empfohlen. Entsprechende mehrsprachige Informationsschreiben für die Eltern lägen den Schulen vor.
Schulfahrten sollen, wenn auch unter Auflagen, wieder möglich sein. Sie können durchgeführt werden, wenn das Infektionsgeschehen am Standort der Schule und am Reiseziel es zulasse. Auch Fahrten in das Ausland seien wieder möglich, es müsse aber "eine sorgfältige Risikoabwägung" geben, so die Ministerin Darüber hinaus sei sorgsam abzuwägen, ob eine Klassenfahrt angesichts der pandemiebedingten Lernrückstände derzeit verantwortbar sei.
152 Schulen melden Schäden nach Unwetterkatastrophe
Neben Corona haben aber auch die schweren Unwetter in Teilen von NRW die Schullandschaft mitunter hart getroffen. Nicht überall kann deshalb der Schulbetrieb in den vom Hochwasser betroffenen Regionen wieder starten. Betroffen von Überflutungen waren laut Schulministerin Gebauer 152 Schulen, die mit Schäden unterschiedlichen Ausmaßes gemeldet hatten, hier werde bereits mit den Schulträgern an der Instandsetzung gearbeitet. An 76 Schulen habe es leichte Schäden gegeben, die einen uneingeschränkter Schulbetrieb ermöglichen, an 67 sei ein eingeschränkter Schulbetrieb möglich. An neun Schulen in NRW sei zum jetzigem Zeitpunkt aber noch unklar, wie und ob der Schulbetrieb nach den Ferien starten kann.
Dort, wo mehrere Schulen mit zahlreichen Jahrgängen an einem Standort betroffen seien, würden Grundstücke für Container-Lösungen gesucht, sagte Gebauer. Wo das nicht möglich sei, müsse es notfalls zunächst Distanzunterricht geben.
Corona und Schule in NRW: Folgende Regeln sollen nach den Sommerferien gelten
- Der Unterricht wird nach der Stundentafel im vollen Umfang stattfinden. Auch alle Fächer finden statt.
- Die Testpflicht bleibt: In der Primarstufe wird zwei Mal pro Woche ein Lolli-Test durchgeführt. An den weiterführenden Schulen wird zwei Mal die Woche ein Selbsttest durchgeführt.
- Die Maskenpflicht gilt im Gebäude, außerhalb des Schulgebäudes kann die Maske abgesetzt werden.
- Alle weiteren Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen bleiben bestehen.
- Einschulungsfeiern nach den Sommerferien finden statt.
- Klassenfahrten und Schüleraustausche können wieder stattfinden.
Gebauer und Stamp für Anpassungen der Quarantäne-Vorgaben
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte mehr Anstrengungen. „Die Landesregierung hat die Chance versäumt, die die Sommerpause beim Infektionsgeschehen uns geboten hat“, sagte der GEW-Landesvize Sebastian Krebs der Deutschen Presse-Agentur. Es sei noch nicht genug in eine „pandemiesichere Bildung“ investiert worden. „Wir brauchen in jedem Fall weiterhin eine engmaschige Teststrategie, Hygienemaßnahmen und niedrigschwellige Impfangebote vor Ort für all diejenigen, für die die Impfstoffe freigegeben sind. Das meint auch mobile Impfteams, nicht nur an Berufskollegs.“
Unklar ist der weitere Umgang mit den Quarantäne-Verpflichtungen im Falle einer Infektion im Klassenverband. Bislang schickten die lokalen Gesundheitsämter gemäß der Vorgaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) Sitznachbarn oder zuweilen auch die gesamte Klasse nach Hause. "Ich würde mir wünschen, dass das RKI zu einer Überarbeitung dieser Richtlinien für die Quarantäne der Schülerinnen und Schüler kommt“, forderte Gebauer. Dies sei angesichts des Impffortschritts sowie der Masken-und Testpflicht vertretbar. Maßnahmen müssten „sorgfältig und angemessen“ sein, so Gebauer.
Auch NRW-Familienminister Joachim Stamp hatte vom RKI Änderung verlangt. Es sollten nicht mehr ganze Schulklassen oder Kita-Gruppen in Quarantäne geschickt werden, sondern nur noch die Kinder, die tatsächlich infiziert seien. (tobi/mit dpa)
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