Essen/Leverkusen. Bis zu 70 Prozent weniger Verkehr auf den Straßen in NRW - auch das ist eine Folge der Corona-Krise. Fachleute sehen das auch als Chance.
Die Verkehrsbelastung auf den Straßen in NRW ist infolge der Corona-Krise drastisch zurückgegangen. Die Verkehrszentrale in Leverkusen ermittelte von Montag bis Freitag der vergangenen Woche einen Rückgang des Verkehrs um 35 Prozent auf den NRW-Transitstrecken und bis zu 40 Prozent in den Ballungsräumen. Am davor liegenden Wochenende ging der Verkehr im Transitbereich und in den Ballungsräumen sogar um 70 Prozent zurück.
Verkehrsbelastung auf der A3 am stärksten gesunken
Der Wert dürfte nach Ansicht der Experten von Straßen.NRW am vergangenen Wochenende nochmals übertroffen worden sein. Am stärksten gesunken ist die Verkehrsbelastung auf der A3 zwischen Köln und Düsseldorf. Exakte Auswertungen liegen wegen des komplexen Zählverfahrens an den übers ganze Land verteilten rund 340 Zählstellen noch nicht vor.
Kaum Transitverkehr zwischen Polen und den Niederlanden
Eine Ausnahme in der Verkehrsentwicklung bildet der LKW-Verkehr. „Hier haben wir in unserer Stichprobe nur einen geringen Rückgang gemessen“, sagte Jan Lohoff, Abteilungsleiter Verkehrssteuerung in der Straßen.NRW-Verkehrszentrale. Praktisch zum Erliegen gekommen sei aber der Transitverkehr zwischen Polen und den Niederlanden.
Deutlich weniger Staus
So wenig Staus auf den NRW-Autobahnen wie zu Zeiten der Ölkrise Anfang der 1970er Jahre nicht mehr hatte bereits der ADAC vermeldet. Laut Verkehrsdatenbank des Automobilclubs gab es in der 12. Kalenderwoche (16. bis 22. März) lediglich 1037 Staumeldungen auf NRW-Autobahnen - fast 72 Prozent weniger als in der Vorwoche, wo insgesamt 3662 Staus gemeldet wurden. In der vergangenen Woche haben Staus und stockender Verkehr auf den Autobahnen nochmals deutlich abgenommen. Vom 23. bis 29. März gab es laut ADAC nur noch 629 Staumeldungen.
Corona-Krise als Chance?
Fachleute sehen in dem durch die Corona-Zwangspause stark veränderten Mobilitätsverhalten auch eine Chance. „Es wäre nicht gut, wenn der Straßenverkehr nach der Krise einfach wieder hochschnellen würde und die Straßen so verstopft wären, wie vor der Krise“, sagte ADAC-Experte Roman Suthold dieser Redaktion. Mehr Home-Office, weniger Verkehr auf den Straßen: Es bestehe die historische Chance, alte Mobilitätsroutinen aufzubrechen - hin zu mehr Nachhaltigkeit, so Suthold. Der ADAC hatte schon im Januar vorgerechnet, dass durch eine flexiblere Arbeitszeit-Regelung bis zu 20 Prozent des berufsbedingten Autoverkehrs wegfallen könnten und die Straßen damit deutlich entlastet würden.