Düsseldorf. Die schwarz-grüne Regierungskoalition will Arbeitsbedingungen und Familienfreundlichkeit in der Wissenschaft verbessern - sehr konkret.
Die Semester an den nordrhein-westfälischen Universitäten sollen nach dem Willen der schwarz-grünen Regierungskoalition künftig früher beginnen. Zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) in einem gemeinsamen Antrag für das nächste Landtagsplenum beauftragt, „mit den Universitäten einen Dialog darüber zu führen, ob das Semester wie an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften bereits im September bzw. März beginnen kann“. Zudem solle den Professoren nahegelegt werden, „Prüfungsphasen möglichst in Zeiträume zu legen, in denen keine Schulferien sind“.
NRW-Unis sollen bessere Arbeitsbedingungen für Nachwuchs schaffen
Der Vorstoß ist Teil einer umfassenden Initiative der Koalition, die Arbeitsbedingungen im Wissenschaftsbetrieb zu verbessern. Gerade die fehlende Vereinbarkeit von vorlesungs- und prüfungsfreier Zeit mit den Schulferien sei für viele Beschäftigte mit Kindern eine enorme Herausforderung. Ein weiteres großes Problem bleibt die oft beklagte Befristungsfalle an den Universitäten. Der akademische Nachwuchs hangelt sich häufig bis zum 40. Lebensjahr von einem unsicheren Beschäftigungsverhältnis ins nächste. Schwarz-Grün erwartet deshalb von der Landesregierung Anstrengungen, „eine bessere Balance zwischen befristeten und unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen zu schaffen“.
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Tarifvertrag der Länder auch für NRW-Hochschulen wichtig
„Herausragende Wissenschaft, exzellente Lehre und Forschung brauchen gute Arbeitsbedingungen. Daher verbessern wir die Situation, indem wir im Dialog mit den Hochschulen fairere Bedingungen sowie verlässliche und besser planbare Karrierewege, auch abseits der Professur, vereinbaren“, sagte Julia Eisentraut, Wissenschaftsexpertin der Grünen-Landtagsfraktion, unserer Redaktion. Mit den zur Verfügung gestellten Geldern sollten mehr Dauerstellen geschaffen werden, was anhand von klaren Kriterien überprüft werden müsse. Trotz der Hochschulautonomie könnte das Land etwa vertraglich vermehrt Karrierewege für Wissenschaftler unterhalb der Professoren-Ebene vereinbaren und an Finanzzusagen knüpfen.
Gibt es genug Anreize für junge Menschen, auf die Karte Wissenschaft zu setzen?
Den rechtlichen Rahmen für die Arbeitsbedingungen an den Hochschulen setzen allerdings zahlreiche Regelungen auf Landes- und Bundesebene, so dass ein NRW-Alleingang schwierig wäre. Zurzeit wird der Tarifvertrag der Länder neu verhandelt, der auch für die Hochschulen gilt. Auf der Bundesebene läuft derweil die Überarbeitung des Wissenschaftszeitvertragsgesetz.
Raphael Tigges, wissenschaftspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, kündigte aber zumindest einen ersten Schritt an: „Wir prüfen zunächst das Landesrecht, um mögliche Verbesserungen zu erreichen. Mit Blick auf den Fachkräftemangel ist es uns wichtig, Anreize für junge Menschen zu setzen und sie für den Wissenschaftsbetrieb zu begeistern.“