Düsseldorf. Etwa 100 Experten und zehn Beratungsstellen gaben laut einem Bericht der Landesregierung auf. SPD warnt vorm „Ausbluten“ des Systems.

Während des Streits zwischen Bund und Ländern um die Finanzierung der „Sprach-Kitas“ haben in NRW zehn Prozent der für die mehr als 1400 Sprach-Kitas zuständigen Fachberatungsstellen aufgegeben, wie aus einem Bericht von NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) an den Landtag hervorgeht. Die SPD befürchtet, dass das System der Sprach-Kitas „ausbluten“ könnte.

In dem Bericht heißt es, wegen der Unsicherheiten durch den kurzfristigen Ausstieg des Bundes aus der Finanzierung von Sprach-Kitas seien zum Jahresende 2022 einige Träger aus der Förderung des Bundes ausgestiegen, „so dass 2023 noch 93 Prozent der 2022 geförderten Sprach-Kita-Fachkraftstellen und 90 Prozent der 2022 geförderten Fachberatungsstellen durch den Bund gefördert werden.“ Das bedeutet, dass sich zehn von 100 Fachberatungsstellen und etwa 100 Sprachförderkräfte aus dem System verabschiedet haben.

Ministerin: In NRW reicht das Geld mindestens für ein weiteres halbes Jahr

Bund und Länder hatten lange über die Finanzierung gestritten. 2022 stellte der Bund rund 47.5 Millionen Euro für Sprach-Kitas in NRW zur Verfügung. Im November sagte er zu, die Förderung bis Mitte 2023 zu verlängern. Aber einige Träger von Beratungsstellen hatten wohl das Vertrauen verloren. Die Landesregierung verspricht jetzt eine Finanzierung der Sprach-Kitas ab dem 1. Juli 2023 für das zweite Halbjahr. Das Geld reiche dafür, so Paul.

SPD wirft der Ministerin vor, nicht "in die Gänge" zu kommen

SPD-Kita-Experte Dennis Maelzer wirft der Ministerin vor, sie komme nicht „in die Gänge“, um für eine klare Regelung und Struktur bei den Sprach-Kitas zu sorgen. „Schon jetzt haben sieben Prozent der Erzieherinnen und Erzieher diesem wertvollen Beruf den Rücken gekehrt. Jede zehnte Fachberatungsstelle ist schon verloren gegangen. Das System blutet aus“, sagte Maelzer. Ohne schnelle Klarheit könnten sich bald noch mehr Fachkräfte „umorientieren“.

Das Programm „Sprach-Kitas“ richtet sich an Kitas, in denen viele Kinder mit sprachlichen Problemen betreut werden. Die Kita-Teams erhalten zusätzliche Fachkräfte für die sprachliche Bildung sowie Hilfe von Fachberatungsstellen.