Düsseldorf. Viele kommunale Kitas in NRW bleiben am Mittwoch geschlossen. Verdi ruft Beschäftige zu einem Warnstreik auf. Das sorgt im Vorfeld für Kritik.
Viele kommunale Kitas in Nordrhein-Westfalen werden nach Einschätzung der Gewerkschaft Verdi an diesem Mittwoch geschlossen bleiben oder nur einen Notbetrieb anbieten. Verdi hat die Erzieherinnen und Erzieher in kommunalen Betreuungseinrichtungen für den 4. Mai zu einem bundesweiten Streik- und Aktionstag aufgerufen. Ungefähr ein Viertel der Kitas in NRW sind den Gewerkschaftsangaben zufolge in öffentlicher Trägerschaft.
Verdi-Chef Frank Werneke drohte am Dienstag anhaltende Ausstände für den Fall an, dass die kommende Tarifrunde am 16. und 17. Mai in Potsdam keinen Durchbruch bringt. „Im Moment streiken wir sehr gezielt tageweise - in der Hoffnung, dass sich die Arbeitgeber endlich bewegen“, sagte Werneke dem TV-Sender „Welt“. „Gelingt das nicht am dritten Verhandlungstermin, werden wir die Streiks ausweiten.
Kritik: Streik trifft Eltern, nicht Arbeitgeber
Der Landeselternbeirat der Kindertageseinrichtungen in NRW kritisierte die erneuten Warnstreiks: Statt gemeinsamer Aktionen würden viele Familien vor verschlossenen Türen stehen. Er mahnte zudem auch an die Adresse der Arbeitgeber eine schnelle Einigung in dem Tarifkonflikt an.
Verdi fordert für die bundesweit 330.000 Beschäftigten in den kommunalen Sozial- und Erziehungsdiensten mehr Geld, bessere Arbeitsbedingungen und Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. Dazu gehörten Vor- und Nachbereitungszeiten, um mehr Zeit für die pädagogische Arbeit zu haben. Auch werden Zeit für die Begleitung von Praktikanten und ein Anspruch auf Weiterqualifizierung gefordert.
Streik auch in schulischen Ganztagseinrichtungen
Die Gewerkschaft ruft zu dem Streik- und Aktionstag auch Beschäftigte in schulischen Ganztagseinrichtungen mit kommunaler Trägerschaft auf. In diesem Bereich gibt es eine Vielzahl gerade an kleinen Trägern und der Anteil der kommunalen Träger ist niedriger als bei den Kitas.
In NRW sind für Mittwoch rund 25 Kundgebungen vor Rathäusern oder auf zentralen Plätzen unter anderem in Gütersloh, Münster, Witten, Essen, Ratingen, Duisburg und Düren geplant, wie ein Sprecher von Verdi NRW am Dienstag auf dpa-Anfrage sagte. Größere Kundgebungen werde es an dem Tag in Dortmund, Recklinghausen und Bonn geben, zu denen jeweils mehr als 1000 Teilnehmer erwartet würden.
Verdi will Druck auf die Arbeitgeber erhöhen
Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) kritisierte schon in Vorfeld, die Streiks seien unverhältnismäßig und belasteten die Eltern zusätzlich. Erzieherinnen verdienten bei kommunalen Kitas deutlich mehr als bei anderen Trägern.
Die Situation in den Tageseinrichtungen für Kinder sei seit Jahren angespannt, sagte Andrea Becker, Landesbezirksfachbereichsleiterin von Verdi NRW. Aus Sicht der Gewerkschaft fehlen schon jetzt etwa
32 000 Fachkräfte. Jeder vierte Berufsanfänger verlasse in den ersten fünf Jahren das Arbeitsfeld. Auch die Pandemie habe mit vielen krankheitsbedingten Personalausfällen tiefe Spuren hinterlassen.
Elternverbände kritisieren „untragbaren Zustand“
Der Landeselternbeirat der Kindertageseinrichtungen in NRW erklärte unterdessen: „Jede Woche sehen sich Familien in NRW derzeit mit Warnstreik-Aktionen der Beschäftigten in kommunalen Kitas konfrontiert. Wieder einmal sind es die Eltern, die spontan nach einer Betreuungsmöglichkeit suchen oder dem eigenen Arbeitgeber absagen müssen.“ Nach zwei Jahren mit Kita-Schließungen, Quarantänemaßnahmen und Betreuungskürzungen sei das ein untragbarer Zustand für Kinder und Eltern.
„Es ist nicht nachvollziehbar, dass aktuell Warnstreiks durchgeführt werden und viele Familien vor verschlossenen Türen stehen, anstatt gemeinsame Aktionen mit Kindern und Eltern umzusetzen, die ebenfalls Aufmerksamkeit und politischen Druck erzeugen würden, was unbestritten notwendig ist“, verdeutlichte der Landeselternbeirat weiter. Es sei keine Option, dass sich die Tarifpartner in langen Verhandlungsrunden streiten. „Familien brauchen einen schnellen Tarifabschluss, damit kein Kind mehr zu Hause bleiben muss.“ (dpa)