Düsseldorf. „Das ist erstmal ein gutes Zeichen“ - der NRW-Innenminister äußert sich erstmals zur Rolle der Polizei bei einem erneuten Einsatztoten.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat sich nach dem erneuten Todesfall bei einem Dortmunder Polizeieinsatz erleichtert darüber gezeigt, dass erste Erkenntnisse nicht auf einen Taser-Schuss als Ursache hindeuteten. „Das ist erstmal ein gutes Zeichen. Warten wir die Ermittlungen ab, aber bisher ist festzustellen, dass die Zusammenhänge so nicht feststellbar sind“, sagte Reul am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags.
Am frühen Mittwochmorgen waren Einsatzkräfte in die Dortmunder Nordstadt gerufen worden, weil dort ein Obdachloser lautstark randalierte. Ein Polizist soll von dem Mann verletzt worden sein, woraufhin ein Kollege die umstrittene Elektroschockpistole abfeuerte. Der mit den beiden Elektroden getroffene Angreifer brach nach dem Stromstoß zusammen und verstarb trotz Reanimationsversuchen wenige Stunden später im Krankenhaus.
Schnelle Obduktion brachte erste Erkenntnisse
Die Obduktion hat laut Staatsanwaltschaft ergeben, dass „eine Kausalität zwischen dem Einsatz des Elektrodistanzimpulsgerätes und dem Todeseintritt nicht sicher festgestellt“ werden konnte. Der Verstorbene hatte demnach ein schwer vorerkranktes Herz und war offenbar erheblich alkoholisiert. Aus Neutralitätsgründen hat die Kreispolizeibehörde Recklinghausen das Todesermittlungsverfahren übernommen. „Die machen das, wie auch in anderen Fällen, sehr akribisch, gründlich, professionell“, betonte Reul.
Die Dortmunder Polizei steht unter besonderer Beobachtung, seit Anfang August in der Nordstadt bereits ein 16-jähriger Flüchtling aus Afrika bei einem augenscheinlich missglückten Einsatz durch mehrere Kugeln aus einer Maschinenpistole getötet worden war. Auch damals kam zuvor ein Taser zum Einsatz, verfehlte aber seine Wirkung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen fünf Beamte und hatte bereits Zweifel an der Angemessenheit des polizeilichen Vorgehens geäußert.
Taser kam in diesem Jahr NRW-weit 250-mal zum Einsatz
Laut NRW-Innenministerium hat die Bereitschaftspolizei in diesem Jahr landesweit 250-mal in Einsätzen zum Taser gegriffen. In 50 Fällen sei auch tatsächlich ein Schuss mit der Elektroschockpistole abgegeben worden – bislang ohne tödliche Folgen. Der Taser als neue Waffe der NRW-Polizei ist innerhalb der schwarz-grünen Landesregierung hochumstritten und soll auf Druck der Grünen bis 2024 in einem Pilotversuch wissenschaftlich ausgewertet werden.