Essen. Nach langer Verzögerung können Studierende die Einmalzahlung von 200 Euro nun beantragen. Die hohe Nachfrage zwingt Antragsplattform in die Knie.

Endlich ist es so weit. Nach sechsmonatiger Wartezeit können Studierende und Fachschüler ab heute die 200 Euro Energiepreispauschale beantragen. Bereits im September 2022 hatte die Bundesregierung angesichts rasant steigender Energiekosten die Sonderzahlung vereinbart. Doch während Millionen Erwerbstätige, Rentnerinnen und Rentner ihre Einmalzahlung bereits erhalten haben, mussten junge Menschen lange warten.

In NRW haben rund 750.000 Studierende und Tausende Fachschüler Anspruch auf die Unterstützung, bundesweit sind es rund 3,5 Millionen Menschen. „Das studentische Budget ist auf Kante genäht, und nun droht diese Naht zu reißen. Die Preiserhöhungen auf Energie und Lebensmittel schlagen voll auf die Studierenden durch“, beschreibt Prof. Beate Schücking, Präsidentin des Deutschen Studierendenwerks, die Lage.

Web-Seiten zum Start überlastet

Offenbar haben Zehntausende junge Menschen auf das Startsignal für die Pauschale gewartet, denn die Internetplattform „www.einmahlzahlug200.de“ sowie die BundID-Seite, über die das Verfahren abgewickelt wird, waren zum Start bereits völlig überlastet. Wer es versuchte, bekam den Hinweis: „Diese Website ist auf Grund hoher Nachfrage kurzfristig nicht verfügbar“.

Bevor die Berechtigten an ihr Geld kommen, müssen sie ein umständliches Verfahren bewältigen: Um einen Antrag zu stellen, muss man auf der genannten Plattform ein BundID-Konto erstellen. Dafür benötigt man einen Personalausweis mit Online-Funktion (eID) samt einer zugehörigen App, mit der man die Ausweisdokumente auslesen kann, etwa die „AusweisApp2“. Alternativ funktioniert die Registrierung auch mit einem Elster-Zertifikat oder unter Angabe eines Benutzernamens und eines Passworts.

Studierende sind sauer

Doch das ist noch nicht alles: Zusätzlich wird ein Zugangscode benötigt, der von der Hochschule oder der Ausbildungsstelle verschickt wird. Erst damit können Studierende, Auszubildende und Fachschüler das Antragsformular auf der Website aufrufen. Wird der Antrag bewilligt, kommt eine Bestätigung per Email. Das Geld wird dann überwiesen.

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Zu spät, zu wenig, zu kompliziert, zu unsicher - viele junge Menschen sind über die umständliche Antragstellung verärgert. Das bundesweite Bündnis „Keinmalzahlung200“ aus Piratenpartei und Studierendenvertretungen spricht von „Totalversagen“ und „Bankrotterklärung“ der Bundesregierung. „Schon vor der Krise war die Lage der Studierenden prekär. Nun ist die Not riesig“, sagt Anne Herpertz, Vorsitzende der Piratenpartei und Initiatorin des Bündnisses. Die 200 Euro seien längst eingepreist.

Zeitraubende Vorbereitungen

Auch Amanda Steinmaus vom Landes-Asten-Treffen NRW beklagte die lange Wartezeit, sieht in der Energiepreispauschale aber nur eine Übergangslösung. „Wir fordern eine deutlich größere Einmalzahlung in Höhe von 1000 Euro sowie eine schnelle Generalüberholung des Bafög“, sagte die Studentin der Uni Duisburg-Essen dieser Redaktion.

Das Bundesbildungsministerium verteidigt die zeitraubenden Vorbereitungen. Zunächst musste die digitale Infrastruktur sowie die Online-Plattformen aufgebaut werden. „Angesichts der rund 3,5 Millionen Antragsberechtigten an mehr als 4000 Ausbildungsstätten handelt es sich um ein Massenverfahren, welches nur durch die Einrichtung vollständig digitaler Entscheidungswege bewältigt werden kann“, so das Ministerium. Bei Rentnern konnte die Rentenversicherung das Geld einfach zusätzlich zur normalen Monatszahlung auszahlen, bei Studierenden musste ein völlig neues Verfahren eingerichtet werden.