Düsseldorf. Die Ärztekammer Nordrhein warnt vor Plänen des Bundes: Versorgungssicherheit muss an erster Stelle stehen. Darum gibt es in NRW Kritik.
Die Kritik an der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplanten Krankenhausreform wird in NRW lauter. Am Dienstag warnte die Ärztekammer Nordrhein vor einer Eins-zu-eins-Umsetzung der Vorschläge. „Die Empfehlungen der Regierungskommission führen in ihrer derzeitigen Ausrichtung zu einer erheblichen Ausdünnung der Krankenhauslandschaft, wie die von der Deutschen Krankenhausgesellschaft in Auftrag gegebene Auswirkungsanalyse zeigt,“ sagte Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) erinnerte den Bund daran, dass die Krankenhausplanung Ländersache sei.
Eine Expertenkommission des Bundes schlägt vor, die Krankenhäuser in verschiedene Kategorien („Level“) einzuteilen. Das würde bedeuten, dass es nur wenige Vollversorger gäbe, die die volle Breite der medizinischen Leistungen anbieten könnten. Andere würden nur noch eine Grundversorgung oder spezielle Dienste anbieten. Die Reform soll die Kliniken wirtschaftlich solider aufstellen und ihnen im Kampf gegen den Fachkräftemangel helfen.
Nach Bundesplänen müssten über die Hälfte der Geburtskliniken in NRW schließen
Bliebe es bei den Vorschlägen des Bundes, müssten in NRW über die Hälfte der Geburtskliniken geschlossen werden, warnte Rudolf Henke. Von den heute 137 Klinik-Standorten würden nur 36 übrigbleiben. Die Krankenhausgesellschaft NRW hat eine ähnliche Warnung formuliert: Die Zahl der Kliniken mit Notaufnahmen würde von 270 auf 80 sinken.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) glaubt nicht, dass der Bund diese Pläne verwirklicht. Ein Kahlschlag bei den Geburtskliniken wäre aus seiner Sicht „unvernünftig“. Wer so etwas plane, der nehme in Kauf, dass in ländlichen Regionen „Taxi-Geburten wegen der langen Wege zur Klinik wieder die Regel werden“, sagte Laumann. Mit einer „Bundes-Schablone“ könne man nicht die Krankenhauslandschaft in einem Bundesland neu zeichnen. NRW plant selbst eine große Krankenhausreform. Ob die zu den Plänen des Bundes passt, ungewiss.
Ärztekammer Nordrhein: „Versorgungssicherheit muss an erster Stelle stehen“
Auch die Notfallversorgung bei Herzinfarkt oder Schlaganfall stünde durch den Reformvorschlag auf der Kippe, kritisiert die Ärztekammer Nordrhein. Laut Henke läuft das Verfahren damit auf eine „Wartelistenmedizin“ hinaus. „Versorgungssicherheit muss deshalb an erster Stelle stehen.“
Die Krankenhausplanung in NRW müsse zudem durch eine solide Finanzierung gestützt werden, forderte der Kammerpräsident. Zurzeit würden nur die Leistungen der Kliniken finanziert, nicht aber das Vorhalten von Personal und Ausstattung. Dabei benötigten die immer älter werdenden Patienten mehr Zuwendung.