Düsseldorf. Ein Jahr nach der Schießerei gelingt ein Zweifachschlag gegen Rocker und Clans. Was die Polizei findet, entsetzt Innenminister Reul.
Ein Jahr nach der Schießerei auf dem Hamborner Altmarkt in Duisburg ist der NRW-Polizei ein Schlag gegen die Clan- und Rockerkriminalität im Ruhrgebiet gelungen. In einem zweigeteilten Großeinsatz am Montag und Donnerstag durchsuchten Ermittler der Kriminalpolizei mit Unterstützung von Spezialeinheiten, Hundertschaftbeamten und Diensthunden insgesamt acht Wohnungen in mehreren Städten. Dabei konnten zwei mutmaßliche Schützen festgenommen, mehrere Tatverdächtige identifiziert und ein Arsenal an zum Teil scharfen Waffen ausgehoben werden.
„Wir dulden keine Schießereien á la Wilder Westen in Nordrhein-Westfalen. Für Clan- und Rockerkriminelle, die sich bekriegen, hat unser Rechtsstaat klare Antworten parat“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) unserer Redaktion am Donnerstag. Im vergangenen Jahr hatte eine Schießerei in Hamborn zwischen Angehörigen eines türkisch-libanesischen Familienclans und der Rockergruppierung Hells Angels bundesweit für Aufsehen sorgt. Insgesamt wurden damals auf offener Straße 29 Schüsse abgegeben. Es gab vier Verletzte.
Zwei Haftbefehle vollstreckt, weitere Tatverdächtige identifiziert
Bei den Schützen, die von der Mordkommission „Markt“ jetzt ermittelt wurden, handelt es sich um zwei Angehörige eines türkisch-libanesischen Familienclans (30 und 38 Jahre alt) und einen Angehörigen der Outlaw Motorcycle Gang (OMCG) Hells Angels (38 Jahre alt). Zwei Haftbefehle konnten bereits am Montag vollstreckt werden. Nach dem dritten Tatverdächtigen, der sich im Ausland aufhält, wird nun international gesucht.
Bei einem der Clan-Mitglieder wurden sieben Einhand- oder Klappmesser, zwei Macheten, ein Teleskopschlagstock, sechs Wurfmesser sowie eine scharfe Schusswaffe (Beretta) griffbereit auf mehrere Räume des Hauses verteilt gefunden. Bei dem 38-jährigen Rocker stießen die Ermittler auf fünf Einhand- oder Klappmesser, zwei Schwerter, eine Machete, zwei Schlagringe und einen Revolver.
"Worauf bereiten sich diese Leute eigentlich vor?"
„Für mich ist unbegreiflich, mit welcher Selbstverständlichkeit diese Kriminellen Waffen, Messer und Macheten in ihren vier Wänden horten“, sagte Reul. Man müsse sich fragen, „worauf sich diese Leute eigentlich vorbereiten“.
In einer zweiten Aktion durchsuchte die Polizei am Donnerstagmorgen Wohnungen in Duisburg, Düsseldorf, Köln und Willich. Sie stehen im Zusammenhang mit fünf weiteren Tatverdächtigen, denen schwerer Landfriedensbruch sowie Sachbeschädigung zur Last gelegt wird. Es handelt sich um Mitglieder der Hells Angels, die nach der Schießerei einen Dönerladen am Hamborner Altmarkt verwüstet haben sollen. Der Imbiss gehört dem rivalisierenden türkisch-libanesischen Familienclan. In der Duisburger Wohnung wurde eine scharfe Schusswaffe gefunden, in Köln ein geladener Revolver.