Düsseldorf. NRW will die “grundlose Teilzeit“ einschränken. Die Antragsverfahren sind angelaufen. Die Lehrer warnen vor einem gegenteiligen Effekt.

Im Streit um die Einschränkung der Teilzeit-Möglichkeiten für Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen haben sich die Bezirksregierungen als Genehmigungsbehörden um Deeskalation bemüht.

„Auch bisher kam es bereits zu Ablehnungen von Anträgen auf voraussetzungslose Teilzeit, oder sie wurden lediglich in einem bestimmten Umfang bewilligt“, erklärte eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf auf Anfrage. Auch die Bezirksregierung Köln verwies darauf, dass „ein neues Verfahren“ gar nicht in Gang gesetzt worden sei. Das Landesbesoldungsgesetz verpflichte schon bisher dazu, in jedem Einzelfall zu prüfen, ob dienstliche Gründe der Genehmigung entgegenstünden. Ein solcher Grund sei nun einmal „die Gefährdung der Unterrichtsversorgung“, so die Kölner Behörde.

Hintergrund der Aufregung ist das „Handlungskonzept Unterrichtsversorgung“, das Schulministerin Dorothee Feller (CDU) Ende 2022 vorgestellt hatte. Darin werden die Bezirksregierungen von der schwarz-grünen Landesregierung angehalten, Anträge auf Stundenreduzierungen, die nicht etwa mit der Versorgung von Kleinkindern oder pflegebedürftigen Angehörigen begründet werden können, künftig strenger zu prüfen. Feller versucht angesichts von 8000 unbesetzten Lehrerstellen in NRW, mehr Stunden von grundständig ausgebildeten Pädagogen unterrichten zu lassen.

An Grundschulen arbeitet fast jeder zweite Lehrer in Teilzeit

An den Grundschulen arbeiten bereits 48 Prozent der Lehrkräfte in Teilzeit, an Gymnasien sind es 37 Prozent. Die meisten Pädagogen reduzieren zwar aus familiären Gründen ihre Stundenkontingente, über alle Schulformen hinweg nutzen aber rund 13.000 Pädagogen meist über viele Jahre die Möglichkeit der „grundlosen Teilzeit“. Das könnte sich nun ändern.

„Die Sicherung der Unterrichtsversorgung ist im Falle einer Ablehnung ein Grund mit zentraler Bedeutung“, erklärte die Bezirksregierung Münster. An der Umsetzung des Handlungskonzepts von Feller werde „mit Hochdruck gearbeitet“. Auch Arnsberg kündigte an, man werde „intensiv prüfen“. Hintergrund: Wer ab dem neuen Schuljahr 2023/24 seine Stundentafel reduzieren oder reduziert halten will, muss in diesen Wochen seinen Antrag einreichen.

In der Vergangenheit wurde ein Teilzeit-Antrag nur selten abgelehnt

In der Vergangenheit habe es bloß „in wenigen Einzelfällen mal eine Ablehnung eines Teilzeitantrags gegeben“, räumt die Bezirksregierung Detmold ein. Die Lehrergewerkschaft GEW hält die Einschränkung der anlasslosen Teilzeit für einen schweren Fehler der Landesregierung. Wer in Teilzeit unterrichte, mache dies, weil er auf dem Zahnfleisch gehe, warnte GEW-Landeschefin Ayla Celik in einer Expertenanhörung des Landtags. Es gibt die Sorge, dass die Zahl der Krankschreibungen weiter steigen könne. „In Köln wird sachgrundlose Teilzeit nicht mehr genehmigt“, klagte eine Lehrkraft bereits gegenüber unserer Redaktion.