Düsseldorf. Ein U-Ausschuss des Landtags zu “Lügde“ setzt die Arbeit des Vorgänger-Ausschusses fort. Verdacht: Viele Täter sind noch unbekannt.

2019 erschütterten die vielen Fälle von Kindesmissbrauch, die jahrelang auf einem Campingplatz bei Lügde geschahen, die Bürgerinnen und Bürger und die NRW-Landespolitik. Ein Schlussstrich kann offenbar auch nach der Verurteilung von drei Haupttätern nicht gezogen werden. Am Montag beginnt der Untersuchungsausschuss (PUA) „Kindesmissbrauch“ des Landtags, der die Arbeit eines PUA in der vergangenen Legislaturperiode fortsetzt, mit den ersten Zeugenvernehmungen. Und es steht der Verdacht im Raum, dass der Kreis der Täter viel größer sein könnte als bisher angenommen.

„Aufgrund der Unterlagen, die uns vorliegen, gehen wir von weiteren Tätern aus dem Gesamtkomplex Lügde aus“, sagte Andreas Bialas, Sprecher der Sozialdemokraten im U-Ausschuss, am Freitag. Indizien deuten auch auf Tatbeteiligte in Niedersachsen hin, vermuten Ausschussmitglieder. Unter den vielen Fragen, die der PUA nun klären möchte, gehört auch die, ob die Behörden tatsächlich allen Ermittlungsansätzen konsequent nachgegangen sind und ob der Schutz der Opfer nach Bekanntwerden des Tatkomplexes gewährleistet war.

PUA hat gerichtsähnliche Befugnisse

Tatsächlich scheinen sich die Ermittler unter dem Druck der Öffentlichkeit vor allem auf die drei Hauptbeschuldigten und deren Überführung konzentriert zu haben. Der Ausschuss, der gerichtsähnliche Befugnisse hat, kann Akten anfordern und Zeugen befragen. Am Ende steht allerdings kein Urteil, sondern ein Bericht.

Zwei der überführten Täter, Andreas V. und Mario S., wurden im Jahr 2019 zu langjährigen Haftstrafen und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Sie sollen dutzende Kinder auf dem Campingplatz Eichwald missbraucht haben. Ein weiterer Angeklagter erhielt eine Bewährungsstrafe. Die anderen großen Missbrauchsfälle in NRW in Bergisch-Gladbach und Münster sind wegen der Komplexität der Vorgänge in Lügde nicht Untersuchungsgegenstand des Ausschusses.

Die ersten Zeugen des PUA sind Polizisten. Sie gehörten dem Einsatzkommando „Camping“ und der Ermittlungsgruppe „Eichwald“ an.