Düsseldorf. Schulministerium will erst zum neuen Schuljahr den Unterrichtsausfall erfassen. Lehrerverbände kritisieren: Vom Wiegen wird die Sau nicht fett.

Lehrerverbände in NRW kritisieren den Streit um die Erfassung des Unterrichtsausfalls an Schulen als „nutzlose Scheindebatte“. Selbstverständlich sei die Dokumentation ein wichtiges Instrument, „doch das eigentliche Problem ist der Unterrichtsausfall und nicht die Statistik“, sagte Sven Christoffer, Vorsitzender von Lehrer NRW. „Allein vom Wiegen wird die Sau nicht fett“, sagte er.

Die Ursache für ausgefallene Stunden sei bekanntlich der eklatante Lehrkräftemangel. Nach Angaben des Schulministeriums sind derzeit rund 8000 Stellen nicht besetzt. „Wir brauchen konstruktive Lösungsvorschläge und keine Pseudo-Debatten, ob die Statistik nun gegen Ende des alten oder zu Beginn des neuen Schuljahrs wieder aufgenommen wird“, so Christoffer.

Kritik: Statistik schafft keine Stellen

Zuvor hatte Schulministerin Dorothee Feller (CDU) angekündigt, die Erfassung des Unterrichtsausfall nach den Sommerferien wieder „planmäßig“ aufzunehmen. Die rund 5500 Schulen in NRW würden rechtzeitig über die Details zur Erhebung informiert. Die Opposition im Landtag hatte kritisiert, dass auch nach Ende der Pandemie-Einschränkungen im Schulalltag die Zahl der ausgefallenen Stunde nicht erfasst wird. Die Ministerin befinde sich „auf einem schulpolitischen Blindflug“, sagte FDP-Schulexpertin Franziska Müller-Rech.

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Auch der Philologenverband NRW kritisiert die politische Debatte: „Eine Statistik allein generiert keine Stellen oder gar Lehrkräfte“, sagte Vorsitzende Sabine Mistler. Daran ändere auch eine Wiederaufnahme der Erfassung nichts. Der Verband plädiert dafür, die wegen der Coronapandemie ausgesetzte systematische Erfassung des Unterrichtsausfalls zum Start des Schuljahrs 2023/24 wieder aufzunehmen.

Die Frist sollte dazu genutzt werden, die Statistik nachzuschärfen, betonte Mistler. „Bisher werden beispielsweise die ausgefallenen Stunden überhaupt nicht in Relation gesetzt zu der Zahl der unbesetzten Stellen.“ Daher habe die bisherige Statistik nur eine begrenzte Aussagekraft. „Das zeigt, wie wenig zielführend die derzeitige Debatte ist.“