Düsseldorf. Computer-Zubehör, Lektüre, Sportsachen, Ausflüge reißen Löcher in die Familienkasse. Elternverbände pochen auf Lernmittelfreiheit.

Die Landeselternkonferenz (LEK NRW) und weitere Elternverbände werfen Schulen und städtischen Schulträgern vor, Familien immer öfter für teure Lernmittel zur Kasse zu bitten. „Die Lernmittelfreiheit darf nicht weiter ausgehöhlt werden“, sagte LEK-Vorsitzender Christian Beckmann dieser Redaktion. Die Kosten für Computer-Zubehör, Hefte, Sportzeug und andere Waren gingen durch die Decke, weil viele Schulen die Eltern dazu verpflichteten, teure Lernmittel anzuschaffen.

Teure Tablet-Stifte

In Bielefeld eskalierte in dieser Woche ein Streit zwischen dem Stadtelternrat und einzelnen Schulen. In dieser Stadt bekommen Schülerinnen und Schüler Tablets und andere digitale Endgeräte zwar umsonst. Manche Schulen verlangten laut einem Bericht des „Westfalenblatts“ aber von den Familien, Zubehör wie Tastaturen, Hüllen oder Tablet-Stifte, die bis zu 150 Euro kosten, zu kaufen. Die Kommune stellte inzwischen klar, dass die Politik dort keine Elternfinanzierung von Computern und Zubehör im schulischen Kontext dulde. Die Verunsicherung ist dennoch groß.

Von Stadt zu Stadt unterschiedlich

Christian Beckmann beklagt, dass es vom Wohnort abhänge, ob Familien für Tablets und andere Geräte zahlen müssten oder nicht. Während zum Beispiel Gelsenkirchen jedem Schulkind ein eigenes Tablet zur Verfügung stellt, liegt in Gütersloh die Finanzierung eines „digitalen Endgerätes“ bei den Eltern, für arme Familien gelten dort aber Härtefall-Regeln.

Die LEK, die Elternschaften der Gymnasien, Grund-, Real- und Förderschulen sowie acht weitere Elternverbände kritisieren in einer Mitteilung, dass generell die Schulkosten viele Eltern „an die Grenze des Machbaren“ führten. Schon in den Ferien fragten sich viele Familien, ob sie sich diese Anschaffungen im nächsten Schuljahr leisten könnten. Viele Familien schämten sich, gegenüber der Schule ihre finanziellen Verhältnisse offenzulegen. Aus Scham verzichteten manche Eltern auch bei Elternabenden auf den Protest gegen hohe Kosten.

Ein Monatsgehalt pro Schuljahr und Kind?

Nicht nur der Tornister sei teuer, auch bei Heften, Ordnern, Stiften, Malsachen und Sportzeug könnten die Familien häufig nicht das günstigste Angebot wählen, weil die Schulen genaue Vorgaben machten, so die Elternverbände. Taschenrechner und Lektüren müssten gekauft, Klassenfahrten finanziert und Kopiergeld bezahlt werden. So komme es vor, dass Familien in manchen Schuljahren für ein Kind ein ganzes Monatsgehalt aufbringen müssten.

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) sagte dieser Redaktion, gerade in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten seien alle staatlichen Ebenen gefordert, die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen zu sichern. Die Schulfinanzierung gehöre auf den Prüfstand. NRW mache keine Abstriche beim Schuletat, nun müsse sich aber die Bundesregierung zur Bildung bekennen. Mit dem „Digitalpakt 2.0“ dürfe sie nicht lange Zeit warten. Über das Programm „Startchancen“ würden mit dem Bund gute Gespräche geführt.